Ich sollte eine Inszenierung beschreiben, die mir in letzter Zeit am stärksten in Erinnerung geblieben ist. In diesem Moment habe ich mich für Der Ring des Nibelungen von Necati Öziri in der Inszenierung von Christopher Rüping am Schauspielhaus Zürich entschieden. Ohne groß darüber nachgedacht zu haben, ist mir das Wort «honest» aus dem Mund gekommen, um die Inszenierung zu beschreiben. Zu einem späteren Zeitpunkt ist mir aufgefallen, dass ich dasselbe Wort benutzte, um die Inszenierungen von Leonie Böhm zu beschreiben. Die wiederholt intuitive Nutzung des Wortes «honest» hat mich zum Nachdenken angeregt. Was empfand ich an diesen Inszenierungen denn als ehrlich? Ist es in irgendeiner Weise sinnvoll mit dem Begriff des Ehrlichen diese Theaterarbeiten beschreiben zu wollen? Wenn Theater im Kern “unehrlich“ ist, wie kann es im selben Moment ehrlich sein?