Das englische Wort 'bleed' trägt verschiedene Bedeutungen. Für mich ist die Verwendung im Zusammenhang mit Druck und Zuschnitt besonders interessant. Hier bezeichnet 'bleed' die überschüssig bedruckte Fläche, welche durch den Zuschnitt zwar entfernt wird, aber für das Bedrucken der Druckfläche bis zu den Rändern notwendig ist. Der Überschuss geht dabei verloren, bleibt im Ergebnis unsichtbar, ist aber erforderlich für die Gestaltung. Neben dem Zuschnitt von Klängen und formalen Bereichen ist die künstlerische Forschung im Feld polytemporaler Musik seit einiger Zeit ein fester Bestandteil meiner kreativen Auseinandersetzung. In 'bleed' gibt es sehr lang gezogene Beschleunigungen, welche aus einem gemeinsamen Puls erwachsen, durch veränderte Teilungen und Taktmasse diesen aber wieder erreichen, ohne dass ein Prozess umgekehrt werden muss. (Tobias Fandel)