Raum gilt seit gut hundert Jahren als zentraler Begriff der Architektur. In und durch Architektur wird Raum erfahrbar. Nicht selten wird die gesamte Architektur über ihre raumschaffende Aufgabe definiert, dennoch ist Raum nicht schlechthin das Medium der Architektur. Der Raumbegriff ist mit vielen und sehr allgemeinen Bedeutungen aufgeladen, die für die Architektur selber nicht spezifisch sind. Raum ist ein totalisierendes Wort, welches aufgrund seiner Resonanz in allen Disziplinen bedeutungsvoll erscheint – aber ohne konkrete Bedeutung eine genaue Anwendung eher erschwert als ermöglicht. Zahlreiche aktuelle sowie historische Möglichkeiten, Raum zu denken und zu interpretieren treffen heute aufeinander.
Seit einigen Jahren wird im Zusammenhang vom Raum zudem von einem «spatial turn», von einer Wende, gesprochen. Im Zuge dieser topologischen Wende wird der Raumbegriff in verschiedenen Disziplinen neu ausgelotet und ausdifferenziert. Gemeinsam ist den damit verbundenen Diskursen, dass dem Raum wieder und vermehrt eine Bedeutung zugeführt wird.
Diese Arbeit möchte genau an diesem Punkt anknüpfen. Sie folgt dem Wechsel von disziplinären Raumdiskursen hin zu einem Rekurs auf ein transdisziplinäres Raumparadigma. Ausgehend von seiner architektonischen Perspektive werden in der Anwendung die räumlichen Praxen ästhetischer und künstlerischer Disziplinen untersucht. In methodischer Hinsicht geschieht dies durch teilnehmende Beobachtung und durch die Aneignung unterschiedlicher Formate und Arbeitsweisen. Theoretische Auseinandersetzungen mit dem Raum und unterschiedliche konzeptionnelle Blickweisen ergänzen diesen Zugang.