Es besteht ein Interesse an Arbeiten, die mich als Teilnehmerin in den Inszenierungsrahmen
miteinbeziehen und eine ganzheitliche Erfahrung erzeugen. Diese Sympathie mit immersiven
Theaterformen wird ergänzt mit dem Interesse an Inszenierungen, die von einem realen Ort
ausgehen, insbesondere dem Stadtraum als öffentlich urbaner Raum. Solche Orte als
Ausgangsmaterial zu nehmen, finde ich insofern reizvoll, da der reale Umgebungsraum mit
fiktionalen Eingriffen vermischt wird und Realität und Fiktion im Idealfall nicht eindeutig zu
unterscheiden sind.
Mit diesem sich konkretisierenden Interessenfeld meinerseits wurde der Videowalk
Recce 8952 von Lukas Sander interessant. Audiowalks, und in erweiterter Form auch Videowalks, sind deswegen
als Inszenierungsformat interessant, weil sie mehrheitlich den Stadtraum bespielen und ihn
für die Teilnehmenden auf eine immersive Art erfahrbar gestalten. Einerseits durch das aktive
Begehen und Involviertsein in einen spezifischen Ort, wie auch durch die auditive
Vereinnahmung, welche die Erfahrung des Ortes verändern. Dennoch können diese Orte nie
vollends inszeniert werden, da sie durch die dort lebenden Menschen geformt und bestimmt
werden. Dieser externe Einfluss ist zwar nicht kontrollierbar aber umso bedeutender für diese
Art von Arbeiten. Durch den erweiterten Hörraum vermischt sich die fiktionale Ebene mit
den realen Gegebenheiten, wodurch der Stadtraum in einer neuen Form
rezipiert und wahrgenommen werden kann.