Berlin, 21. Mai 2018. Nach siebzehn Tagen Podiumsdiskussionen, Workshops und zehn ausgezeichneten Inszenierungen aus Wien, Zürich, München und Berlin kommt das Theatertreffen 2018 in Berlin zum wohlverdienten Abschluss. Am letzten Tag werden noch Preise verliehen, darunter der Alfred-Kerr-Darstellerpreis. Mit diesem wird Benny Claessens für seine herausragende schauspielerische Leistung in Am Königsweg in einer Inszenierung von Falk Richter ausgezeichnet. Der Juror ist Fabian Hinrichs. 2012 wurde ihm selbst bereits der Preis verliehen, heute bestimmt er den Preisträger, überreicht den Preis und hält eine Laudatio:
„Bist Du Künstler oder arbeitest Du im Service?“ Gleich zu Beginn stellt Hinrichs diese provokant rhetorische Frage. Sie ist an alle Schauspielende gerichtet und ist ihm die „wichtigste Frage“ 2 und sollte eigentlich klar zu beantworten sein. Doch ist dies anscheinend nicht der Fall: Ich muß schon sagen, es war ziemlich anstrengend, einen jungen Alfred Kerr-Preis-würdigen Schauspieler aufzuspüren, einen jungen Künstler, einen souveränen Schauspieler, keinen Dar-Steller und Dar-Geher und Dar-Steher, einen, den auch Alfred Kerr selbst vielleicht als Persönlichkeit ausgemacht hätte, keinen, der mit den Fingern schnipst, weil ihm gesagt wurde, er solle jetzt mal schnipsen. [...] Auf meiner Suche nach dem souveränen Schauspieler mit einer Leitung nach oben begegnete mir preußischer Gehorsam, wohl als erschütterndes, durch die Generationen hindurch gewandertes Erbe des preußischen Militarismus, wackeres Soldatentum, man sah Menschen bei anstrengender Arbeit zu.