Auf der Suche nach dem Geheimnis, dem Dazwischen, dem Unerklärbaren im Theater. Untersuchung am Gegenstand einer Gesellschaftshypothese.
These: Die digitale Transformation der Gesellschaft verändert die Bedeutung der Wahrnehmung und Kommunikation zwischen Menschen und zwingt das Theater als Spiegel der Welt und Ort der Begegnung in eine andere Ästhetik/sinnliche Wahrnehmung der Darstellung.
Diese Arbeit baut auf Hypothesen auf.
In meinem Schauspielstudium hatte ich die Möglichkeit zwei verschiedene Schulen kennenzulernen. Nachdem ich zwei Jahre an der Zürcher Hochschule der Künste war, ging ich für ein Semester an die Hochschule für Musik und Theater Rostock. Dort lernte ich den Ensemblekurs kennen, ein Kurs der sich unter anderem mit dem Training des Ensembles und dem bewussten Erleben von gruppendynamischen Prozessen innerhalb einer Klasse auseinandersetzt und die Arbeit des Schauspielers an sich selbst fördert. Welche sozialen Faktoren fördern, begünstigen oder hemmen den Ensemblegedanken? Inwiefern ist es dabei notwendig mich mit mir selbst auseinanderzusetzen? Was definiert ein Ensemble?
Meiner Erfahrung nach hat meine Homosexualität oder der homosexuelle Habitus keinen Platz in der Schauspielausbildung. Ich stehe unter dem Zwang, dem heterosexuellen, männlichen, weissen Mann der westlichen Welt entsprechen zu müssen.
Etwas, das schwierig ist, weil ich nicht heterosexuell bin. Muss ich mehr leisten als meine heterosexuellen, männlichen Kommilitonen, um dieselbe verlangte Ausgangsform zu erhalten?
Diese Erfahrungen und Gedanken führten zur Frage, die in dieser Arbeit kaleidoskopisch diskutiert werden soll: Was ist der heterosexuelle, männliche Mann der westlichen Welt und welche Schritte werden von mir verlangt, um dieser Rolle als schwuler Schauspieler zu entsprechen?
Über die Parallelität schauspielerischer und gesellschaftlicher Angstmechanismen und die Frage, ob das Theater ein Raum zur Überwindung gesellschaftlicher Ängste sein kann
Ich werde in dieser Arbeit die Auswirkungen und den Umgang mit dem Gefühl der Angst, auf der einen Seite im Theater und als Schauspieler, auf der anderen Seite in unserer Gesellschaft, darlegen.
Welche Ängste spielen für mich als Schauspieler eine Rolle? Welche sind gesellschaftlich präsent?
Wie gehe ich als Schauspieler mit meiner Angst um?
Was sind gesellschaftliche Mechanismen zum Umgang mit Angst?
Gibt es Parallelen und wie kann das Theater und der Schauspieler, ausgehend von der eigenen Angst, allgemeingültig und gesamtgesellschaftlich über Angst erzählen?
Frage: Was kann das Theater der Gesellschaft zurückgeben?
These: Theater kann ein Resonanzraum sein und den Menschen helfen eine
konstante Resonanzachse aufzubauen. Diese Erfahrung aus dem Theater
kann übertragen werden auf das ganze Sein und an anderen Stellen zu mehr
Resonanz führen. Die Kanäle öffnen.
Somit kann das Theater ein Resonanzkatalysator mit Langzeitwirkung sein.
Die Semiotik des Theaters findet Antworten darauf, warum das Theater Aussagen über die Welt zu machen vermag, bzw. Bedeutung generieren kann, die sich auf die Welt bezieht.
Da das Theater in Unterscheidung zu anderen kulturellen Systemen die materiellen Hervorbringungen der Kultur als seine eigenen ästhetischen Zeichen verwendet, weist es die umgebende Kultur ihrerseits als bedeutungserzeugende Praxis aus. Daher vermag das Theater trotz seiner Flüchtigkeit allgemeingültige Hinweise auf die Zeichenhaftigkeit und die Zeichenprozesse der es umgebenden Kultur zu geben.
In unserer Körpersprache, unseren Gesichtsausdrücken und unserer Stimme spiegeln sie Emotionen wider. Nachdem eine Emotion aufgetreten ist, versuchen die meisten Menschen, sie durch gelernte Mechanismen zu regulieren.
Der kurze Moment, wenn eine Emotion aufkommt, aber schnell reguliert wird, wird Mikroexpression genannt.
Das Forschungsgebiet Mikroexpression wurde von Paul Ekmann aus den USA untersucht.
Anhand seiner Forschung möchte ich erarbeiten, inwiefern das Thema „Mikroexpressionen“ in einem schauspielerischen Kontext wertvoll sein kann. Dabei möchte ich auf die Wirkung von Emotionen auf Körper, Gesicht und Stimme eingehen.
Das Theater soll zum Werkzeug werden, das die Entritualisierung und Entsinnlichung in einer Welt voller Optionen aufzulösen und das gemeinschaftliche Ritual wieder zu bewerten versteht.
Anhand eines utopischen Manifests möchte ich untersuchen, welche Ethik der künstlerische Schaffensprozess im Theater braucht, um in einer leistungsorientierten Welt eine Theaterform zu schaffen, die aus einem urrituellen Antrieb entsteht und zu einer neuen Poesie der Gemeinschaft führen soll.
Wir alle haben unser Lebendigsein durch einen ersten Schrei veräussert. Wir sind geboren und haben Stimme: Wir klingen. Das erste, was wir hören, ist der Herzschlag im Bauch der Mutter, es ist die erste sensorische Erfahrung unseres Lebens. Doch was ist die Essenz des Klangs unserer Stimme? Insbesondere im Theater nimmt die Stimme eine besondere Rolle ein.
Der Anspruch dieser Arbeit ist es, den gängigen Sprechtrainings eine Meditation entgegenzustellen. Sie dient dazu, die Gedanken des Spielers zu fokussieren, sie schärft die Wahrnehmung der Vorgänge im eigenen Körper und hilft, sich dem Klang eines Textes vollkommen hinzugeben.
In der Arbeit des Schauspielers werden viele Begrifflichkeiten verwendet, welche nicht immer klar definiert sind und von jeder Person auch immer etwas anders definiert werden. Die Begrifflichkeiten tragen also verschiedene Bedeutungen in sich, obschon sie in einer Matrix miteinander verknüpft sind. Genau darin liegt für mich eine Schwierigkeit, aber auch eine Gelegenheit, denn so kann der Schauspieler ein für ihn selbst funktionierendes System, eine für ihn individuelle Arbeits- und Schauspielmethode entwickeln.
Diese Bachelorarbeit ist der Versuch, einerseits meine eigenen Gedanken über die Schauspielerei in eine Ordnung zu bringen. Andererseits versuche ich, diese Gedanken bestimmten Begrifflichkeiten zuzuordnen, diese auszuformulieren und sie in eine Verbindung mit meinem eigenen Schaffen auf der Bühne zu bringen.
Im September und Oktober 2016 haben fünf Studenten meines Jahrgangs und ich für sechs Wochen mit den Performern und Choreographen Florentina Holzinger und Vincent Rieben zusammengearbeitet.
Mich beschäftigen seitdem viele Fragen, zum Beispiel die nach Autorschaft.
Wer erzählt auf der Bühne? Was will bzw. kann ich auf der Bühne erzählen?
Ich werde mich auf eine Analyse der Praxis des Reenactments fokussieren. Dies tue ich, um ein wesentliches Element in der Arbeit mit FH und VR zu veranschaulichen. Das Prinzip des Reenactments ist ein wichtiges Verfahren in der zeitgenössischen Kunstpraxis. Ich erachte die Auseinandersetzung damit als notwendig.
Ich erhoffe mir von dieser Arbeit eine Art Auswertung des Show-Projektes mit FH und VR, welches mich in meinem künstlerischen Selbst- und Weltverständnis verändert hat.