Set title | - Politische Kunst - eine Annäherung
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Project title in German | - Politische Kunst-eine Annäherung
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Project title in English | - Political art – an approach
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Description | - Kann Kunst ein geeignetes Mittel/die geeignete Strategie sein um "politisch" zu agieren? Was ist Politische Kunst? Oder was kann darunter verstanden werden?
Auf welchen Ebenen und "Bühnen" und mit welchen Absichten und Strategien agiert Politische Kunst? Was kann Politische Kunst bewirken? Wie lässt sich ein Umgang finden mit den Schwierigkeiten und Ambivalenzen, welche mit Politischer Kunst einhergehen? Auf diese Fragen versucht die Masterthesis Politische Kunst: Eine Annäherung Antworten zu finden. Die Suche nach möglichen Antworten findet auf der kunsthistorischen Ebene statt, bei welcher auch Diskurse der Kunsttheorie und der Kunstkritik miteinbezogen werden. Anhand einer Kategorisierung finden Überlegungen zu Methoden und Absichten, sowie zu Wirkungsfeldern Politischer Kunst statt. Beispiele von Politischer Kunst ergänzen die Kategorisierung.
Die Ausgangslage für meine Masterthesis waren eigene Erfahrungen während eines künstlerischen Projekts in einem Asylbundeszentrum. Nach vielen Projekten mit Kindern, Familien und Jugendlichen, war dies für mich das erste Projekt mit einer "problematisierten" Bevölkerungsgruppe. Wir ProjektinitiantInnen waren uns den damit verbundenen Herausforderungen und Schwierigkeiten anfangs nicht bewusst, erst während der Durchführung erkannten wir die Komplexität der Anlage, nämlich die vorhandenen Machtstrukturen, die Rollenzuschreibungen und die eigenen Ambivalenzen gegenüber der Projektanlage. Die daraus resultierende Komplexität, die inhärenter Bestandteil einer künstlerischen Praxis ist, die sich nicht nur mit politisch, sozial und gesellschaftlich relevanten Themen auseinandersetzt, sondern in gesellschaftliche Verhältnisse intervenieren möchte, wird in meiner Masterthesis anhand folgender Leitfragen untersucht:
Kann Kunst ein geeignetes Mittel/die geeigente Strategie sein um "politisch" zu agieren?
Was ist Politische Kunst? Oder was kann darunter verstanden werden?
Auf welchen Ebenen und "Bühnen" und mit welchen Absichten und Strategien agiert Politische Kunst?
Was kann Politische Kunst bewirken?
Wie lässt sich ein Umgang finden mit den Schwierigkeiten und Ambivalenzen, welche mit Politischer Kunst einhergehen?
Einerseits wird in der Kunstgeschichte fragmentarisch nach Antworten gesucht, wann welche Formen von Kunst als politisch galten und mit welchen Strategien vorgegangen wurde. Hierbei werden auch Diskurse der Kunsttheorie und der Kunstkritik miteinbezogen. Es folgen Überlegungen zur heutigen Positionierung von Politischer Kunst: Wie wird vorgegangen und wie wird darüber verhandelt? Anhand einer schematischen Darstellung verschiedener Ausprägungen von Politischer Kunst (auf der Rückseite abgedruckt) wird analysiert, welche Vorgehensweisen auf welche Weise wirken. Beispiele Politischer Kunst ergänzen diese Kategorisierung.
Die Teilnahme an verschiedenen Podiumsdiskussionen, Vorträgen und ähnlichen Veranstaltungen haben mir einen Austausch mit AkteurInnen aus dem Feld Politischer Kunst ermöglicht und meine Vermutung bestätigt, dass jede Form von Politischer Kunst spezifische Schwierigkeiten birgt und KünstlerInnen sich immer wieder von Neuem mit der Komplexität ihrer Betätigung auseinandersetzen müssen. Auch die Gespräche mit der Künstlerin Almut Rembges und dem Künstler Andreas Heusser (beide im Feld der Politischen Kunst aktiv) waren aufschlussreich in Bezug auf Herausforderungen und die jeweiligen Ambivalenzen die künstlerische Praktiken Politischer Kunst generieren.
Eine allgemeingültige Definition von Politischer Kunst kann nicht gegeben werden, da es auch keine allgemeingültigen Definitionen von "Kunst" und vom "Politischen" gibt. Für mich ist Kunst dann politisch, wenn damit explizit versucht wird, einen gesellschaftlichen Wandel anzuregen. Dafür gibt es unzählige Herangehensweisen und auch die Absichten der jeweiligen Akteure unterscheiden sich bisweilen sehr: Von subtileren Formen, die versuchen Wahrnehmungs- und Handlungsräume zu eröffnen bis hin zu provokativen Aktionen, die Antagonismen auslösen möchten. Alle Ausprägungen Politischen Kunst beinhalten Ambivalenzen, daher sollten Aktionen und Projekte jeweils im Einzelfall sorgfältig reflektiert und analysiert werden. Dies gelingt am besten wenn man sich in einem (interdisziplinären) Netzwerk bewegt und austauscht. Strategien können dann adaptiert und in andere Felder transformiert werden.
Über die Wirksamkeit Politischer Kunst wird viel diskutiert und sie wird sogar teilweise seitens derjenigen KünstlerInnen angezweifelt, die selbst in diesem Feld aktiv sind. Die grösste Ambivalenz liegt meiner Meinung nach hier: Häufig wird versucht politische Missstände zu kritisieren, sie als Teil grösserer gesellschaftlicher Zusammenhänge zu erkennen sowie deren Mechanismen offenzulegen und zu verändern. Statt jedoch das Beabsichtigte zu bewirken, werden häufig die kritisierten Zusammenhänge gefestigt, da aufgezeigte Schwachstellen punktuell beseitig und "Lücken" geschlossen werden können.. Die artikulierte Kritik trägt so indirekt dazu bei, dass Machtverhältnise stabilisiert werden anstatt sie zu destabilisieren.
Vielleicht liegt aber genau hier der Möglichkeitsraum Politischer Kunst: Bestehende politische, ökonomische oder gesellschaftliche Systeme werden durch künstlerische Interventionen zwar nicht von Grund auf umgewälzt und es wird auch keine Revolution ausgelöst. Doch durch das ständige Beobachten, Aufzeigen, Aushandeln, Informieren, Protestieren (und zwar nicht nur auf der Ebene der Kunst, aber eben auch!) besteht für die kritisierten Systeme die Notwendigkeit sich zu verändern, um nicht an Macht zu verlieren.
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Description in English | - Can art be an appropriate means / the right strategy for "political" action? What is political art? Or what can it be understood to mean?
On what levels and "stages", and with what intentions and strategies, does political art operate? What can political art achieve? How can we cope with the difficulties and ambivalences that political art involves? These questions are addressed in the Master's thesis "Political art: an approach to finding answers". The search for possible answers takes place at the level of art history, also referring to art history and art criticism discourses. A classification system is applied to a discussion of methods and intentions, and of the activity domain of political art. The classification system is supplemented with examples of political art.
My Master's thesis originated from my own experiences during an art project in a federal refugee centre. After conducting numerous projects with children, families and young people, this was my first project with a "problematic" population category. At the start of our projects, we were initially not aware of the associated challenges and difficulties, and it was only once the projects were under way that we realized the complex nature of the situation, i.e. the power relations in place and our own ambivalences regarding the project. The resulting complexity, which is an inherent part of an artistic practice that as well as addressing political, social and societal issues, also seeks to actively intervene in societal relations, is explored in my thesis on the basis of the following central questions:
Can art be an appropriate means/the right strategy for "political" action?
What is political art? Or what can it be understood to mean?
At what levels and "stages", and with what intentions and strategies, does political art operate?
What can political art achieve?
How can we cope with the difficulties and ambivalences that political art involves?
On the one hand, the thesis turns to art history for answers, in fragmentary terms, asking what forms of art have been regarded as political, and when, and what strategic approaches have been used in the past. Art theory and art criticism discourses are also incorporated. The discussion then addresses the present positioning of political art: what is the process followed, and how is it negotiated? On the basis of a schematic representation of different forms of political art (printed on the reverse), an analysis is formulated of how different procedural approaches operate. Examples of political art supplement this classification system.
Participating in various panel discussions, presentations and similar events has enabled me to exchange ideas with actors in the political art domain, and has confirmed what I suspected, i.e. that any form of political art has specific difficulties associated with it, and artists must consistently re-engage with the complexity of what they do. My discussions with the artists Almut Rembges and Andreas Heusser (both of whom work in the area of political art) provided valuable insights with regard to the challenges and ambivalences generated by the artistic practices of political art.
No general definition of the term "political art" can be provided, given the absence of any general definition for "art" and "political". From my perspective, art becomes political only when an express attempt is made to stimulate social change. There are countless approaches to doing this, and there is also huge variety in the intentions of the actors involved, ranging from more subtle forms aiming to open up perceptions and areas of action to provocative actions deliberately designed to create antagonistic responses. All forms of political art contain ambivalences, and accordingly actions and projects require individual reflection, scrutiny and analysis. This is best achieved by interaction and exchange within an (interdisciplinary) network. Strategies can then be adapted and transposed into other fields.
The effectiveness of political art is widely debated, and is doubted even by some of the artists active in this field. I see the greatest ambivalence in this context as follows: many set out to criticize political abuses, to identify them as part of larger societal contexts, and to reveal and change their mechanisms. But instead of achieving this aim, what often happens is that the contexts criticized are merely consolidated, since the shortcomings highlighted can be fixed on a piecemeal basis, and "gaps" can be filled. The articulated criticism therefore indirectly contributes to the consolidation, rather than the destabilization, of power relations.
But perhaps this is precisely the domain in which political art can operate: artistic interventions may not bring about any fundamental transformation of existing political, economic or societal systems, or a revolution, but by consistently observing, pointing out, negotiating, informing and protesting (not only in the artistic domain, but certainly including it), the systems subjected to criticism are forced to change, in order not to give up their power.
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Lecturer / head of project | - Dagmar Reichert, Sønke Gau
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