Kontext des Projekts „Eine etwas andere Geschichte der Schweizer Schokolade“ bildete das Dachprojekt Re/fugium, das sich als politisch- künstlerische Recherche zu einer,,Generation der Gegenwart" verstand. Re/fugium ist ein Verein, bestehend aus jungen Künstler*innen, Medienschaffenden und Sozialwissenschaftler*innen, der sich im Herbst 2015 zusammenschloss, um gemeinsam über die ,,eigene Generation" nachzudenken. ln diesem Rahmen entstand die ldee, im Sommer 2016 für zwei Monate den urbanen Kontext zu verlassen und individuelle sowie kollaborative Projekte im breiten Kontext der eigenen ,Generation" und deren ,,ldentität" durchzuführen. Es standen dem Verein während dieser Zeit mehrere Räumlichkeiten einer ausrangierten Schokoladenfabrik im Tessiner Bleniotal zur Verfügung.
„Eine etwas andere Geschichte der Schweizer Schokolade“ war sowohl inhaltlich wie auch methodisch inspiriert von der ZHdK-Lehrveranstaltung z-Lab: Hacking the Discourse - Audio Storytelling zwischen fiction und nonfiction / Radiofeature - ein Projekt im Dialog mif SRF 2 Kultur. Ziel des Seminars war das Realisieren von Audiostücken, die mit den Mitteln der Narration versuchen dominante gesellschaftliche Diskurse zu hinterfragen.
Den dominanten Diskurs, den „Eine etwas andere Geschichte der Schweizer Schokolade“ beabsichtigte, ist jener der Schweizer Neutralität. Eine sozialwissenschaftliche Recherche zur (Kolonial-)Geschichte der Schweizer Schokolade, lnterviews und inszenierte Diskussionen zum Thema sollten zu einem Audio-Feature verarbeitet werden. Entlang einer Art Food Anthropology sollte auf die transnationale Verflochtenheit der Schweiz sowie auf die Erfindung und Förderung einer nationalen ldentität (auf dem Wege der Aneignung der offensichtlich ,,nicht-einheimischen" Kakaobohne) aufmerksam gemacht werden. Die gesellschaftliche Relevanz des Projekts besteht darin, dass es auf den Konstrukt-Charakter von Grenzen, von (nationaler) Gemeinschaft, Tradition und ldentität hinzuweisen versucht.