Im Theater gibt es schon seit einigen Jahren eine starke Tendenz, sich mit gemeinschaftlichen und kollektiv geprägten Arbeitsweisen auseinanderzusetzen und diese in der individuellen Praxis zu erproben. Diese Tendenz erstreckt sich auch auf das wachsende Segment des Theaters mit Kindern und Jugendlichen – sei es in der freien
Szene1 oder an den grossen Häusern. Jede Produktion mit Kindern und Jugendlichen beschäftigt sich auch immer indirekt mit der Frage, wie man zeitgenössisches Theater mit Kinder und Jugendlichen machen kann. In dieser Arbeit untersuche ich die Verknüpfung dieser beiden Tendenzen: Das heisst, wie man heute fortschrittliches und gleichberechtigtes Theater mit Kinder und Jugendlichen machen kann. Mein Theaterbegriff ist geprägt von der Vorstellung, dass Theater ein Ort ist, an dem
Utopien und Wünsche auf und neben der Bühne erprobt und durchgespielt werden. Aber es ist auch der Ort, wo andersartige, neue und abweichende Strukturen und Prozesse innerhalb der Zusammenarbeit ausprobiert werden können. Es ist damit auch ein Ort, welcher helfen kann, emanzipatorische Vorgänge und Möglichkeiten aufzuzeigen oder anhand künstlerischer Settings erst möglich zu machen. Daher liegt es nahe, die Emanzipation ins Theater hineinzudenken. Es stellte sich die Frage, wo zeitgenössische emanzipatorische Formen in der Zusammenarbeit mit Kinder und Jugendlichen liegen könnten. In diesem Zusammenhang kam aufgrund des untersuchten Materials der Begriff der Autorschaft ins Spiel, der für mich zunehmend zentral wurde in Bezug auf die Frage nach gleichberechtigten Arbeitsweisen.
So lautet die Fragestellung: Wo könnte bei unterschiedlichen Formen der Autorschaft emanzipatorisches Potential im Theater mit Kindern und Jugendlichen liegen?
Durch diese Arbeit erhoffe ich mir auf Ansätze zu stoßen, welche sich zum Schluss in eine Verallgemeinerung bringen lassen können und Anhaltspunkte für eine Herangehensweise ans Theatermachen bieten, die das emanzipatorische Potential des Theaters zu Tage bringen und alternative gesellschaftliche Strukturen aufzeigen können.
Die Arbeit soll und will keine Antworten liefern, sondern mir und anderen Theaterschaffenden, Anregungen und Impulse für die Suche nach zukünftigen Arbeitsweisen geben.