Ukrainische Liebeslieder op. 5
für Vokalquartett und Klavierbegleitung
I Allegro non troppo (Lasse mich, o Ataman)
II Allegro (Blinder Spielmann, rühr' zum Tanze)
III Allegro moderato (Mein Herzchen ist ein Vöglein)
IV Grazioso (O hätt' ich Flügel, zu dir Geliebter)
V Moderato (Warum holst du nicht mehr Wasser)
VI Allegretto (Schleichen wollt' ich zu dem Liebchen)
VII Andante (Leuchte, leuchte, lieber Mond)
VIII Allegro (O weht nicht, ihr Stürme)
IX Con spirito, non troppo presto (O mein Ross, treues Ross!)
Liedtexte (anonym)
I
Allegro non troppo (Lasse mich, o Ataman)
Lasse mich, o Ataman ,
heim zur Liebsten ziehen;
Liebchen's schwarze Äugelein
weinen heiße Tränen!
Zürnt der grimme Ataman,
drohet dem Kosaken:
Schmieden will ich an den Pfahl
dich mit schwerer Kette!
Schmiede mich, o Ataman,
an der Liebsten Hütte,
dass ich durch das Fensterlein
meinen holden Schatz erschaue!
II
Allegro (Blinder Spielmann, rühr' zum Tanze)
Blinder Spielmann, rühr' zum Tanze
deiner Gusla Saiten!
Der Kosaken wilde weisen
stimmet an im Kreise!
Drohend schwingt mein Arm die Lanze
gegen Türk' und Heiden!
Doch er kann so lind umfangen
dich, o holdes Lieb!
Ach! Ich Ärmste steh verlassen!
Den ich liebe, muss meiden!
Sterben werd' ich und vergehn
in Liebesqual!
III
Allegro moderato (Mein Herzchen ist ein Vöglein)
Mein Herzchen ist ein Vöglein,
das im Käfig trauert!
Armes kleines Vöglein gern
in's Freie flöge!
O, weint, ihr dunkeln Äuglein,
bis der Schlaf euch decket!
Und zum Liebsten hin der Wind
Bange Klage wehet!
IV
Grazioso (O hätt' ich Flügel, zu dir Geliebter)
O hätt' ich Flügel, zu dir, Geliebter,
schnell geflogen käm' ich!
Aber so, mein junges Leben,
welk' ich und vergräm' ich!
V
Moderato (Warum holst du nicht mehr Wasser)
Warum holst du nicht mehr Wasser Teil
an dem Bache bei den Tannen?
Schwarzäugig Mägdelein!
Warum welken alle Blumen Teil
an dem Bache bei den Tannen?
Schwarzäugig Mägdelein!
Warum flossen heiße Tränen Teil
an dem Bache bei den Tannen?
Schwarzäugig Mägdelein!
VI
Allegretto (Schleichen wollt' ich zu dem Liebchen)
Schleichen wollt' ich zu dem Liebchen
heimlich im Dunkeln!
Doch die bösen Hunde bellen laut,
bellen laut und knurren!
Schaute gern in ihre Äuglein,
heimlich, in die schwarzen!
Doch die bösen Nachbarn flüstern gleich,
flüstern und raunen!
VII
Andante (Leuchte, leuchte, lieber Mond)
Leuchte, leuchte, lieber Mond,
niemand auf der Welt,
als nur allein dem lieben Schatz,
wenn er nach Hause zieht!
leuchte ihm mit hellem Schein,
treib die Wolken fort!
Wenn er eine andre liebt,
geh' unter, lieber Mond!
VIII
Allegro (O weht nicht, ihr Stürme)
O weht nicht, ihr Stürme,
weht nicht so schaurig,
ihr wecket die Schmerzen,
die bittern Schmerzen!
Es rauschen die Bäume,
rauschen und ächzen
und, ach, mein Leid,
mein Leid erwachet!
Es fallen die Tropfen,
die schweren Tropfen.
Doch ihr, meine Augen,
ihr armen, bleibt trocken!
IX
Con spirito, non troppo presto (O mein Ross, treues Ross!)
O mein Ross, treues Ross!
Trage mich in's Türkenland!
O mein Speer, starker Speer,
stoße mir die Mauer ein!
Dass ich Gold, rotes Gold,
mir vom Heidensultan nähm'.
Und die Maid, schwarze Maid,
willig mir der Vater gäb'!
Unsre Liebe, treue Lieb,
harret aus und wanket nicht!