Die Arbeit «La Dolce Vita» ist eine Hommage an den Zuckerrohrschneider Juraci Barbosa, der 2006 im Alter von 39 Jahren starb, nachdem er 70 Tage lang ohne einen einzigen freien Tag gearbeitet hatte. Die Installation besteht aus 39 Schirmmützen aus Karamell. Solche Schirmmützen werden in Brasilien von Zuckerrohrschneidern als Schutz vor der glühenden Sonne getragen.
Cássia Franco Müller hat mit dem Arrangement von 39 nachgebildeten Schirmmützen aus karamellisiertem Zucker eine überzeugende und vielschichtige Gestaltung gefunden. Das Material Zucker, für uns Konsument*innen eine süsse Nascherei, verweist als bitter dunkel gebranntes Karamell auf die prekären Arbeitsbedingungen auf den Zuckerrohrplantagen in Brasilien, dem Herkunftsland von Cássia Franco Müller.
Die Installation «La Dolce Vita» regt dazu an, Hintergründe und Konditionen des Zuckerkonsums zu hinterfragen. Brasilien ist der grösste Zuckerproduzent und -exporteur der Welt. Auf vielen Zuckerrohrplantagen sind die Arbeitskonditionen katastrophal und mit Sklaverei vergleichbar. Zeitgenössische Sklaverei: Ein Zuckerrohrschneider arbeitet im Akkord, oft mehr als zwölf Stunden und schneidet bis zu 12 Tonnen Zuckerrohr am Tag. Viele Arbeiter erkranken oder sterben bei der Arbeit. 2017 hat die brasilianische Regierung neue Verordnungen im Arbeitsgesetz erlassen, die einen historischen Rückschlag in der Bekämpfung der Sklavenarbeit bedeuten.
Die Abschlussarbeit «La Dolce Vita» von Cássia Franco Müller wurde mit dem Förderpreis des Bachelor Art Education 2018 ausgezeichnet.