Description | - Das Praxisprojekt in Zusammenarbeit zwischen dem Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin und dem Master Art Education Curatorial Studies präsentiert die Ergebnisse ihrer gemeinsamen Recherchearbeit in einer Publikation und in einer Online-Plakatausstellung. Unter dem Slogan «Sprich mit mir! Die Sammlung befragen» wird das Publikum auf eine Reise der multiperspektivischen Betrachtung von Museumsexponaten eingeladen. Im Sinne einer «entangled history of objects» werden in zwölf Tiefenbohrungen die komplexen Vernetzungen zwischen Objekt, Material, Religion, Politik, Umwelt, Konsum, Geschmack, Museum und Design quer durch die Jahrhunderte aufgezeigt.
Das Design Lab #7 als Online-Plakatausstellung und Plakatausstellung im Toni-Areal
Die Forschungsinhalte können in der interaktiven Online-Plakatausstellung per Mausklick erkundet werden. Mit Blick auf eine zukünftige Wiedereröffnung der Museen sollen die mit QR-Codes versehenen Plakate die vielschichtigen Zugänge zu den Objekten auch in der Dauerausstellung des Kunstgewerbemuseums möglich machen. Parallel dazu ist eine Plakatausstellung in der Zürcher Hochschule der Künste geplant.
Die Online-Plakatausstellung kann über folgende Website aufgerufen werden: www.zhdk.ch/designlab7
Parallel dazu wurde im März 2021 die Plakatausstellung in der Zürcher Hochschule der Künste im Toni-Areal auf Ebene 4 im Turm aufgebaut und ist dort voraussichtlich bis Herbst 2021 zu sehen.
Die Publikation zur Ausstellung
Die Publikation versammelt die Sammlungsrecherche in zwölf miteinander vernetzten Fallstudien. Sie enthält Textbeiträge von Claudia Banz, Yulia Fisch, Christian Imhof, Brooke Jackson, Angeli Sachs, Hannah Spillmann und Gastbeiträge von Wibke Bornkessel. Die Leseprobe zur Publikation «Sprich mit mir! Die Sammlung befragen» (PDF, 384 KB) kann hier heruntergeladen werden. Sie bietet erste Einblicke in den Versuch, die Sammlung des Kunstgewerbemuseums sprechen zu lassen. Die Publikation ist ab sofort online im Webshop der Staatlichen Museen zu Berlin erhältlich.
Multiperspektivisches Storytelling
Ausgehend von der Frage: «Welche Geschichten erzählen eigentlich die Objekte, die in der Dauerausstellung präsentiert werden, jenseits hegemonialer musealer Deutungen?» wählte das sechsköpfige Projektteam aus der Fülle der Sammlung insgesamt zwölf Exponate aus und befragte sie aus unterschiedlichen Perspektiven:
Ist der Taschenglobus der Vorläufer von Google Earth? Was hat er mit Machtstrukturen des Glaubens und Wissens zu tun? Welcher Bogen lässt sich von einem Schachspiel der Renaissance zur Schulung des menschlichen Geistes und der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz schlagen? Wie konnte ein ägyptischer Hocker, der vermutlich fast 2000 Jahre alt ist, in die Sammlung des Kunstgewerbemuseums gelangen, und was sagt dies über die Sammlungsstrategien aus? Wieso wurden im 19. Jahrhundert ganz offiziell Kopien von wichtigen Stücken als Galvanoplastik angefertigt und im Unterschied zu heute sogar ausgestellt? Wo lassen sich Prunkpokale im Netzwerk von Propaganda und Fake News verorten? Welche Geschichten von Ausbeutung und kolonialer Macht, aber auch von technischer Innovation und Fortschritt, sind in ein Paisleykleid aus Wolle und Baumwolle eingeschrieben? Wieso werden kaputte Stücke im Depot aufbewahrt? Welche Materialien lassen sich nur schwierig restaurieren? Wie wandelt sich die Bedeutung von Materialien wie etwa Eisen oder Kunststoff?
Vernetzung des kulturellen Archivs
Die zentrale Idee des Design Lab #7 bestand darin, die ausgewählten Objekte in einer eigens entwickelten Ausstellungsszenografie in der Art eines U-Bahn-Fahrplans zu vernetzen. Die imaginären U-Bahnlinien tragen Namen wie Form, Gesellschaft, Glaube, Konsum, Kunstgewerbemuseum, Material, Umwelt und Weltbild. Beim Stichwort „Kunstgewerbemuseum“ geht es nicht zuletzt auch um die Befragung der eigenen Institution: Welche Bedeutung haben Kunstgewerbemuseen als kulturelles Archiv? Inwiefern können sie als Impulsgeber für den positiven Wandel der Gesellschaft agieren?
Hegemoniale Deutungshoheiten und Wissensdiskurse
Das Design Lab #7 resultiert aus der gemeinsamen Recherchearbeit mit vier Studierenden, die ursprünglich in eine Ausstellung münden sollte. Aufgrund der durch die Covid-19-Pandemie bedingten Schließung des Kunstgewerbemuseums wurde die Ausstellung in das Format einer Publikation sowie einer interaktiven Online-Plakatausstellung transformiert. Der Titel „Sprich mit mir!“ verweist auf den Fokus des Design Lab #7: Im Zentrum stehen die Sammlungen des Kunstgewerbemuseums und jede Menge Fragen, die die hegemonialen Deutungshoheiten und Wissensdiskurse betreffen:
Wie entstehen Sammlungen in Museen? Wer entscheidet, was gesammelt wird? Nach welchen Kriterien wird gesammelt? Wer entscheidet, was und wie etwas ausgestellt wird? Welche Objekte werden ausgestellt und welche verbleiben im Depot? Auf welchen Ordnungskriterien basieren Sammlungen und ihre Präsentationsformen? Kunstgewerbemuseen spiegeln bis heute überwiegend Sammlungsstrategien, Systematisierungen und Epistemologien des 19. Jahrhunderts wider.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Claudia Banz, Kuratorin für Design am Kunstgewerbemuseum und Angeli Sachs, Leiterin des Master of Arts in Art Education Curatorial Studies an der Zürcher Hochschule der Künste gemeinsam mit den Studierenden Yulia Fisch, Christian Imhof, Brooke Jackson und Hannah Spillmann.
Die Reihe «Design Lab» wird kuratiert von Claudia Banz, Kuratorin für Design am Kunstgewerbemuseum. Sie wird gefördert durch das Kuratorium Preußischer Kulturbesitz.
Eine Sonderausstellung des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin.
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