Im Modul „Grenzverschiebung“ haben wir uns mit Institutionskritik und Institutionsverschiebung beschäftigt. Eine Grundfrage, die zu solchen Verschiebungen führt oder führen kann, ist die Frage danach, was nicht läuft: Was funktioniert in dieser Institution oder Gemeinschaft nicht gut? Was wünschen sich die Menschen, die hier miteinander arbeiten, leben, Freizeit gestalten? Was könnte anders oder besser sein?
Wenn ich eine Institution entwickeln möchte, dann eine, die ich kenne. Von der ich weiss, was nicht läuft, was noch verändert werden könnte. Da ich neben meinem Studium immer zu einem hohen Prozentsatz arbeite, ist es für mich nicht realistisch, eine Institution zusätzlich kennenzulernen. Aus Zeitgründen muss ich die Möglichkeiten nutzen, die vorhanden sind. Zugleich ist mein Interesse daran, „meine“ Institution zu entwickeln sehr gross, da ich ja weiterhin dort arbeiten werde. Schliesslich würde ich von einer Veränderung ins Positive selbst auch profitieren. Und auch bezüglich Nachhaltigkeit scheint mir mein eigener Arbeitsplatz eine gute Option zu sein. Ich werde weiterhin vor Ort sein und mit den Menschen, mit denen ich die Verschiebung plane, zusammenarbeiten. Alle Personen, die dort angestellt sind und mit mir in irgendeiner Form später wieder zusammentreffen, werden sich hoffentlich an das erinnern, was ich initiiert habe. Mir ist aber auch bewusst, dass es zu Rollenkonflikten führen kann, wenn ich als Beschäftigte, die Institution, die meine eigene Arbeitgeberin ist, kritisiere, da es eine Vermischung von mir als Privatperson, als Arbeitnehmerin und mir als Kunstfigur oder Vermittelnde geben wird. Auch gibt es Kolleg:innen an der PH, die mir schon immer ins Gesicht sagen, dass ich „ein bunter Hund“ sei. Sie meinen damit, dass ich auch in grossen Sitzungsrunden etwas sage, wenn ich gefragt bin. Sie meinen damit, dass meine Kleidung nicht nur grau und blau ist und sie meinen damit, dass ich überdurchschnittlich viele Menschen aus vielen verschiedenen Bereichen kenne. Wenn es denn so wäre, dass ich eine «Freche» bin (was ich selbst nicht so wahrnehme), könnte ich auch als „Hofnärrin“ angesehen werden. Diese Rolle der Hofnärrin ist keine, die ein System in Bewegung bringt. Im Gegenteil, diese Rolle stabilisiert und ist abhängig von der Gunst der Obrigkeit. Ebenfalls eine Falle, die ich versuche zu umgehen. Es muss also unbedingt eine Differenz zwischen mir als Arbeitnehmerin und „mir“ als Kunstfigur erkennbar werden.