Handlungen nach der Fotografie. Oder: Kann der Mensch durch die Fotografie dazu bewogen werden, sein Auto zu Hause stehen zu lassen oder aufs Velo oder öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen?
Die beiden in dieser Arbeit analysierten Aspekte sind die Fotografie und die Handlung. Die
Fotografie ist ein vielfach untersuchtes Medium, dessen eindrückliche Wirkungsmöglichkeiten
immer wieder bewiesen werden. So hat das Foto des dreijährigen syrischen Jungen Aylan, der tot in
den Armen eines Polizisten am Strand von Bodrum liegt im Spätsommer 2015 dafür gesorgt, dass
sich bei der breiten westeuropäischen Bevölkerung ein Stimmungsumschwung einstellte und
unvermittelt in vielen europäischen Ländern Flüchtlinge aus Syrien willkommen geheissen wurden
oder zumindest auf deutlich weniger Skepsis stiessen. Die Fotografie löst Emotionen aus und wirft
die Leute auf sich selbst zurück, beim Beispiel des Jungen aus Syrien wohl dadurch, dass das
Individuum sichtbar wurde und nicht einfach ein totes Kind. Ein offenes Bild, das die Gedanken
anregt, kann somit eine narrative Wirkung auslösen. Doch wie kann diese Wirkungsweise der
Fotografie definiert, und kann sie letztlich antizipiert werden? Ist es möglich, diese Wirkung
vorherzusehen oder aktiv zu steuern?