Mich faszinieren die klare und bewusst gesetzte Ästhetik und die Zusammenarbeit mit Menschen. Diese Form der Ästhetik fand ich vor allem im klassischen Theater erfüllt und es beschäftigte mich das Vorurteil, dass eine gute Ästhetik oft auf Kosten einer guten Zusammenarbeit erreicht werden könne. Dieses Vorurteil wollte ich prüfen und daraus ergab sich folgende Fragestellung:
Wie beeinflusst die Art und Weise der Zusammenarbeit zwischen der Regie und den Schauspieler*innen die Ästhetik einer Inszenierung?
Ich untersuche den Probenprozess von Sebastian Kreyer, um seine Inszenierungsstrategien zu erforschen und über eine mögliche Übertragung in die Theaterpädagogik nachzudenken. Könnte sein Regieverständnis zur Bereicherung der theaterpädagogischen Arbeitsweisen beitragen? Dazu wird es wichtig sein, meinen persönlichen theaterpädagogisch/ästhetischen Standpunkt klar zu formulieren.
Mich interessiert es, in einem postkolonialen Verständnis zu untersuchen, wie Theaterpadagog*innen und Geflüchtete innerhalb einer künstlerischen Arbeit gemeinsam in einen Arbeitsprozess eintauchen und insbesondere was schlussendlich der Öffentlichkeit wie gezeigt wird. In meiner Untersuchung lege ich den Fokus somit auf die szenische Umsetzung von Fluchterfahrungen durch Theaterpadagog*innen im Bereich der Kulturellen Bildung mit dem Ziel, rassismuskritische Formate zu entwickeln, die bestehende Machtverhaltnisse verschieben.
Über diese Vorgehensweise ist es mein Anliegen, innergesellschaftlichen Fragen und damit verbundene Probleme zu beleuchten sowie die Vorgehensweise in Bezug auf die Darstellung von Geflüchteten zu hinterfragen, um dadurch die Position einer differenzierten Theaterpädagogik innerhalb einer rassismuskritischen Debatte zu untersuchen.
In vielen Formen sexistischen Verhaltens scheint sich folgende Problematik zu verbergen: Der mitunter verzweifelte Versuch, gewaltsam gewünschte Weltverhältnisse zu reproduzieren, die nicht mit den vorgefundenen Weltverhältnissen übereinstimmen. Darin vermute ich die Unfähigkeit, als Subjekt in einen fruchtbaren Dialog zwischen Selbst- und Weltverhältnisse zu treten. Ein Subjektivierungsprozess, der sich schliesslich in Geltungskrisen äussert.
Dieser Vermutung folgend fragt diese Arbeit danach, wie Bildung im allgemeinen und Theaterpädagogik im spezifischen Subjektivierungsprozesse begleitet können in einer Welt, in der (Geschlechter-)Kategorien sich in Wandel und Auflösung befinden.
Die Digitalisierung schreitet fort und hat bereits Einzug in die theaterpädagogische Praxis erhalten. Insbesondere während des Lock-Downs in der Coronakrise waren viele Theaterschaffende gezwungen, spontan ihre Vorhaben umzugestalten und in Settings ohne physische Co-Präsenz zu übertragen.
Trotz dieser Widrigkeiten haben meine Erfahrung und die vieler anderer Theaterschaffenden gezeigt, dass sich theaterpädagogische Vorhaben grundsätzlich in andere Medien übertragen lassen.
Und nun habe ich in meinem eigenen Probenprozess das erste Mal während meiner theaterpädagogischen Praxis diese Erfahrung gemisst. Das Ausbleiben war frustrierend und hat bei mir als Leitende primär zu einem defizitären Blick auf die non-physischen Bedingungen der Probesituation geführt.
Umso überzeugter war ich danach, dass diese Erfahrung essenziell für den gemeinsamen Probeprozess ist; für einen Probeprozess, an dem die Spieler*innen als Individuen und als Gruppe in einem Maße teilhaben, dass ihre Interessen, Fähigkeiten und Bedürfnisse entscheidend für die Richtung und den Verlauf der Suchbewegung des Probeprozesses sind.
›Ermächtigt euch selber!‹ Die bildende Wirkung als Produkt
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Wie schwer wiegen Produkt- und Kunstorientierung bei Entscheidungen in theaterpädagogischen Stückentwicklungen im Hinblick auf die Selbstermächtigung der Amateur*innen?
In meiner Arbeit als Theaterpädagogin habe ich oft zwei Stimmen in mir, die mich in Situationen der Entscheidungsfindung beeinflussen. Sie sitzen links und rechts auf meinen Schultern. Links ist die Pädagogik, die befürchtet, dass mein künstlerischer Anspruch die Gruppe, die Gruppendynamik, den Probenprozess überlagert und so pädagogischen Ansprüchen nicht gerecht wird. Rechts ist das Theater, das mir bewusst macht, dass am Ende der Proben ein Stück steht, ein Produkt, das den Zusehenden eine bereichernde Erfahrung und ein ästhetisches Erleben ermöglichen soll. Wie lassen sich diese Ansprüche vereinen oder zumindest in einen produktiven Dialog bringen - Kunst und Pädagogik, Prozess und Produkt?