Deborah von Wartburgs Masterarbeit setzt sich in Form eines Theaterstücks künstlerisch mit der Thematik von Postdemokratie und Öffentlichkeit auseinander.
Schauplatz des Stücks ist eine Zukunft, in der politische Änderungen datenbasiert berechnet und vorgeschlagen werden. Menschen müssen diesen Vorschlägen nur noch zustimmen oder sie ablehnen. Eine Werbeagentur entwickelt eine Politikerfigur, welche die politische Entscheidungsfindung zurück zu den Menschen holen will. Die Figur stösst auf Interesse und bekommt populistische Züge. Die Hauptprotagonistin Marie, die auch Teil des Werbeteams ist, bekommt im Laufe der Entwicklung Zweifel an dem Projekt.
Deborah von Wartburg geht im Rahmen des Theaterstücks der Frage nach, wie viel Mensch eine Demokratie verträgt und wie viel Mensch sie braucht. Und auch, ob der Mensch die Politik vielleicht mehr braucht als umgekehrt.
Im Rahmen ihrer Masterthesis setzt sich Marija Zivojinovic mit dem Material PET (Polyethylenterephthalat) auseinander. Abseits des regulären Recycling-Kreislaufs von PET entstehen Objekte, die den Themen Sammeln, Entsorgen, Verwerten und Umwerten diskursiv begegnen. Im Fokus steht der «agentische» Status des umweltbelastenden Materials, indem Material-Momente der Irritation, Unsicherheit und des Widerstands beschrieben werden. Ein Kerninteresse der theoretischen als auch künstlerischen Auseinandersetzung ist der eigentümlichen Performativität des Materials nachzugehen und dessen Widerständigkeit als Arbeitsmaterial zu befragen.
PET-Flaschen-Konstruktionen werden zu Denkfiguren und Metaphern indem ihre materiell-formalen Umstülpungen und damit verknüpfte Konzepte zur Disposition gestellt werden. Es werden Fragen zur Durchführbarkeit verlustfreier Recycling-Kreisläufe, der Appropriation oder nachhaltiger Materialität in der Kunst angeregt.
Die Arbeit befindet sich noch im Produktions-/Schreibprozess und wird Ende August abgeschlossen. Der Titel ist ein Arbeitstitel.
Mit der (Film-)Kamera macht sich Lara Rubin auf die Suche nach einer Erzählung, die im Familienkreis kursiert und sich zwischen Wunsch und Wahrheit bewegt. Es eröffnet sich ein Feld voller (vermeintlicher) Wiedersprüche: Zwischen Faktum und Fiktion, zwischen Privatem und Öffentlichem, zwischen Vergangenem und dem Jetzt.
Lara Rubin bezieht sich auf Konzepte aus den Bereichen Geschichte, Kunstgeschichte, Filmwissenschaft und der filmischen Praxis. Diese bieten ihr das entsprechende Werkzeug, um aufgeworfene Fragestellungen ihrer recherchierend-suchenden Praxis zu verhandeln, zu differenzieren und zu vertiefen.
Die dabei generierten Fragen beziehen sich auf die Familienerzählung selbst, aber auch auf eine mögliche (künstlerische) Verarbeitung der Erzählung. Was passiert, wenn die Kamera auf die eigene Familie und das Selbst gerichtet wird?
Die Anwesenheit der Kamera wandelt die Realität und diese wird wiederum durch die entstandenen Bilder verändert. Grenzen zwischen Beobachtender und Beobachtetem werden unscharf. (Bewegte) Bilder sind nicht nur auf das, was sie repräsentieren zu untersuchen, sondern auch auf ihren Ausdruck, auf ihre Form.
Innerhalb ihrer Masterarbeit nähert sich Juliette Uzor Konzepten und Begriffen wie «Background», «Verhältniswörter», «Position», «Rhythmus» und «Dancing Tables» theoretisch sowie physisch-körperlich an. Der Ausgangspunkt ist dabei der eigene Körper und die jeweiligen Bezugspunkte, entlang derer sich dieser Körper bewegt. Ein Kerninteresse der Thesis ist das Verhältnis zwischen dem starren, kategorisierten Körper und einem sinnlichen, dynamischen Körper, der gleichzeitig von seiner Umwelt orientiert wird und diese mit-orientiert, zu befragen.
Neben der Beschäftigung mit theoretischen Stimmen und Perspektiven organisiert Juliette Uzor «kollektive Bewegungssessions» mit Freund:innen. Die Treffen haben einen experimentellen, sinnlichen Ansatz. Sie widmen sich spezifischen Bewegungskriterien, welche Uzor als Feldnotizen aufzeichnet und während und nach den Sessions reflektiert.
An der Bewegung interessieren die Autorin der Thesis phänomenologische aber auch politische Aspekte. Sie vertritt eine feministische und nicht-weisse Perspektive und möchte diese Ausgangslage als politisches und ästhetisches Potential nutzen, um durch die Bewegung der Körper normierte Strukturen und Machtverhältnisse zu durchqueren. Diese Position auch in Kontexten der Kunstvermittlung zu vertreten und eine entsprechende kritische künstlerisch-pädagogische Praxis zu vermitteln ist für die Autorin von grosser Wichtigkeit.
Die Arbeit befindet sich noch im Produktions-/Schreibprozess und wird Ende August abgeschlossen. Der Titel ist ein Arbeitstitel.
Im Rahmen ihrer Masterarbeit experimentiert Delia Stolpe mit dem fotografischen Verfahren der Cyanotypie. Die Autorin geht hier von einem Kerninteresse bzw. von der Fragestellung aus, inwiefern der tradierte Bildentstehungsprozess und dessen charakteristische blaue Färbung – traditionell hervorgerufen durch Sonnenlicht ausgesetzten und lichtempfindlichen Chemikalien – ein «Update» durch eine Bestrahlung mit Computerlicht erfährt. Was passiert also, wenn das Sonnenlicht durch Computerlicht ersetzt wird und die (blauen) Cyanotypien sozusagen doppelt blaues Displaylicht einfangen anstatt das Lichtspektrum von Sonnenstrahlen?
Die explorative Recherche zeigt beispielsweise, dass der Bildentstehungsprozess so eine Belichtungszeit von 24 Stunden abverlangt. In dieser Bildentstehungsphase sind die Chemikalien und das Computerlicht sich selbst überlassen und gewähren der Künstlerin keine Einsicht in den Prozess. Die 24-stündige Abwesenheit löste das Bedürfnis aus, sich theoriebasiert mit diesem Zeitfenster auseinanderzusetzen. In ihrer schriftlichen Thesis untersucht Delia Stolpe daher, welche Merkmale solche Zeitspannen der partiellen fotografischen Selbsttätigkeit aufweisen und setzt sich davon ausgehend mit der Co-Autorschaft, der Objektivität fotografischer Resultate und ihrer eigenen subjektiven Einflussnahme (als Künstlerin) auseinander.
Mentorat: Prof. Dr. Sigrid Adorf, Prof. Hannes Rickli
K-Town ist ein fiktiver Ort, an dem Klitoriden sie selbst sein können. Die acht Hauptfiguren, Klostiri, Listorik, Iltroski, Triskoli, Ortlikis, Roklisti, Iliskrot und Silkroti sind allesamt Klitoriden und bespielen K-Town. Einige Charaktere sind seit langem befreundet und treffen sich zu nächtlichen Gesprächen am Fluss. Andere lernen sich über die erzählten Begegnungen erst kennen. Sie leben in Form von aktivistischen Wandmalereien, rostiger Skulptur, als Hüterinnen der Sexualität im Menschenkörper und nicht zuletzt unabhängig und optimistisch in einem Vogelhaus auf einer Linde.
Die (als) Autorin (aufgeführte) Émile Benoît wird gegen Ende des Buches in einem Interview mit Corina Heinrich zur Entstehung der Geschichten und der einzelnen Figuren befragt. Ausserdem wird über Texte von Hélène Cixous, Nawal El Saadawi, Sara Ahmed, Leonardo Di Cabrio und Henri Matisse debattiert. Dabei klärt sich gegen Ende des Buches, dass Corina Heinrich nicht nur ihren Figuren Rollen zuschreibt, sondern auch sich selbst als Autorin in einer Rolle sieht. Das Buch K-Town von Émile Benoît ist eine ernste und doch spielerische Annäherung an die Klitoris. Über einen fünfmonatigen Schreibprozess reflektierte Corina Heinrich über ihren künstlerischen Zugang zur Thematik der weiblichen Sexualität.
Im Zentrum der Masterthesis von Anna Laura Klucker steht die Auseinandersetzung mit Blumen und Vorannahmen, mit denen wir Menschen Blumen aufgrund von spezifischem und kulturell geprägtem Vorwissen begegnen.
Die Autorin versucht diesen Vorannahmen schreibend entgegenzuwirken, indem sie sich mittels einer interdisziplinären Recherchearbeit und über naturwissenschaftliche Quellen einen Perspektivenwechsel erarbeitet. Dieses Vorgehen hat das Anliegen sich von der «Blume» als bildliches Sujet und so von v.a. in der Kunst gängigen kulturell geprägten Bezugsweisen zu Blumen zu lösen. Die Autorin verfolgt dabei vielmehr den Anspruch, Blumen, wie auch die Menschen, als Akteurinnen in Ökosystemen anzuerkennen und zu fragen wie Blumen u.a. (re-)agieren, wahrnehmen, oder kommunizieren.
Es stellt sich weiterführend die Frage, welche Zugänge sich eignen, um diesem Anspruch auch auf künstlerischer Ebene gerecht zu werden und vielmehr MIT als über Blumen zu arbeiten?
Aus Erprobungen – abgeleitet aus Ansätzen wie beispielsweise Lucius Burckhardts Spaziergangswissenschaft oder Pauline Oliveros «Deep Listening»-Strategien entstanden visuelle und audiovisuelle Annäherungsversuche. Eine filmische Auseinandersetzung, geprägt von variierender Zeitwahrnehmung, Bewegung, Dynamik, Sounds und Farben sowie auf-faltbare, plakatartige Bild-/Text-Räume sollen einen Einblick in diese Begegnungsversuche im Rahmen der Masterthesis vermitteln und damit auf Möglichkeiten für Begegnungen mit Blumen verweisen. Könnten Betrachter:innen so dazu anregt werden ihr «Bild» von Blumen zu befragen?
Anthonie de Groot stellt sich mit ihrer Masterarbeit der Frage, was ein Magazin sein könnte: Ist es ein Heft aus Papier, das man in die Hand nehmen kann? Ist es Gezeichnetes, Geschriebenes, das jemand nebeneinander gelegt, in ein Layout gesetzt und gedruckt hat? Was, wenn ein Kollektiv ein Magazin erarbeitet? Wie wird ein solches Magazin produziert?
Um diesen Fragen nachzugehen, wählte die Autorin einen praktisch-experimentellen Zugang: Im Zeitraum von sechs Wochen produzierte sie zusammen mit wechselnden Kollaborateur:innen acht Magazine. Jedes einzelne entstand in unterschiedlichen Settings und folgte anderen Parametern, wurde aber immer innerhalb einer vorab festgelegten Dauer erarbeitet und mit einer Auflage von maximal der Anzahl an der Produktion beteiligten Teilnehmer:innen vervielfältigt.
Anthonie de Groots Masterarbeit thematisiert einerseits Fragen, die im Erarbeiten der acht Magazine aufkamen und andererseits die dafür relevanten Gründe. Die Arbeit kann als Momentaufnahme eines Prozesses, als Erinnerungsalbum oder als Toolkit fürs «doing zineing» gelesen werden.
Die Masterarbeit von Laura Ferrari ist ein Romanmanuskript, das die Geschichte einer Tochter erzählt, die sich nach dem Tod ihres Vaters an ihre Kindheit erinnert: an Erwachsenwerden mit einem suchtkranken Vater, der unter Depressionen litt; an eine Mutter, die den Alltag mit Kindern und Arbeit alleine bewältigen musste; an einen grosser Bruder, der als Kind ebenfalls mit Depressionen kämpfte.
«Während da mein Vater steht» handelt von Familie, von Beziehungen, von Erwachsenwerden, von Sucht, von Krankheit, von Trauer.
Ausgangslage der Masterarbeit war die Semesterarbeit «Ich bin, also schreibe ich» zum Thema Autobiographie und Wahrheit. In diesem Essay wurden die verschiedenen Ebenen des Wahrheitsproblems in autobiographischen Texten untersucht.
«Unter Druck» ist die Geschichte einer Recherche in 19 Kapiteln. In ihrem Zentrum steht die Frage, welche Parallelen zwischen Leistungssport und Nutztierhaltung existieren. Auf der Suche nach Antworten verbindet Valérie Hugs Masterarbeit Erinnerungen und Erzählungen der beiden Leistungssportler:innen Lena und Geronimo mit Theorie- & Diskurselementen zum Mensch-Tier-Verhältnis, Recherchestücken zu Fällen von Missbrauch im Leistungssport und Fakten aus der Nutztierhaltungsindustrie.
In ihrer Gesamtheit stellen die Texte und Geschichten den Versuch dar, unterschiedliche Phänomene von Zucht in einen grösseren Themenzusammenhang zu bringen. Dadurch öffnen sich Leser:innen neue Sichtweisen und Blickwinkel, die auch einladen sollen, eigene Standpunkte zu hinterfragen und Position zu beziehen.
«Unter Druck» ist Teil der zweiten Ausgabe des Magazins HOX, welches im Oktober 2021 erscheint und sich dem Thema Zucht & Züchtigung im Feld der Mensch-Tier-Beziehung widmet. HOX ist ein Projekt von Valérie Hug, Jakob Lienhard und Marcel Hörler.
Die Stärkung der kulturellen Teilhabe gehört seit 2016 zu den drei zentralen Förderungszielen der nationalen Kulturpolitik und stellt Schweizer Kulturbetriebe vor neue Herausforderungen. Angesichts der wachsenden Diversität der Schweizer Gesellschaft ist es notwendig, gezielt den Zugang zum kulturellen Leben für möglichst viele Bevölkerungsgruppen zu fördern, wie auch bestehende Hindernisse, die dieser Beteiligung im Weg stehen, abzubauen.
Anouk Brunners Masterarbeit bietet allen Interessierten einen Einstieg ins Thema, indem Einblicke in die Praxis von Deutschschweizer Kulturschaffenden gegeben und Möglichkeiten zur effektiven Umsetzung von Prozessen der interkulturellen Öffnung und Inklusion gezeigt werden. Der Fokus liegt einerseits auf den persönlichen Erfahrungen und Perspektiven der Gesprächspartner:innen, andererseits auf konkreten möglichen Massnahmen und Strategien. Die Interviews werden abgerundet von einem Glossar der Diversitäts- und Inklusionsdebatten und einem Factsheet zur interkulturellen Öffnung von Kulturbetrieben, welches die zentralen Erkenntnisse aus den Gesprächen zusammenfasst.
This master thesis explores ways that mediations in the “Open Workshop” of the Museum Rietberg, Zurichs Museum for non-European Art, take a proactive role in facilitating public discourse. Its processes are viewed ontologically alongside Richard Sennett’s character of “The Craftsman”. Roles and agencies of participants in workshop activities are questioned. The artefacts made in the curatorial setting of the Open Workshop constitute the materialisation of adopted cultural agency, the integrity of which becomes the responsibility of the participants.
The master thesis concludes that the museum’s function is the care, use and creation of public narrative artefacts, and the workshop is a channel for public access to expertise in the disciplined, responsive use of its tools. By introducing visitors to methods of weaving narratives with artefacts, they become active participants in the central activity of the museum and an avenue for assuming an effective agency in the critical public discourse of cultural narratives.
Mentorin: Dr. Nora Landkammer
Ko-Referent: Paolo Bianchi