Wir Menschen greifen in den Lauf der Dinge ein, wir steuern, kontrollieren,
verändern und streben nach einem erfüllten Leben. Wir nützen Tiere dafür, sei es als
Arbeitskraft, als Nahrungsmittel oder als emotionaler Support. Damit kommt auch
eine Verantwortung, oder nicht? Eine Verantwortung gegenüber Tieren, die uns nützen und aber auch gegenüber den Menschen, die weniger angenehme Arbeiten
verrichten.
Ganz besonders an einer Kunsthochschule, die sich mit gesellschaftlichen Fragen
auseinander setzt und sich zu ihnen verhält, greifen wir in die Gesellschaft ein. Ich
studiere unter anderem Theaterpädagogik, weil ich es einen sinnvollen Beruf finde
und eine erfüllende Arbeit. Eine Arbeit, die weit mehr Bedürfnisse befriedigt als
Hunger, Wärme und Sicherheit. Ein Glück?
Auch Schlachtbetriebe greifen in das Leben ein. Sie erfüllen den Bedarf unserer
Gesellschaft an Fleisch. Unter welchen Arbeitsbedingungen? Mit welcher
gesellschaftlichen Anerkennung? Ich weiss kaum etwas darüber.
In den Schlachtbetrieb Zürich sieht man normalerweise nicht rein. Nicht nur weil er
von Zaun und Mauern umgeben und von anderen Gebäuden verdeckt ist - sondern
auch wegen den Arbeitszeiten. Es ist eine Arbeitsrealität, die am Rand stattfindet und
dabei aber die existenziellen Themen Essen und Töten verbindet. Sollte diese Realität
nicht mitten in unserem Alltag stattfinden anstatt am Rand? Weil es auch unsere
Realität ist? Damit realitätsnahes Wissen die Grundlage für die dringend
notwendigen Diskussionen über die Arbeitsbedingungen für Mensch und Tier bildet,
anstatt romantische Bilder aus der Werbung, aus Kinderbilderbücher - oder aus dem
Wipkihof.
Otto in meiner