Meine künstlerische Praxis setzt sich mit der Stimme und der Macht der Sprache auseinander. Ich arbeite mit der menschlichen Stimme als körperliches Instrument und untersuche ihre Möglichkeiten, Grenzen und Bedeutungen.
Ausgehend von diesem künstlerischen Interesse am Phänomen Stimme, setze ich mich in dieser Arbeit auf einer theoretischen Ebene mit Konzepten der Stimme auseinander. Dazu bearbeite ich Texte der Medienphilosophin Alice
Lagaay, die Stimme in ihrer Mehrstimmigkeit und Fragmentierung als multidimensionales Konstrukt1 sieht. Dadurch wechsle ich die Perspektive von der physischen Produktion der Stimme in eine Betrachtung und ein Erfahren der
Stimme. In der Masterarbeit möchte ich den Fokus weg von einer visuellen Kulturerfahrung auf eine hörende Erfahrung lenken. Das Hören von Stimme(n) erörtere ich anhand der von der Komponistin Pauline Oliveros entwickelten Haltung und Praxis des Deep Listening2, die sich für ein Forschen durch Hören einsetzt. Die Mehrstimmigkeit und das aktive Hören verbinde ich zu einem experimentellen Setting: Ich höre mir zwei stimmfokussierte Soundarbeiten an und verschriftliche diese Hörerfahrungen simultan. Dabei untersuche ich die Fragen, wie sich Stimme(n) in Bezug auf das Hören und das Verschriftlichen artikulieren lassen, und welche Beziehung zwischen diesen Elementen besteht. Zudem untersuche ich die Grenzen, auf die ich in diesen verschriftlichten Hörerfahrungen stosse, sowie deren Potenzial als künstlerischen Akt.
Während des Hörens der stimmfokussierten Soundarbeiten Phonopoetica3 von Katalin Ladik und Walking Song4 von Meredith Monk beobachte ich die Mehrzeitlichkeit der Stimmen, die es immer nur im Plural gibt, und eine kontinuierliche dialogische Bewegung zwischen den Stimmen und dem Hören. Die Hörerfahrung wird durch die simultane, wörtliche Verschriftlichung herausgefordert. Sie ist geprägt davon, Worte zu finden, ihre Grenzen zu entdecken, zu verdichten und zu priorisieren. Obschon die Verschriftlichung die Hörerfahrung einschränkt, wird sie zur Spur dieser Erfahrung. In meiner künstlerischen Praxis möchte ich diese geschriebenen Spuren meiner Hörerfahrung auf ihr künstlerisches Potenzial testen, sie erfahrbar machen und diskutieren. Die verschriftlichten Hörerfahrungen zeugen von einem Dialog zwischen dem Hören, dem Gehörten/den gehörten Stimmen
und meiner Stimme(n) und fügen sich zu einem Zusammenspiel der Zeitlichkeiten. Im performativen Gestus des Vorlesens aktiviere ich mit meiner Stimme, die selbst mehrzeitliche Stimmen beherbergt, diese Texte. Die
Re-Wind-Taste der Soundanlage wird performativ zum Wieder-Abspielen und Wieder-Erleben. RE-PLAY als Titel dieser künstlerischen Forschung bewegt sich zwischen Lesung, Reenactment, Performance, Archiv, Stimmung, Transkription und Übersetzung im Jetzt.
n der Masterarbeit möchte ich den Fokus weg von einer visuellen Kulturerfahrung auf eine hörende Erfahrung lenken. Das Hören von Stimme(n) erörtere ich anhand der von der Komponistin Pauline Oliveros entwickelten Haltung und Praxis des Deep Listening2, die sich für ein Forschen durch Hören einsetzt.