Die Kochwerkstatt0.1 war eine temporäre Küche an der Zürcher Hochschule der Künste und fand auf der Konzertsaalterrasse der siebten Etage zwischen dem 21.09.2023 und dem 25.10.23 statt. Sie wurde von margaretha jüngling konzipiert, geplant, aufgebaut, betreut und bespielt. Die improvisierte Werkstatt bestand aus einem ausgestatten Küchenwagen, einem freistehenden Waschbecken, Biertischen und Bänken, zwei Mikrowellenöfen und einer anfangs leeren Wand, dazwischen freie Fläche.
Die Kochwerkstatt0.1 als Pilotprojekt bot die Möglichkeit, neue Formen und Bespielungen einer Küche als Werkstatt an der ZHdK zu erproben. Sie formte ein Gefäss für margaretha jünglings Praxis des Kochens und Essens und nicht zuletzt einen belebten offenen sozialen Raum.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Tradition der Burrneshas in Albanien und arbeitet im Abgleich mit dem Roman auch dessen Potential für die Bühne heraus. Hierbei entsteht folglich das Grobkonzept für ein eigenes, auf dem Roman basierendes Stück. Die Arbeit ist aufgrund dessen in drei thematische Teile unterteilt. Zu Beginn wird Elvira Dones und ihr Verhältnis zu Albanien vorgestellt, darauf folgt eine Zusammenfassung des Romans, in der auch Erzählstruktur und Zeitlichkeit aufgezeigt wird. Im Teil 1 wird auf die Tradition der Burrneshas eingegangen. Dabei wird erörtert, wie und von wem der Brauch ausgeführt wird und wovon er klar abgegrenzt werden muss. In diesem Teil wird die Tradition auch geschichtlich und geografisch verortet, da dies mit dem Wie und Warum verknüpft ist. Weiter geht die Arbeit der Frage nach dem Konstrukt des binären Geschlechtersystems, welches der Tradition und der allgemeinen nordalbanischen Gesellschaft zugrunde liegt, nach. Der erste Teil endet mit der Frage, wie es heute um diese Tradition steht. Gibt es noch Burrneshas? Wird die Tradition tatsächlich noch praktiziert oder handelt es sich um ein Phänomen vergangener Zeiten?
Heute bin ich selbst Theaterpädagogin. In meiner praktischen Arbeit begegnet mir immer
wieder die Frage, wie ich mit Momenten politischer Stimmbildung umgehen möchte und eng
verbunden damit, wie ich meine Rolle im politischen Bildungsprozess der Teilnehmenden
definiere.
So teilten zum Beispiel in meinem Abschlussprojekt Teilnehmende in der Diskussion um
feministische Vaterschaft Haltungen, die ich persönlich nicht teilte. Jedes Mal überlegte ich
mir wieder aufs Neue: Liegt es in meiner Verantwortung zu widersprechen? Zu
kontextualisieren? Ist es wichtig, dass die Teilnehmenden immer wissen, wofür ich einstehe?
Oder ist es vertretbar unterschiedlichen Haltungen ohne Wertung eine Plattform zu geben?
Ist es ausreichend Fragen zu stellen und zuzuhören? Wollen die Teilnehmenden hier
politisch gebildet werden, oder ist Theater eben genau der Raum, indem Inhalte nicht in gut
und schlecht eingeteilt werden? Steht es mir zu davon auszugehen, ich könnte andere
politisch bilden? Diese Überlegungen tauchen in jedem meiner Projekte in der einen oder
anderen Form auf.
Wie politische
Stimmbildung begleitet werden kann oder möchte ist immer angebunden an die eigene
politische Stimme und an die Person dahinter. Dieser Prozess wird also auch eine Suche
nach meiner eigenen Haltung als Theaterpädagogin sein. Ich werde in dieser Arbeit
zwischen der übergeordneten und der persönlichen Frage Verbindungen spannen und mal
auf den einen, mal auf den anderen Aspekt stärker eingehen.
Die folgende Arbeit beschäftigt sich ausgehend von der Frage nach dem Umgang mit der Gewalt in unseren Geschichten mit der Überschreibung HUND UND TRÄGHEIT – ein palimpsest. Ein Palimpsest ist ein Schriftstück, von dem der ursprüngliche Text abgeschabt oder abgewaschen wurde, wobei jedoch in der Regel Spuren der älteren Beschriftung erhalten bleiben. Es befindet sich damit zwischen dem Bild der Tabula rasa und dem des vollbeschriebenen Blattes. An dem Text habe ich in den Jahren 2016 bis 2023 geschrieben, beendet wurde das Theaterstück im Rahmen des Dramenprozessors.
Die Arbeit versucht, den ambigen, mäandernden Bedeutungsverschiebungen und -schichtungen zu folgen, die die Bewegung des Theatertexts prägen – in dem Wunsch, der Unabgeschlossenheit Rechnung zu tragen, mit der HUND UND TRÄGHEIT der Frage nach dem Umgang mit der Gewalt in unseren Geschichten begegnet. Es ist ein Durchwandern des Textes, ein Erkunden seiner Geografie, ein Kennenlernen seiner Bewohner:innen, ein Nachvollziehen seiner Formen.