Meiner Meinung nach gewinnt der öffentliche Raum mehr und mehr an Wert. Die Weltbevölkerung wächst nach wie vor stark, insbesondere im städtischen Raum. Dies führt dazu, dass die
zur Verfügung stehende Bodenfläche pro Kopf abnimmt. Öffentliche Räume bieten somit als gemeinsam nutzbare Orte gerade für Städte ein grosses gesellschaftliches Potenzial.
So stellten sich mir beim Nachdenken über den öffentlichen Raum schnell diverse Fragen: Wer ist in den Städten der Schweiz für die Gestaltung der öffentlichen Räume zuständig? Wie viel kann oder muss dabei die Bevölkerung als Besitzerin mitreden? Nach
welchen Aspekten, Konzepten oder Strategien werden öffentliche Räume gestaltet? Wie wird der Erfolg beziehungsweise die Wirkung solcher Projekte überprüft?
Diese und ähnliche Fragen standen meiner vorliegenden Arbeit Pate. Einige Fragen lassen sich schneller beantworten als andere. Im Verlauf meiner Recherchen fokussierte sich mein Interesse auf einen einzelnen, jedoch wichtigen Aspekt, welcher nun als Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit zu Grunde liegt:
Welche Art von öffentlichem Raum braucht die heutige urbane Gesellschaft der Stadt Zürich?
Räumlichkeit, Körperlichkeit und Zeitlichkeit der fiktionalen Immersion
Name that can easily go onto 2 lines
Author that can easily go onto 2 lines as well
Subtitle
Beschreibung anhand der audiovisuellen Ausstellung «Dein Speichel ist mein Taucheranzug im Ozean des Schmerzes» von Pippilotti Rist im Kunsthaus Zürich, 2016
Die vorliegende Bachelorarbeit beschäftigt sich mit der Räumlichkeit, Körperlichkeit und der Zeitlichkeit fiktionaler Immersion. Dabei wurde in einem theoretischen Teil der Begriff der Immersion auf seine Qualitäten in einem inszenierten Kontext beleuchtet.
Des Weiteren wurde anhand von Bildern, einer phänomenologischen und einer dichten Beschreibung die Ausstellung «Dein Speichel ist mein Taucheranzug im Ozean des Schmerzes» von Pippilotti Rist im Kunsthaus Zürich von 2016 untersucht. Als Schlussfolgerung können folgende Gestaltungsweisen, welche sich auf Raum, Körper und Zeit beziehen, für fiktionale Immersionen, genannt werden:
Herstellung einer fiktiven Realität durch Konsequenz, hermetische Abdichtung von der Aussenwelt, Multimodalität, Möglichkeit zur Rezeption, freiwillige Interaktion der Rezipient*innen und Auflösung der Zeitlichkeit. Diese Prozesse funktionieren besonders in ihrer Kombination und sind ein Bestandteil einer grösseren Anzahl von Gestaltungsweisen.
Mit der Inszenierung des Alltagraumes sehen sich vor allem Bewohner grösser Städte und Metropolen konfrontiert. Auf Grund gewinnbringenden Absatzmärkten wird schnell und viel, neues Geld investiert, um ganze Viertel neu in Szene zu setzten. Die Stadt wächst nicht mehr organisch mit den Einwohnern, sondern ein Team aus Experten plant und konstruiert eine neue Siedlung, welche ein spezifisches neues Image vermitteln soll. Dieses wird über verschiedenste Medien (Text, Audio, Bild) und Kunstformen (v.a. Film und Illustration) sowie die Architektur selbst zum Ausdruck gebracht. Es sind nicht mehr nur Wohn- oder Verwaltungskomplexe, Parks oder öffentliche Plätze. Sie werden Bühnen für einen bestimmten Lebensstil. Diese gezielte 'Inszenierung' jener Freilichtbühnen möchte ich im Folgenden genauer untersuchen. Ferner möchte ich mich mit der Frage auseinandersetzten, ob in unserer globalen heterogenen Welt überhaupt noch eine klare Grenze zwischen Realität und Fiktion, sprich Inszenierung, erkennbar ist. Denn wenn sich diese Grenze aufzulösen beginnt, ist es höchste Zeit, dass auch die Szenografie an dem runden Tisch aus Experten, die zukünftige Städte planen, Einzug findet.
Mit meinem szenografischen Hintergrund gehe ich davon aus, dass die Gestaltung architektonischer Elemente und deren Atmosphäre mein Handeln im Raum beeinflusst. Der Raum beeinflusst unser Handeln, ob öffentlich oder privat. Nicht nur die sozialen Strukturen leiten uns durch Räume, sondern wir nehmen architektonische Gegebenheiten physisch auf und lassen uns durch sie leiten. Material und Struktur sind von wichtiger Substanz. Räume formen unser Handeln.
Mein persönliches Interesse liegt darin, genauer zu untersuchen, warum wir uns von gewissen Dingen mehr angezogen fühlen als von anderen. Ich möchte, obwohl es sehr eindeutig erscheint, dieses Thema beleuchten, um bewusst gesetzten Strukturen Aufmerksamkeit zu schenken.
Welche Funktion haben architektonische Bauten für unser Raumhandeln und wodurch wird unser Handeln im Raum beeinflusst? Welcher Stellenwert kommt der Atmosphäre zu?
Ich gehe davon aus, dass der Balkon eine perfekt inszenierte Plattform für politische Machtdemonstrationen ist. Die Politik bedient sich theatraler, szenografischer wie auch raumsoziologischen Mittel, um ein möglichst großes Publikum zu erreichen und eine Form von Propaganda zu betreiben. Die Politik bedient sich der Inszenierung des Theaters.
In dieser Arbeit widme ich mich dem Balkon, jedoch beziehe ich mich nicht auf den privaten Wohnbalkon, sondern auf den politischen Balkon, der semi-öffentlich ist und einen anderen Zweck erfüllt als eine private Erweiterung des Wohnraumes, nämlich als eine Art Bühne für politische Reden dient. Ich werde im folgenden Text diese Plattform, den Balkon, aus dem Standpunkt der Szenografie untersuchen, um die räumlichen Ausgangslagen zu definieren, analysieren und Vergleiche zu der Guckkastenbühne ziehen.
Meine Fragestellung demzufolge ist, inwiefern die räumliche Ausgangslage des Balkons diese Form von politischer Machtdemonstration unterstützt und welche theatralen Mittel in einer solchen Inszenierung verwendet werden. Kann man Vergleiche zwischen dem politischen Balkon und der traditionellen Guckkastenbühne ziehen?