Nach Erika Fischer-Lichte ist das performative Kunstwerk ein Ereignis, das als wesenhaft selbstreferentiell und wirklichkeitskonstituierend zu gelten hat. Performative Kunst ist an den konkreten Augenblick ihrer Aufführung gebunden, sie muss erlebt und erfahren werden. Mein Interesse gilt unter anderem den wirklichen Effekten, welche diese spezifische «Theaterwirklichkeit» haben kann; für den Akteur sowie für die Zuschauer, die nach Erika Fischer-Lichte und der Akteur-Netzwerk-Theorie (nachfolgend ANT genannt) auch Akteure sind. Die Theorie stellt menschliche und nichtmenschliche Akteure (Aktanten) auf eine Ebene. Sie wurde innerhalb der Wissenschaftsforschung entwickelt, um, schlicht formuliert, der Frage nachzugehen, unter welchen Bedingungen Wissen zustande kommt.
Innerhalb des praktischen Teiles folgt die performative Untersuchung der Leitfrage: Wie kommt die Aufführung, welche der Zuschauer unmittelbar sieht, zustande? Unter dieser Frage subsumieren sich die Folgefragen: Was sind die Bedingungen dieses Zustandekommens der Aufführung, die zwangsläufig den künstlerischen Prozess und dessen Ergebnis bestimmen? Durch diese Fragen und das signifikante Setting im Kontext künstlerischer Forschung, in dem die Arbeit einzuordnen ist, soll die spezifische Evokation von Erkenntnispotentialen durch wissenschaftliche und künstlerische Verfahrensweisen innerhalb der darstellenden Künste, namentlich dem Theater, untersucht werden.
Mittels Verfahren aus der ANT und der Pedologie soll der künstlerische Prozess im Rahmen einer Aufführung materialisiert und untersucht werden. Die performative Untersuchung folgt dabei grösstenteils dem Text «Zirkulierende Referenz» von Bruno Latour. Er handelt vom Urwald und von der Savanne in der Nähe von Boa Vista und bietet zwei konkrete Bezüge an: einerseits die Methode, das eigene Schaffen zu beobachten und analysieren, andererseits schlägt der Text eine Antwort auf die Frage vor, wie Wissen hergestellt wird.
Mit der Beschreibung und Analyse von Übersetzungsprozesses aus diesen Text soll der Prozess der Aufführungswerdung sowie dessen Bedingungen sichtbar gemacht werden. An der Aufführung soll nicht die Aufführung gezeigt werden, sondern Schritte des Probenprozesses. Selbstverständlich ist die «Nicht-Aufführung» auch eine Behauptung, denn der Probenprozess wird (wieder-)aufgeführt. Doch liegt der Fokus klar auf der Probe. Der Probeprozess ist eine Versuchsreihe, die in der Aufführung ihr Ergebnis findet. Proben ist also ein forschender Prozess und hat zum Ziel, die «Welt», zumindest jene, die an der Aufführung «gezeigt» (erlebt) wird, zu erschliessen.
Wie wird Wirklichkeit wirklich? Dieser Grundsatzfrage gehe ich im Rahmen einer Theateraufführung nach. Das performative Kunstwerk ist ein Ereignis, das als wesenhaft selbstreferentiell und wirklichkeitskonstituierend zu gelten hat (Erika Fischer-Lichte). Performative Kunst ist an den konkreten Augenblick ihrer Aufführung gebunden, sie muss erlebt und erfahren werden. Mein Interesse gilt den wirklichen Effekten, die diese spezifische «Theaterwirklichkeit» haben kann; für den Akteur sowie für die Zuschauer.Die Untersuchung folgt den Leitfragen: Wie kommt die Aufführung, welche der Zuschauer soeben gesehen hat, zustande und welche Erkenntnispotentiale können durch die Überlagerung divergenter (wissenschaftlichen und künstlerischen) Verfahrensweisen nutzbar gemacht werden? Der künstlerische Prozess dieser Arbeit soll mittels Verfahren aus der Wissenschaftsforschung und der Naturwissenschaft untersucht und synthetisiert (Umgestaltung des Prozesses) werden, um in weiteren Schritten im Kontext künstlerischer Forschung der Frage nach Wissensproduktion nachzugehen. Ein möglicher, zu provozierender Effekt ist: Über das Unmittelbare der Erfahrung innerhalb einer Aufführung Erkenntnispotentiale zu evozieren und zur Entfaltung zu bringen.Die Bühne ist ein Ort, an dem Wirklichkeit hergestellt wird. Sie kann auch als ein performatives Labor der Welterschliessung genutzt werden.