< [… ]Sie fragen mich, ob er mir Angst machte, dieser Raum? Ja. Ich kann nur sagen ja, er war wahrlich beängstigend wie er da vor mir lag. Meine Güte. So unermesslich, so-so, wie soll man sagen-weit.>
In der folgenden Arbeit werde ich mich mit dem abnormen Raum beschäftigen. Also einem Raum, einem Bühnenraum, der durch Eingriffe in die gewohnte Form des Bühnenbildes und seiner klassischen Rolle in einer Inszenierung zu etwas Abnormen, also etwas vom üblichen Abweichenden, wird.
Zentrale Frage ist hierbei, wie optische Täuschungen auf der Bühne, auf verschiedensten Wegen herbeigeführt, solche Verzerrungen des gewohnten optischen herbeiführen können und wie dies
Einfluss auf Spielende und Betrachtende hat.
Ich beziehe mich hierbei nicht nur auf das klassische Theater, sondern auch auf Oper und Performances. Also den gesamten heutigen theatralen Kontext.
Oft wird ein Bühnenbild nur als kleine Komponente einer Inszenierung wahrgenommen und nicht als selbstständige künstlerische Arbeit aufgefasst. Doch ist das richtig? Und was passiert, wenn die Bühne sich als eigenes Kunstwerk definiert und emanzipiert - dem sich sowohl Spiel als auch Regie einordnen und bis zu einem gewissen Grad anpassen müssen?
Laut Definition bedeutet Bühnenbild: << Ausgestaltung der Bühne für eine bestimmte Szene bzw. ein bestimmtes Theaterstück. >>
Doch mit den heutigen Möglichkeiten von Video, neuen Materialien und dem Spiel mit den Fluchten und Perspektiven im Raum ist weit mehr möglich als nur eine Ausgestaltung und Unterstützung einer Inszenierung. Und vielleicht ist genau diese Ausschöpfung der Bühnenkompetenz und der Performativität des Raumes (gerade in der heutigen Zeit des 3-D Kinos und immer mehr neuen medialen Reizen) ein gutes Mittel, um das Theater am Leben zu erhalten und seine Daseinsberechtigung zu stärken.
Bühnenbildner*innen wie zum Beispiel Klaus Obermaier und Barbara Ehnes arbeiten mit solchen Mitteln und erfinden so die Bühne und die dort erzählten Welten stets neu und fordern den Zuschauenden und Spielenden stetig auf, wach und aufmerksam zu bleiben.
Zu Beginn dieser Arbeit werde ich auf den Sehapparat und die Entstehung der vielfältigen optischen Täuschungen eingehen.