1. September 2018 bis 31. August 2021, verlängert bis 31. Dezember 2021
Beschreibung
Das Projekt «Hands-on» hat ein Verfahren entwickelt, das künstlerisch-technische Prozesse in der Druckwerkstatt mehrperspektivisch und systematisch erfasst – detailliert in allen Arbeitsschritten, Teilhandlungen und Handgriffen, mit sämtlichen dabei verwendeten Materialien, Werkzeugen und Maschinen. So konnte ein Prototyp für eine potenziell umfassende Dokumentation gebaut werden, die nicht nur Handlungsabläufe, sondern auch die mit ihr eng verbundene Infrastruktur erfasst. Das Festhalten erfolgte mittels Kameras (Bewegtbildern), textlicher Aufzeichnungen und Interviews einerseits, andererseits über das digitale Inventarisieren von allem, was im Arbeitsprozess Verwendung fand oder erzeugt wurde – also auch der Artefakte und Spuren. Das Erfassen und Erschliessen folgte Methoden der qualitativen Forschung der Sozialwissenschaft und Ethnographie sowie der Archivpraxis.
Das Forschungsprojekt entwickelte eigens auch ein User Interface, eine Benutzerschnittstelle, die in zwei nebeneinanderliegenden Bildfeldern jene synchron aufgenommenen Videodokumente parallel aufführt, die den Künstler bzw. die Künstlerin und den Drucker in der Werkstatt bei der Arbeit zeigen. Zu jedem Zeitpunkt des filmisch aufgezeichneten Schaffensprozesses werden über den Zugriff auf die Datenbank sämtliche damit verknüpften Mediendateien, Aufzeichnungen und Inventarinhalte aufgerufen und dargestellt. Die Verknüpfungen sind über eine Kodierung bewerkstelligt worden, die wiederum Inventareinträge voraussetzt, die weit zahlreicher und differenzierter sind als in Museumsinventaren üblich. Das Kodieren gewinnt damit den Status eines wissenschaftlichen Erschliessens, wie wir es von traditionellen Inventaren her kennen. Um auch die einzelnen Arbeitsschritte, Handgriffe und sprachlichen Interaktionen in ihren Funktionen erfassen zu können, wurde speziell ein Prozessvokabular geschaffen und eingeführt.
Das Projekt «Hands-on. Dokumentation künstlerisch-technischer Prozesse im Druck» wurde vom Schweizerischer Nationalfonds (SNF) gefördert. Es wurde am Institute for Contemporary Art Research (IFCAR) der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) durchgeführt und dauerte drei Jahre (1. September 2018 bis 31. August 2021). Projektleiter war Christoph Schenker, Kunsttheoretiker und Experte in Künstlerischer Forschung. Zum Kern des Forschungsteams gehörten der Künstler Michael Günzburger und die Kunsthistorikerin Mara Züst, beide ausgewiesen im Feld des künstlerischen Drucks. Weitere Teammitarbeiter:innen waren der Filmschaffende Piet Esch, die Informationswissenschaftlerin Almira Medaric und der Wissenschaftsforscher Kris Decker.