Wie wir uns kleiden, beeinflusst wie wir wahrgenommen werden. Die Ausstellung UNLABEL – Mode jenseits von Kategorien, konzipiert und umgesetzt von Studierenden der ZHdK, regt anhand aktueller Positionen von Modedesigner*innen dazu an, stereotype Geschlechteridentitäten zu hinterfragen.
Kleider machen Leute: Längst hüllt sich der Mensch nicht mehr nur in Stoffe, um den Körper zu bedecken oder sich vor Wind und Wetter zu schützen. Mode ist stets auch Mittel der Selbstdarstellung, der Abgrenzung sowie Projektionsfläche für gesellschaftliche Konstrukte. So unterliegt das Verständnis von «Geschlecht» sozialen, politischen und kulturellen Zuschreibungen. Entsprechende Normen – die in der Mode sichtbar werden – ändern sich mit der Zeit und bilden sich je nach gesellschaftlichem Kontext unterschiedlich aus. Welche Kleidung gilt als männlich oder weiblich und wie können solche Zuschreibungen neu gedacht werden? Die Ausstellung UNLABEL– Mode jenseits von Kategorien untersucht dies anhand aktueller Arbeiten von acht Modedesigner*innen und Künstler*innen, die herkömmlichen Geschlechternormen mit alternativen Entwürfen und Konzepten gegenübertreten.
Dekonstruieren, analysieren, ausprobieren
Das begleitende Vermittlungsprogramm lädt zur vertiefenden Auseinandersetzung mit dem Thema ein: Die Zürcher Modedesignerin Sandra Kuratle entwirft zusammen mit den Besucher*innen Röcke und untersucht diese Entwürfe auf geschlechterspezifische Eigenschaften hin. Auch wie Kleidung die Beziehung zum eigenen Körper beeinflusst, erfahren die Teilnehmer*innen am eigenen Leib: im Bewegungsworkshop mit der Performancekünstlerin Miriam Coretta Schulte oder beim Anprobieren ausgewählter Kleidungsstücke in der Ausstellung. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion werden anhand einer Marktanalyse der Modebranche die kulturellen, historischen und ökonomischen Hintergründe der Ausstellung mit eingeladenen Gästen erläutert.
Details zum Vermittlungsprogramm mit Workshops und Talks sind auf der Website des Museum für Gestaltung Zürich zu finden: museum-gestaltung.ch
Von den Kurator*innen von morgen
Die Ausstellung wurde von der Idee bis zum fertigen Konzept von Studierenden des Masterstudiengangs Art Education Curatorial Studies an der Zürcher Hochschule der Künste entwickelt und umgesetzt. Betreut wurden sie dabei von den Dozierenden Prof. Angeli Sachs, Dr.Heiko Schmid und Prof. Serge von Arx. Als Teil der ZHdK engagiert sich das Museum für Gestaltung Zürich in der Ausbildung und Förderung des kuratorischen Nachwuchses und schlägt mit diesem experimentierfreudigen Projekt im Toni-Areal eine weitere Brücke zur Lehre.
Studierende Master Art Education Curatorial Studies
Robert Ashley, Deniz Atay-Wohlwend, Hanna Banholzer, Katrin Bauer, Brooke Jackson, Rilando June Lamadjido, Geraldine Messmer, Anne-Sophie Mlamali, Trinity Njume-Ebong, Alicia Olmos Ochoa, Leslie Ospelt, Gemma Pepper, Bettina Rohr, Emanuela Schulze, Lena Seefried, Doris Son, Johanna Spögler, Nora Wüthrich
Ziel des Praxisprojektes ist es, basierend auf der Idee des Netzwerkmuseums einen «Dritten Ort» im neu zu schaffenden Entréebereich des GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig als multifunktionalen und flexiblen Multiplikator*innenraum zu entwerfen. Der Willkommensraum zeigt das neue Gesicht des Museums und dient verschiedenen Akteur*innen aus unterschiedlichen Kontexten als Raum für eigene Projekte zwischen Ausstellungen, für Veranstaltungen oder als Community-Space. Die Umsetzung ist im Herbst 2022 geplant.
Das Praxisprojekt für die Ausstellung „Action!“ im Kunsthaus Zürich fand über die Dauer der Ausstellung (23.6.-30.7.2017) an vier Donnerstagen statt. Das Projekt wurde von Nadja Aebi, Seline Flüscher und Marion Malin, Studentinnen der Vertiefung Curatorial Studies, konzipiert und realisiert, Mentorin war Hannah Horst. Das partizipative Format bot eine vielfältige Auswahl von Anregungen an, wie Besucher_innen die Ausstellung aktiv und performativ erleben können. Gesprächsrunden und Workshops, die an den jeweiligen Abenden stattfanden, luden ein, über Performance- und Aktionskunst zu diskutieren und subjektive Erfahrungen einfliessen zu lassen.
Take A Map and Get Lost entstand im Rahmen des MA Art Education Curatorial Studies an der Zürcher Hochschule der Künste. Lernziel des Moduls ist das Austesten und Erweitern von bestehenden Vermittlungsformate. Das Konzept greift die Thematik der Ausstellung auf, denkt sie weiter und verhandelt sie. Das Projekt bietet eine vielfältige Auswahl von Anregungen an, wie sie als BesucherIn die Ausstellung aktiv und anders als gewöhnlich erleben können. An den Anlässen am Abend haben die BesucherInnen die Gelegenheit über Performance- und Aktionskunst zu diskutieren und ihre Erfahrung einfliessen zu lassen. In einer Vermittlungsbox werden die Anregungen bereitgestellt.
Do., 29. Juni 2017
Publikum als Thermostat. Eine geführte Gesprächsrunde mit Stefan Wagner
Was hat Googles Kauf eines Thermostat-Herstellers 2014 mit einer Führung im Kunsthaus gemein? Auf den ersten Blick nichts und doch sehr vieles. Wir leben im Zeitalter des Feedbacks: Konstantes aufzeichnen und wiedergeben, interpretieren und neu formulieren. Eines dieser Symptome der Feedbackkultur ist der Fragebogen. Beständig wird man aufgefordert seine Meinung beizutragen, über Produkte Urteile abzugeben, unsere Innerstes auszuschütten. Der Kunde erscheint als König in der gegenwärtigen Konsumkultur, zu der auch die Kulturinstitution zählen und doch stellen sich immer mehr Fragen zu dieser Kultur. Lässt sich dieses immer wiederkehrende Echo durchbrechen oder nicht? Wollen wir überhaupt aus der Feedbackschlaufe heraus? Was bedeutet es in dieser Thermostatgesellschaft Kunst zu betrachten und warum müssen wir ständig mitmachen?
Do., 6. Juli 2017
Der Reflexive Kreis mit Søren Berner
Der Künstler Søren Berner versucht gemeinsam mit dem Publikum eine Metaebene von der Feedbackkultur zu erreichen. Sozusagen Feedback feedzubacken. Oder: mögliche Fragen zu (noch) nicht erlebten Erlebnissen zu formulieren und mit möglichen Antworten zu beantworten. Das ist verwirrend? Die Veranstaltung versteht sich einerseits als Aufbereitung oder Pendant zu der von Stefan Wagner geführten Gesprächsrunde "Das Publikum als Thermostat" vom 29. Juni und verfolgt die Aufarbeitung der Feedbacks ebenjener Sitzung, anderseits als ein Versuch „Yard“ von Allan Kaprow – reinvented von San Keller als Analysemodell zu verwenden.
Die Ausstellung SITUATIONS/Closure wurde von Studierenden des Studiengangs MA Art Education Curatorial Studies unter der Leitung von Dr. Heiko Schmid in Zusammenarbeit mit dem kuratorischen Team des Fotomuseum Winterthur entwickelt. Gezeigt werden künstlerische Arbeiten von Samrat Banerjee, FRAUD, Simon Fujiwara, knowbotiq, Rhea Storr, Alba Zari und weiteren. Die Ausstellung läuft vom 24. Oktober 2020 bis zum 14. Februar 2021.
Das von dem Closure-Projektteam erarbeitete Ausstellungskonzept rückt zeitgenössische künstlerische Positionen in den Blick, die die Relevanz des Digitalen für das Fotografische in ihrer technologischen Komplexität adressieren und hierbei etwa Fragen des Postkolonialen oder der digitalen «Materialität» zeitgenössischer Bildlichkeit thematisieren. Für eine Ausstellung an einem Fotomuseum eher ungewöhnlich, wird hierbei die Wand als dominante Ausstellungsfläche in Frage gestellt und sich auf installative «Diskurs-Räume» fokussiert. Das Ausstellungsprojekt wird von Doris Gassert, research curator am Fotomuseum Winterthur und von Heiko Schmid betreut. Mit Katrin Bauer, Kim Bassen und Laura Schläpfer sind drei Studierende des Master Art Education Curatorial Studies in das Praxisprojekt involviert.
Pressemitteilung Fotomuseum Winterthur
Mit dem Cluster Closure geht SITUATIONS in die letzte Runde: Über fünf Jahre lang hat das Fotomuseum Winterthur mit seinem experimentellen Ausstellungsformat das vernetzte Bild in seinen technischen, kulturellen, sozialen und politischen Kontexten untersucht – und mithilfe künstlerischer, wissenschaftlicher und kuratorischer Strategien in 25 thematischen Clustern aufgearbeitet.
Unsere visuelle Kultur hat sich in den letzten Jahrzehnten radikal verändert: Mit unglaublicher Geschwindigkeit hat das vernetzte Bild neue Bildformen und kulturelle Praktiken hervorgebracht – mit zuvor noch nie dagewesenen sozialen und politischen Auswirkungen. Memes und GIFs, Selfies und Instagram-Filter, Algorithmen und neuronale Netzwerke, Screenshots und Drohnenbilder, Netzfeminismus und Online-Aktivismus, Content Moderator_innen, Influencer_innen und Aufmerksamkeitsökonomien: Die bildbasierten Phänomene unserer Zeit haben die Fotografie und ihre Funktionen nicht nur verändert und erweitert, sondern auch in unserem Verständnis herausgefordert.
Mit SITUATIONS hat das Fotomuseum Winterthur über fünf Jahre lang die Techniken, Praktiken und Ästhetiken des Post-Fotografischen untersucht und die Auswirkungen aktuellster Bildphänomene zur Diskussion gestellt. Mit dem Cluster Closure geht das Format in dieser Form nun zu Ende – nicht aber die dezidierte Auseinandersetzung mit vernetzten digitalen Bildpraktiken. Mit diesem Schwerpunkt hat das Fotomuseum Winterthur zusammen mit wenigen anderen Fotografieinstitutionen international eine Vorreiterposition eingenommen, die es auch weiterhin verfolgen und ausbauen will: Einerseits soll der Schwerpunkt stärker in das Gesamtprogramm einfliessen, andererseits soll unter dem Namen [permanent beta] ein Labor an der Schnittstelle von Theorie und Praxis, von Forschung und Experiment entstehen.
Das letzte Cluster von SITUATIONS widmet sich dem Umstand, sich an einer Fragestellung oder einem Ereignis abzuarbeiten mit dem Wunsch, klare Antworten und damit einen Abschluss – eine closure – zu finden. Innerhalb dieses oft zum Scheitern verurteilten Prozesses nehmen fotografische Praktiken eine zentrale Rolle ein, indem sie eine Auseinandersetzung initiieren, einen Schlusspunkt setzen oder eine Endlosschlaufe in Gang setzen. Sei es in Form von rituellen Handlungen, von der Wiederaneignung und Neubesetzung von Räumen, Narrativen und Blickregimen, oder vom Abschluss, der sich als Kurzschluss entpuppt: Die präsentierten Arbeiten irritieren und fordern ideologische, kapitalistische und koloniale Systeme heraus – und damit letztlich auch die Fotografie als universale Ausdrucksform.
Ausgewählte Arbeiten
Alba Zari, «Occult», 2019
In ihrer fortlaufenden Arbeit Occult reflektiert die italienische Künstlerin Alba Zari die Propagandawerkzeuge der christlich-fundamentalistischen Sekte The Children of God (heute: The Family International), in die sie hineingeboren wurde. Zari kombiniert dabei öffentliche Archivbilder der Sekte, die ein Gefühl von Gemeinschaft, Ekstase und Zugehörigkeit vermitteln, mit propagandistischen Comics und Videos und privaten Familienfotos, die die Verherrlichung von Kindesmissbrauch und Zwangsprostitution aufdecken und ein über mehrere Generationen verwurzeltes Trauma erfahrbar werden lassen.
Samjeet Banerjee, «Anonimals», 2019
Am Beispiel der Stadt Zürich hinterfragt die Videoarbeit Anonimals des aus Indien stammenden und in Zürich lebenden Künstlers Samrat Banerjee koloniale Machtsymboliken im öffentlichen Raum, die oftmals durch Darstellungen von Tierwesen aus Kolonien gekennzeichnet sind. Die in Anonimals nachgezeichnete und über Fotografien zur Diskussion gestellte, bis heute im Schweizer Stadtraum versinnbildlichte «Überlegenheit» des (europäischen) Menschen ist, nach Banerjee, als Fundament der Ausgrenzung, Ausbeutung und Unterdrückung zu begreifen.
Pünktlich zum Saisonbeginn des Kunstgewerbemuseums Dresden startet das Praxisprojekt mit dem Museum und Studierenden von ausstellen & vermitteln. Im Dialog wird das Thema «Ornament» in drei Workshops erarbeitet. Gemeinsam wird diskutiert, entwickelt und probiert. Ziel ist nicht die vollständige Entwicklung einer neuen Dauerausstellung, sondern durch Diskussion und aktivem Verhandeln sollen unterschiedliche Ansätze formuliert werden. Neuigkeiten und Updates bei Facebook oder hier.
Workshop 1 «Das Museum meiner Träume», 27.–28. Juni 2015
Ende Juni hat der erste Workshop aus der Reihe «Fest oder Flüssig» im Kunstgewerbemuseum Dresden stattgefunden. Während zwei Tagen haben sich dreizehn motivierten Teilnehmer_innen intensiv mit Objekten aus der Museumsammlung auseinandergesetzt und bearbeiteten mit Hilfe des Museumsteams unterschiedliche Perspektiven auf die jeweiligen Exponate. Am Sonntag lag der Fokus auf der Frage: «Wie lässt sich ein Objekt ausstellen?» Nach einer kritischen und dialogischen Führung durch die Dauerausstellung haben die Teilnehmer_innen selber Displays getestet und vier spannenden Miniausstellungen eingerichtet, die beim zweiten Workshops weiterentwickeltet werden. Der Workshop wurde von Stefanie Frey, Katharina Kurz und Aline Suillot entwickelt und durchgeführt.
Workshop 2 «Ornamentgeschichten», 24.–25. Juli 2015
Ende Juli hat der zweite Workshop aus der Reihe «Fest oder Flüssig» im Kunstgewerbemuseum Dresden stattgefunden. Dieses Mal drehte sich der Workshop um eigene Objekte der Teilnehmer_innen und den damit verbundenen Ornamentgeschichten. Die 20 Teilnehmer_innen unterschiedlicher Herkunft liessen mit ihren Objekten einen interkulturellen, multiperspektivischen Dialog entstehen. Am ersten Tag stellten sich die Teilnehmer_innen in Gruppen gegenseitig ihre mitgebrachten Dinge vor und informierten über die jeweilige Bedeutung bzw. den kulturellen Kontext und erstellten Texte zu ihren Objekten. Am zweiten Tag wurden diese mit Objekten des Museums in Beziehung gebracht. Aus diesen neuen Vernetzungen entstanden spannende Miniausstellungen, die auch Bezug auf Installationen des ersten Workshops nahmen. Der Workshop wurde von Jessica Hornung und Lea Rudolph entwickelt und durchgeführt.
Workshop 3 «Sampling», 28.–30. August 2015
Ende August fand der letzte Workshop aus der Reihe «Fest oder Flüssig» im Schloss Pillnitz statt. Eine Klasse des Kreuzgymnasiums wurde vom Kunstgewerbemuseum eingeladen, an diesen spannenden und intensiven Tagen teilzunehmen. Als Voraufgabe hatten die 17 Schüler_innen im Stadtraum Dresden fotografiert und gesammelt. Diese Bilder wurden dann mit Fotos von Exponaten und architektonischen Elementen des Museums ergänzt. Beide Konvolute wurden am zweiten Tag mit Methoden des «Samplings» neu kombiniert. Die Ergebnisse wurden gemeinsam in einer kleinen Ausstellung installiert. Am Sonntag, bei sonnigem Wetter, hatten die Teilnehmer_innen der drei Workshops, im Rahmen eines wunderschönen Festes, die Gelegenheit, ihren Familien und Freunden zu zeigen, was sie mitgemacht hatten. Der Workshop wurde von Stefanie Frey, Katharina Kurz, Lea Rudolph und Aline Suillot konzipiert und durchgeführt.
Diese beiden Vermittlungsprojekte sind innerhalb der diesjährigen Kunstbiennale Manifesta 11 entstanden. Fünf Master-Studentinnen des Studiengangs Art Education/Curatorial Studies (ZHdK) haben in Kooperation mit der Kunstbiennale Manifesta 11 zwei Formate entwickelt, die das Thema «What People Do for Money. Some Joint Ventures» erweitern und gleichzeitig kritisch hinterfragen.
Eine Juristin, zwei Lehrlinge der SBB, eine Beraterin und ein Interaction-Designer unterhalten sich Ende Juni auf der Josefwiese in Zürich über unbezahlte Pausenzeiten, prekäre Arbeitsbedingungen im Kulturbereich und vielfältige Bildungswege. Auch wenn sie im gleichen Stadtteil arbeiten, treffen sie während dieser gemeinsamen «Mittagspause» das erste Mal aufeinander. Ein langer Tisch mit Getränken und frischem Obst bietet an zwei Tagen auf der Josefwiese die Gelegenheit, mit fremden Menschen in Kontakt zu treten und sich während des Mittagessens nicht nur mit den eigenen Arbeitskollegen zu unterhalten.
Um Kontakt geht es auch bei der Stadtführung «Spielraum Zürich»: Hierbei erfahren die Teilnehmenden neue Perspektiven und Berührungspunkte mit dem Zürcher Stadtraum. Unter einer Autobahnbrücke sitzen mehrere Menschen und lauschen still den Geräuschen der vorbeifahrenden Autos. Kurz zuvor haben sie sich unter einen Brunnen gesetzt und den urbanen Raum aus einer anderen Perspektive erfahren. Während des gemeinsamen Spaziergangs werden die Teilnehmenden aufgefordert, ihr Wissen und ihre Erfahrung mit den Anderen zu teilen und mit ganzem Körpereinsatz die Stadt Zürich neu kennen zu lernen.
Als wichtige europäische Kunstausstellung, neben der Documenta in Kassel und der Biennale in Venedig, lässt sich die Manifesta seit 1996 alle zwei Jahre an einem anderen Ort nieder; zuletzt 2014 in St. Petersburg. Passend zu einer Stadt, die wirtschaftlich floriert und Platz drei der teuersten Städte der Welt belegt, macht der Themenschwerpunkt «What People Do for Money. Some Joint Ventures» auf die vielfältigen Arbeitsfelder und Berufstätigen der Stadt Zürich aufmerksam. Der Künstler und Kurator der 11. Manifesta, Christian Jankowski, bringt mit seinem kuratorischen Konzept 30 Künstler_innen aus der ganzen Welt mit Berufstätigen aus Zürich zusammen. Die bei der Zusammenarbeit entstandenen Kunstwerke werden in Kunst-Institutionen wie dem Löwenbräukunst-Areal, dem Helmhaus oder dem Cabaret Voltaire gezeigt. Ergänzend zu den neu entstandenen Kunstwerken finden sich in der «Historical Exhibition» Kunstwerke aus vergangenen Jahrzehnten, die sich ebenfalls mit dem ThemaArbeit auseinandersetzen. Auf dem «Pavillon of Reflections», einer schwimmenden Plattform auf dem Zürichsee, werden die Kooperationen zwischen Künstler_innen und Berufstätigen durch kurze Dokumentarfilme sichtbar gemacht. Weitere Ausstellungsorte sind die sogenannten Satelliten: Orte, die mit den unterschiedlichen Berufsfeldern zusammenhängen, wie zum Beispiel ein Schulhaus, eine Zahnarztpraxis oder ein Hundesalon.
Die beiden Vermittlungsprojekte «Mittagspause» und «Spielraum Zürich» bewegen sich auf unterschiedliche Art und Weise in diesem Themenfeld. Während bei dem gemeinsamen Mittagstisch das Phänomen der Pause als wichtiger Bestandteil der arbeitenden Gesellschaft untersucht wird, findet die spielerische Stadtführung neue Zugänge und Perspektiven auf den urbanen Raum und bietet eine Unterbrechung zu den Ausstellungsbesuchen während der Manifesta an. Beide Projekte haben die Eigenschaft in Form von einer Pause – sei es von der eigenen Arbeit oder dem Besuch der Kunstbiennale – Teilnehmenden Zeit zum Nachdenken zu ermöglichen.
Die Ausstellung «Kara Walker. A Black Hole Is Everything a Star Longs to Be» war zwischen Juni und September 2021 im Kunstmuseum Basel zu sehen. In den Arbeiten von Kara Walker (* 1969) rücken Rassismus, Geschlecht, Sexualität und Gewalt in den Fokus – ohne Rücksicht auf politische Korrektheit.
Ziel des Vermittlungsprojektes war es, mit Interessierten und Gruppen in einen aktiven Austausch zu treten, Reaktionen auf die Arbeiten von Kara Walker zu erforschen und Schnittstellen zu aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen herzustellen. Aus diesem Ansatz heraus ist mit dem «Kara Walker Diary» ein analoges Vermittlungstool entwickelt worden, das subjektive Erfahrungen, Reaktionen und Haltungen zur Ausstellung sichtbar macht.
Die Reaktionen zur Ausstellung im «Kara Walker Diary» wurden mit Zeitungsartikeln sowie Social Media Kommentaren verknüpft und in ein Script umgewandelt. Das Script bildete die Grundlage für den öffentlichen «Performativer Rundgang» durch die Ausstellung.
Die Reflexion des «Kara Walker Diary» und des «Performativen Rundgangs» werden an der Veranstaltung in Form einer Plakatedition zugänglich gemacht.
Das Praxisprojekt ist in Zusammenarbeit mit der Abteilung Programme / Bildung & Vermittlung des Kunstmuseum Basel und dem Master of Arts in Art Education Curatorial Studies der Zürcher Hochschule der Künste entstanden.
Kara Walker - A Black Hole Is Everything a Star Longs to Be.
(05.06.–26.09.2021)
Eine Ausstellung des Kunstmuseums Basel in Kooperation mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt und dem De Pont Museum, Tilburg.
Dr. Anita Haldemann, Kuratorin
Noura Johnson, Assistenzkuratorin
Projektgruppe
Hannah Horst, Leiterin Abteilung Bildung & Vermittlung, Kunstmuseum Basel
Christine Müller, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Abteilung Bildung & Vermittlung, Kunstuseum Basel
Prof. Angeli Sachs, Leiterin Master of Arts in Art Education Curatorial Studies, ZHdK
Bruno Heller, Assistent Master of Arts in Art Education Curatorial Studies, ZHdK
Studentinnen des Master of Arts in Art Education Curatorial Studies
Lara Baltsch
Marilena Raufeisen
Yema Salzmann
Die Stiftung IMAI – Inter Media Art Institute präsentiert, archiviert, verleiht und verkauft zeitbasierte Medienkunst. Sie knüpft damit an eine lange Geschichte alternativer Kunst-Distribution seit den 1970er Jahren an, die eine Demokratisierung der Kunstrezeption anvisiert.
Das Videoprogramm «Do videos dream of glitching?» ist im Rahmen eines Praxisprojekts in Zusammenarbeit zwischen der Stiftung IMAI – Inter Media Art Institute in Düsseldorf und dem Master of Arts in Art Education Curatorial Studies entstanden.
Do videos dream of glitching?
Im Zentrum des Videoprogramms stand das Konzept des „Glitches“. Ein Glitch, so wurde durch das Projektteam formuliert, kann absichtlich oder auch zufällig entstehen. Er zelebriert die ineffiziente, irrationale, lästige Störung. Videokünstler*innen nutzen das Glitching, so die zentrale These der Projektgruppe, als emanzipatorische Strategie, die eine vertiefte Technologiekritik ermöglicht. Die ausgewählten Arbeiten hinterfragten in diesem Sinne die Grenze zwischen Fehlfunktion und Manipulation.
Ausgehend von einer inhaltlich konzeptuellen Analyse des Archivs der Stiftung IMAI – Inter Media Art Institute wählte das siebenköpfige Projektteam folgerichtig insgesamt 7 Videos aus, die das Thema „Glitches“ aus unterschiedlicher Perspektive behandeln. Das Videoprogramm war zwischen Samstag, den 8. Mai 2021 und Sonntag. 30. Mai auf der IMAI Website zu sehen. Ausserdem wurde das Programm in der Videolounge des IMAI im NRW-Forum in Grossprojektion gezeigt.
Screening Programm
Steina und Woody Vasulka, Noisefileds, 1974, 10:52 Min.
Franziska Megert, Sweet Dressing, 1983, 3:26 Min.
Paul Garrin, Free Society, 1988, 4:03 Min.
Raphael Montañez Ortíz, Busy Bodies, 1997, 8:57 Min.
Ulrike Rosenbach, Das Feenband, 1983, 15:17 Min.
George Barber, Effervescence, 1995, 1:31 Min.
Norbert Meissner mit Mike Krebs, Dialog, 1987, 4:45 Min.
Rahmenprogramm
Parallel zum Screening wurden mehrere Social Media Interventionen entwickelt, in denen sowohl das Thema referenziert und interpretiert, wie auch die Kurator:innen vorgestellt wurden.
Projektbeteiligte
Studierende des Master of Arts in Art Education Curatorial Studies, Zürcher Hochschule der Künste: Chiara Giardi, Caroline Glock, Ugo Pecoraio, Evita Verbrugge
Dozent: Dr. Heiko Schmid
Stiftung IMAI: Dr. Linnea Semmerling, Darija Šimunović
Das Praxisprojekt in Zusammenarbeit zwischen dem Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin und dem Master Art Education Curatorial Studies präsentiert die Ergebnisse ihrer gemeinsamen Recherchearbeit in einer Publikation und in einer Online-Plakatausstellung. Unter dem Slogan «Sprich mit mir! Die Sammlung befragen» wird das Publikum auf eine Reise der multiperspektivischen Betrachtung von Museumsexponaten eingeladen. Im Sinne einer «entangled history of objects» werden in zwölf Tiefenbohrungen die komplexen Vernetzungen zwischen Objekt, Material, Religion, Politik, Umwelt, Konsum, Geschmack, Museum und Design quer durch die Jahrhunderte aufgezeigt.
Das Design Lab #7 als Online-Plakatausstellung und Plakatausstellung im Toni-Areal
Die Forschungsinhalte können in der interaktiven Online-Plakatausstellung per Mausklick erkundet werden. Mit Blick auf eine zukünftige Wiedereröffnung der Museen sollen die mit QR-Codes versehenen Plakate die vielschichtigen Zugänge zu den Objekten auch in der Dauerausstellung des Kunstgewerbemuseums möglich machen. Parallel dazu ist eine Plakatausstellung in der Zürcher Hochschule der Künste geplant.
Die Online-Plakatausstellung kann über folgende Website aufgerufen werden: www.zhdk.ch/designlab7
Parallel dazu wurde im März 2021 die Plakatausstellung in der Zürcher Hochschule der Künste im Toni-Areal auf Ebene 4 im Turm aufgebaut und ist dort voraussichtlich bis Herbst 2021 zu sehen.
Die Publikation zur Ausstellung
Die Publikation versammelt die Sammlungsrecherche in zwölf miteinander vernetzten Fallstudien. Sie enthält Textbeiträge von Claudia Banz, Yulia Fisch, Christian Imhof, Brooke Jackson, Angeli Sachs, Hannah Spillmann und Gastbeiträge von Wibke Bornkessel. Die Leseprobe zur Publikation «Sprich mit mir! Die Sammlung befragen» (PDF, 384 KB) kann hier heruntergeladen werden. Sie bietet erste Einblicke in den Versuch, die Sammlung des Kunstgewerbemuseums sprechen zu lassen. Die Publikation ist ab sofort online im Webshop der Staatlichen Museen zu Berlin erhältlich.
Multiperspektivisches Storytelling
Ausgehend von der Frage: «Welche Geschichten erzählen eigentlich die Objekte, die in der Dauerausstellung präsentiert werden, jenseits hegemonialer musealer Deutungen?» wählte das sechsköpfige Projektteam aus der Fülle der Sammlung insgesamt zwölf Exponate aus und befragte sie aus unterschiedlichen Perspektiven:
Ist der Taschenglobus der Vorläufer von Google Earth? Was hat er mit Machtstrukturen des Glaubens und Wissens zu tun? Welcher Bogen lässt sich von einem Schachspiel der Renaissance zur Schulung des menschlichen Geistes und der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz schlagen? Wie konnte ein ägyptischer Hocker, der vermutlich fast 2000 Jahre alt ist, in die Sammlung des Kunstgewerbemuseums gelangen, und was sagt dies über die Sammlungsstrategien aus? Wieso wurden im 19. Jahrhundert ganz offiziell Kopien von wichtigen Stücken als Galvanoplastik angefertigt und im Unterschied zu heute sogar ausgestellt? Wo lassen sich Prunkpokale im Netzwerk von Propaganda und Fake News verorten? Welche Geschichten von Ausbeutung und kolonialer Macht, aber auch von technischer Innovation und Fortschritt, sind in ein Paisleykleid aus Wolle und Baumwolle eingeschrieben? Wieso werden kaputte Stücke im Depot aufbewahrt? Welche Materialien lassen sich nur schwierig restaurieren? Wie wandelt sich die Bedeutung von Materialien wie etwa Eisen oder Kunststoff?
Vernetzung des kulturellen Archivs
Die zentrale Idee des Design Lab #7 bestand darin, die ausgewählten Objekte in einer eigens entwickelten Ausstellungsszenografie in der Art eines U-Bahn-Fahrplans zu vernetzen. Die imaginären U-Bahnlinien tragen Namen wie Form, Gesellschaft, Glaube, Konsum, Kunstgewerbemuseum, Material, Umwelt und Weltbild. Beim Stichwort „Kunstgewerbemuseum“ geht es nicht zuletzt auch um die Befragung der eigenen Institution: Welche Bedeutung haben Kunstgewerbemuseen als kulturelles Archiv? Inwiefern können sie als Impulsgeber für den positiven Wandel der Gesellschaft agieren?
Hegemoniale Deutungshoheiten und Wissensdiskurse
Das Design Lab #7 resultiert aus der gemeinsamen Recherchearbeit mit vier Studierenden, die ursprünglich in eine Ausstellung münden sollte. Aufgrund der durch die Covid-19-Pandemie bedingten Schließung des Kunstgewerbemuseums wurde die Ausstellung in das Format einer Publikation sowie einer interaktiven Online-Plakatausstellung transformiert. Der Titel „Sprich mit mir!“ verweist auf den Fokus des Design Lab #7: Im Zentrum stehen die Sammlungen des Kunstgewerbemuseums und jede Menge Fragen, die die hegemonialen Deutungshoheiten und Wissensdiskurse betreffen:
Wie entstehen Sammlungen in Museen? Wer entscheidet, was gesammelt wird? Nach welchen Kriterien wird gesammelt? Wer entscheidet, was und wie etwas ausgestellt wird? Welche Objekte werden ausgestellt und welche verbleiben im Depot? Auf welchen Ordnungskriterien basieren Sammlungen und ihre Präsentationsformen? Kunstgewerbemuseen spiegeln bis heute überwiegend Sammlungsstrategien, Systematisierungen und Epistemologien des 19. Jahrhunderts wider.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Claudia Banz, Kuratorin für Design am Kunstgewerbemuseum und Angeli Sachs, Leiterin des Master of Arts in Art Education Curatorial Studies an der Zürcher Hochschule der Künste gemeinsam mit den Studierenden Yulia Fisch, Christian Imhof, Brooke Jackson und Hannah Spillmann.
Die Reihe «Design Lab» wird kuratiert von Claudia Banz, Kuratorin für Design am Kunstgewerbemuseum. Sie wird gefördert durch das Kuratorium Preußischer Kulturbesitz.
Eine Sonderausstellung des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin.
Claudia Banz, Kuratorin Design und Outreach, Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin und Angeli Sachs, Leiterin Master of Arts in Art Education Curatorial Studies
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03.03.2021
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Praxisprojekt «Dada Spektakulationen», 2016
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Untertitel
Eine Kooperation zwischen Festspiele Zürich und dem Master Art Education Curatorial Studies
Dada-Spektakulationen
Hundert Jahre Dada – diesem Jubiläum widmeten sich die Festspiele Zürich vom 3. bis 26. Juni 2016 und mit ihnen sieben Studierende der ZHdK. Für das Vermittlungsprojekt «Dada-Spektakulationen» realisierten die Studierenden des Master of Arts in Art Education akustische Installationen auf Toiletten von ausgewählten Festspielorten und weiteren (halb-)öffentlichen WCs. Splittercollagen auf den WC-Spiegeln und subtile Veränderungen der Signaletik spannten visuell einen roten Faden zwischen den bespielten Orten. Die Installationen wollten für das interessierte Publikum unterschiedliche Facetten von Dada erfahrbar machen.
Ausgangslage, Grundidee und Konzept:
Hundert Jahre, nachdem die Dada-Bewegung in Zürich ihren Anfang nahm, begaben sich rund dreissig Zürcher Kulturinstitutionen im Rahmen der Festspiele Zürich auf die Spuren von Dada. Es entstand ein Kaleidoskop an Perspektiven auf Dada, wofür die Studierenden des Masters of Arts in Art Education der ZHdK ein Vermittlungsprojekt erarbeiteten. Die Kooperation verfolgte das Ziel, die Neugier des Publikums zu wecken, neue Blickwinkel zu eröffnen und Verknüpfungen zwischen den einzelnen Programmpunkten zu schaffen.
Hans Richters Spiegelmetapher diente als Epizentrum und zentraler Reflexionspunkt des Projekts. Die Studierenden suchten eine Form, um zwischen Dada heute und Dada damals, zwischen Sinn und Unsinn und zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit zu vermitteln. Analog zum Programm der Festspiele insgesamt sollte keine blosse Historienschau entstehen, sondern vielmehr dem Echo von Dada nachgespürt werden.
Die zahlreichen Manifeste und Eigendefinitionen der Dadaist_innen dienten als Ausgangspunkt für eine Audiocollage, die in spielerischer Weise mündliche Statements und Geräusch- und Rückwärtsaufnahmen mit Ausschnitten von Produktionen im Rahmen der Festspiele Zürich verband und dazu historisches sowie zeitgenössisches Material in einen Dialog treten liess. Neben den akustischen Bruchstücken spielte die Spiegelinstallation auf visueller Ebene mit der Splitterhaftigkeit von Dada und verband so die verschiedenen Veranstaltungsorte. Durch die Verfremdung der Spiegel mit Foliensplittern sollte sich die visuelle Reflexionsebene auf die akustische verlagern. Subtile Eingriffe in die Signaletik verwiesen auf die Installationen.
Auf der Website wurden alle Versatzstücke des Projekts zusammengeführt und über eine textliche Ebene kontextualisiert. Zudem diente sie der Offenlegung der Quellen, der Sammlung von Impressionen und wird zukünftig als digitales Archiv des Projekts «Dada-Spektakulationen» verwendet: http://dada-spektakulationen.zhdk.ch/
Diese Masterarbeit geht der Frage nach, wie postmigrantisches Schreiben aussehen kann. Auf theoretische und praktische Weise wird erörtert, wie Migrationserfahrungen und Mehrfachzugehörigkeiten als gesellschaftliche Normalität im Kulturjournalismus auftreten können. Eine paradoxe Situation bildet die Ausgangslage:
Globale Wanderungen verändern und formen gesellschaftliche Realitäten. So auch in der Schweiz. Die Schweiz ist eine Migrationsgesellschaft, weil sie durch und von Migration geprägt ist – früher und heute. Doch die Migrationsgesellschaft entspricht nicht dem gesamtschweizerischen Selbstverständnis. Dieser Widerspruch zeigt sich oft in den Schweizer Massenmedien.
Auch im Kulturjournalismus – dem Berufsfeld der Autorin – werden gesellschaftliche Entwicklungen und soziale Realitäten wie die Migration reflektiert und in Diskurse eingebunden. Gleichzeitig ist der Kulturjournalismus seinerseits geprägt von kulturellen Diskursen und steht somit in einer Wechselwirkung mit dem Selbstverständnis einer Gesellschaft. Dieses Spannungsfeld zwischen Diskursmacht und Wirklichkeit wird in einer angewandten kulturwissenschaftlichen Theoriearbeit kritisch untersucht. Sie ergründet, wie eine kulturjournalistische Radiosendung die Migrationsgesellschaft diskursiv verortet. Die Erkenntnisse einer diskursanalytischen Untersuchung dienen als Wissenshintergrund für die Praxisarbeit und sensibilisieren die journalistische Praxis über diese Arbeit hinaus.
In der Praxisarbeit wurde das postmigrantische Schreiben umgesetzt. Entstanden ist ein 45-minütiges publizierbares Audiofeature, in dem sich eine Tochter dem fremd-vertrauten Verhältnis zu ihrem Vater stellt. Das Porträt, verwoben in ein Selbstporträt, macht die Komplexität der Migrationsgesellschaft hörbar. Und es beschreibt eine mobile, flüchtige Welt, in der die Vielschichtigkeit einer Gesellschaft nicht Sonderfall, sondern Normalität ist.
Durch das Marmarameer und die Marmara-Insel erforscht «Possibility of an Island» die Zerbrechlichkeit und die Überschneidung zwischen drei verschiedenen, aber verwandten Körpern: Mensch, Insel und Wasser. Durch Poesie und Fotografie und durch das Nachdenken über diese Körper und ihre Verbindungen verschwimmen die Grenzen zwischen Mensch und Natur allmählich.
Das Marmarameer, an dessen Küste Ani Ekin Özdemir aufgewachsen ist, empfindet die Künstlerin als Teil ihrer Familie. Ein Gewässer, das sie gelehrt hat einzuladen, zu umarmen, zu sein, in Beziehung zu treten, zu fliessen und zu schwanken. Durch die enge Beziehung zum Marmarameer hinterfragt Ekin die Position und die Definition des menschlichen Körpers: Wie verschieben sich Beziehungen – wie verändern sie sich, wenn wir beginnen, unseren Körper als Wasserkörper wahrzunehmen? Wie beeinflusst die Wahrnehmung des physischen Körpers unsere Gedanken und unsere Art, in dieser Welt zu leben?
Letztlich vermag die Poesie nicht, das Meer zu reinigen oder die Regierung und ihre Prioritäten zu ändern. Aber sie wird die Dinge zusammenhalten und uns daran erinnern, was wichtig ist.