Die folgende Arbeit beschäftigt sich ausgehend von der Frage nach dem Umgang mit der Gewalt in unseren Geschichten mit der Überschreibung HUND UND TRÄGHEIT – ein palimpsest. Ein Palimpsest ist ein Schriftstück, von dem der ursprüngliche Text abgeschabt oder abgewaschen wurde, wobei jedoch in der Regel Spuren der älteren Beschriftung erhalten bleiben. Es befindet sich damit zwischen dem Bild der Tabula rasa und dem des vollbeschriebenen Blattes. An dem Text habe ich in den Jahren 2016 bis 2023 geschrieben, beendet wurde das Theaterstück im Rahmen des Dramenprozessors.
Die Arbeit versucht, den ambigen, mäandernden Bedeutungsverschiebungen und -schichtungen zu folgen, die die Bewegung des Theatertexts prägen – in dem Wunsch, der Unabgeschlossenheit Rechnung zu tragen, mit der HUND UND TRÄGHEIT der Frage nach dem Umgang mit der Gewalt in unseren Geschichten begegnet. Es ist ein Durchwandern des Textes, ein Erkunden seiner Geografie, ein Kennenlernen seiner Bewohner:innen, ein Nachvollziehen seiner Formen.
Inwiefern lässt sich eine homogen polyphone Kompositionstechnik anhand einer Notation als Grundlage für die kollektive Entwicklung eines Sprechchors nutzen?
Allem voran steht die Lust am kollektiven Entwickeln und die Suche nach geeigneter Methodik für neue Arbeitsweisen, die meine Interessengebiete Theater und Musik auf der Bühne verbinden. Mein Interesse an interdisziplinären Ansätzen haben biografischen Ursprung. Nach meinem Abitur studierte ich zunächst Musik und Germanistik an der HfMT und Universität Köln. Erst danach habe ich mich für das Fach Theaterregie entschieden. Dabei interessiert mich das Medium Theater nicht zuletzt, weil es eine interdisziplinäre Kunstform sein kann, in der ich sehr frei mit Material umgehen kann, anders als meiner Erfahrung nach z.B. in der klassischen Musik.
In diesem Sinne widmet sich diese Arbeit thematisch der Idee des „Composed Theatre“. Im Zentrum dieser Arbeit steht eine spezifische Kompositionstechnik aus der Musik, die auf der Idee der Gleichwertigkeit von verschiedenen Stimmen beruht. Mich interessiert dabei sowohl der ästhetische Output der Kompositionstechnik übertragen ins Theater, als auch die Kompositionstechnik als Grundlage eines kollektiven Prozesses. Die relativ komplexe Leitfrage dieser Arbeit lautet dabei:
Inwiefern lässt sich eine homogen polyphone Kompositionstechnik anhand einer Notation als Grundlage für die kollektive Entwicklung eines Sprechchors nutzen?