In der Erzählung «7 rote Tage» werden sieben Tage im Leben der jungen Journalistin Eva erzählt. Die Leser:innen begleiten sie durch die Woche, in der sie von einer unerkannten Krankheit gequält wird und als Videojournalistin im Newsroom eines grossen Schweizer Medienunternehmens überleben muss. Dabei stösst sie auf diverse Hindernisse: Ärzt:innen, die ihren Schmerz als psychosomatisch einstufen. Eine Welt, die jeden Tag kurz vor dem Untergang zu stehen scheint. Ein Exfreund, der ständig WhatsApp Nachrichten schreibt und es nicht akzeptiert, dass Eva ihn nicht sehen möchte. Und nicht zuletzt Schmerzen, Migräne und eine Periode, die nicht aufhören wollen. Die Abschlussarbeit wurde bewusst fragmentarisch angelegt, die Geschichte ist noch nicht auserzählt – die Frage, wie es mit Eva weitergeht, bleibt vorerst unbeantwortet. Auf einer Metaebene thematisiert das Textprojekt Endometriose als chronische Krankheit sowie strukturelle Diskriminierung von chronisch kranken Frauen und Sexismus in der Schweizer Medienbranche.
Ein schönes Buch! Und was ist es sonst noch? Im Podcast «Nicht nur schön» sprechen Laura Breitschmid mit dem Hut der Kuratorin und Jonas Wandeler mit dem Hut des Gestalters über die vom Schweizer Bundesamt für Kultur (BAK) ausgezeichneten «Schönsten Schweizer Bücher». Der Schwerpunkt der existierenden Vermittlungsformate liegt auf der Gestaltung. «Nicht nur schön» schliesst diese Lücke und legt den Fokus auf inhaltliche Aspekte, den erweiterten Kontext sowie die Rolle, welche die Gestaltung dabei spielt.
Vier der aktuell ausgezeichneten Bücher werden in jeweils einer Episode besprochen. Im Gespräch mit Herausgeber:innen, Gestalter:innen, Verleger:innen und beigezogenen Expert:innen werden neue Zugänge zu Inhalt und Form des jeweiligen Buchs geschaffen. Die Pilotsendung gibt zudem Einblicke in die Geschichte des traditionsreichen Wettbewerbs.
«Da müssen wir etwas tun!» – pflegte Hildegard Tönz (1925–2017) zu sagen, wenn sie in der Gesellschaft Missstände sah und diese unverzüglich angehen wollte. Ihre Wegbegleiter:innen beschreiben sie als redegewandte, stolze, zurückhaltende, intelligente, strukturierte und zielstrebige Persönlichkeit.
Annatina Nays Masterarbeit ist ein Buchmanuskript und erzählt die Lebensgeschichte der Sozialarbeiterin Hildegard Tönz in vier Kapiteln. Wer war sie und welche ihrer Spuren finden sich bis heute? Das Manuskript ist ein Versuch, das Leben und Wirken der Protagonistin anhand von Fundstücken in Bild- und Textform, vor dem Hintergrund des sozialen Wandels während ihrer Lebenszeit, zu rekonstruieren. Als Grundlage dient ein von Hildegard Tönz im Jahre 2002 verfasster Text, der mit Zitaten von Zeitzeug:innen sowie wichtigen Ereignissen der Zeitgeschichte kommentiert und in einen sozio-historischen Kontext gestellt wird.
Der 45rpm.ch Report ist ein wöchentlich erscheinender Newsleter, der die Geschehnisse (inter)nationalen Clubkultur berichtend und kommentierend aufgreift. Die Arbeit setzt sich bewusst mit dem «aufstrebenden» Medium E-Mail-Newsletter auseinander, das, obwohl es sich um keine neue Erfindung handelt, den technischen Veränderungen getrotzt hat und sich erneut grosser Beliebtheit in der aktuellen Publizistik erfreut. Dominik Rogenmoser erforscht in seiner Arbeit Fragen rund um den Medienkonsum. Die Leitrage lautet: Wie tauschen sich Subkulturen digital aus, wenn soziale Medien nur noch als Unterhaltungsplattormen fungieren und sozialer Austausch nicht mehr ins Geschäftsmodell von Meta, Twiter und Co. passt?
Im September 1939 evakuiert Frankreich eine halbe Million Menschen aus seinen Grenzgebieten zu Deutschland und bringt sie zu ihrem Schutz in den Südwesten des Landes. Eine von ihnen ist die achtjährige Marylène aus dem kleinen elsässischen Dorf Neuwiller, das gleich an der Schweizer Grenze im Dreiländereck liegt. Bevor der Krieg für Marylène vorbei ist, erlebt sie zwischen dem Rhein und dem Atlantik die Frage nach nationaler Identität und das Gefühl, sich im eigenen Land fremd zu fühlen. Mehr als achtzig Jahre später erzählt Livia Grossenbacher in einer fünfteiligen Podcastserie die Geschichte von Marylène, ihrem Dorf, der Evakuierung und dem, was danach kam. Im Rahmen ihrer Masterthesis präsentiert sie die erste Folge, «D Glogge» des Podcasts «Marylène».
Der dokumentarische Kurzfilm «Helfers Häuser» beschäftigt sich mit dem Werk des Berner Architekten Eduard Helfer (1920–1981). Helfer reagierte mit mehr als 450 Bauprojekten auf das starke Bevölkerungswachstum in der Nachkriegszeit und leistete Pionierarbeit im sozialen Wohnungsbau. Doch ein halbes Jahrhundert später ist Helfer selbst in Fachkreisen weitgehend unbekannt. Natalie Schärer setzt sich in ihrer Masterthesis mit dem Vergessenwerden von Eduard Helfer auseinander und macht sich auf die Suche nach dem Charakter und der Rezeption seiner Gebäude. Damit richtet sie den Blick auf eine Architektur, die in der breiten Öffentlichkeit zurzeit wenig und meist negativ diskutiert wird.
Bild und Sprache führen einen Dialog zwischen Innen und Aussen. Sie versuchen sich als Darstellerinnen des Zeig- oder Sagbaren. Auf der Suche nach einer visuellen Sprache und sprechenden Bildern arbeitet Hannah Grüninger mit Kompositionen beider Medien. Hierfür werden Fotografien und Kurzprosa, die unabhängig voneinander entstanden sind, kombiniert und zu einer Erzählung verwoben. Die sich öffnenden Räume sind Verknüpfungen von Erinnerungen und Alltagsbeobachtungen der Autorin, manchmal Fiktion, immer Ausdruck von Empfindungen. Die Arbeit soll zum Nachdenken anregen, darüber, wie man sich einbringt und mit welchen Mitteln man kommuniziert in einer sich rasant verändernden (Medien-)Welt.
Wir wohnen. Alle. Wohnen ist ein integraler Bestandteil des menschlichen Daseins. In drei journalistischen Porträts nähert sich Stefanie Ehrler dieser anthropologischen Universalie an. Was macht einen Wohnort zu einem Zuhause? Wie gelingt Kollektivität? Was bedeutet Wohnen in einer Kleinfamilie? Und was geschieht mit dem Wohnen, wenn die Familie auseinanderbricht? Erzählt werden Lebensgeschichten von Frauen: Eva reist mit ihrem Bus durch Europa, hin und wieder wohnt sie in ihrem Wohnwagen an der Küste Uruguays. Elisabeth und Karin sind bald im Pensionsalter und leben zusammen in einer Wohngemeinschaft. Mattea teilt mit ihren drei Kindern und ihrem Ex-Mann zwei Wohnungen. Die Porträtsammlung gibt Einblick in unterschiedliche Lebenswelten und Weltsichten. Sie zeigt, wie ähnlich wir Menschen uns sind und bildet ein kleines Stück narrative Frauengeschichte.
Die Masterthesis von Pascale Gähler ist eine Auseinandersetzung mit ihrem Schreibprozess. Dieser dreht sich um die Frage, wie intersektionale Positionen und Diskriminierung in literarischen Texten für Leser:innen erfahrbar werden können. In ihrem Diversitätslabor analysiert die Autorin ihre Themen-Recherche, ihre Erfahrungen beim Schreiben und kristallisiert Potenziale und Momente des Scheiterns heraus. Basis bilden drei Kurzgeschichten, die auch Familien- und Migrationsgeschichten sind.
Mit den (post-)migrantischen Stimmen und kolonialverstrickten Nebenschauplätzen erprobt die Autorin Bedingungen für das Setzen divergierender, neuer Narrative. Es ist ein Versuch, Zürich als transkulturellen Ort zu beschreiben und zur Neuverhandlung von Fragen der Zugehörigkeit und Identität einzuladen.
Eine feministische Auseinandersetzung mit dem Verbundensein von Elefantinnen und Frauen
Kurztext Welche Rolle kann eine Elefantin im Nachdenken über patriarchale Strukturen spielen? Gianna Rovere beobachtet seit Anfang 2020 die diversen Erscheinungen von Elefanten in ihrem Alltag. Sei das in der Sprache, auf der Strasse, im Zoo, als Metapher oder in ihrem Kopf. Von diesen Beobachtungen ausgehend setzt sie sich literarisch und essayistisch mit den Verschränkungen des Elefantinnen- und des Frauenseins in der westeuropäischen Gesellschaft auseinander.
Die Masterthesis umfasst die kaleidoskopische Kurzgeschichtensammlung «Episoden von Alltagselefanten» sowie den Essay «Wir Elefantinnen im Raum». Letzterer setzt sich mit dem internalisierten Körperhass von Frauen auseinander und geht der Lust auf den Grund, das eigene Fleisch zu packen, abzureissen und sich selbst verschwindend klein zu machen. Ein geschriebener Versuch, den eigenen Körper von seinen Altlasten und verletzendem Verhalten zu lösen, etwas mehr wie eine Elefantin zu sein: Solidarisch, präsent und raumeinnehmend.
Ich bin Tänzerin, Tanzpädagogin, Choreografin und Mutter und lebe in Zürich. Tanz ist mein Mittel, mit der Welt zu kommunizieren. Ich unterrichte Kindertanz und leite in unterschiedlichen Kontexten Trainings für professionelle Tänzer:innen. Ich bin Mitglied von «Kollektiv F» aus Bern. Wir kreieren Stücke für ein junges Publikum und waren associated artist der Dampfzentrale Bern von 2017-2019. Ich interessiere mich für Formen eines gleichberechtigten Miteinanders, für soziale Codes in Körperarchiven und für künstlerische Formate, die physische Realitäten nebeneinander sichtbar
machen.
DIPLOMPROJEKT
«Die Idee findet ihren Weg»
Wann ist ein Kollektiv überhaupt ein Kollektiv und mit welchen Methoden gelingt kreatives Schaffen im Kollektiv? «Die Idee findet ihren Weg» ist eine Toolbox, ausgestattet mit einem Handbuch, einem Spielkarten-Set und
Joker-Karten. Gruppen, die sich zu einem kollektiv formieren oder sich mit kollektiven Vorgehen auseinandersetzen wollen, können sich im Spiel konkreten Situationen aus dem Alltag eines Tanzkollektives stellen und treffen darin gemeinsam Entscheidungen. Das Spielkarten-Set versteht sich als Gesprächsleitfaden und hilft, zu den Kernfragen des eigenen Kollektives vorzudringen.