Nicole Salvalaggio stellt in ihrer Masterarbeit die These zur Disposition, dass der Kreisverkehr als Teil des Konzepts von Strassenverkehr an soziale Bedingungen geknüpft und als Nicht-Ort geeignet ist für künstlerische Interventionen im Raum.
Die Autorin nähert sich dem Kreisverkehr mit künstlerischen Versuchen sowie mit einer theoretischen Auseinandersetzung an. Ethnografische und kulturtheoretische Überlegungen etwa von Marc Augé oder Thomas Waitz begleiten sie dabei in ihren Reflexionen zum Phänomen Kreisverkehr. Im Close Reading der Schlusssequenz des Films «Playtime» von Jacques Tati verdichten sich ihre Überlegungen, auch vor dem Hintergrund der theoretischen Erörterungen und den eigenen künstlerischen Erprobungen.
Eine performative Inszenierung kommt hinzu, in der sich die Autorin dem «Kreisel» im öffentlichen Raum körperlich annähert. Sie besucht und betritt ihn, umkreist ihn und lässt sich bewusst mit ihrer gesamten Sinneswahrnehmung auf ihn ein. Es entstehen Fotografien, Videos, Audio-Aufnahmen und letztlich eine Installation, die mit dem Gehörten auf dem Kreisverkehr spielt. Die Frage, um welchen Ort es sich für die Autorin handelt und in welcher Beziehung sie dazu steht, beantwortet sich die Autorin mit dieser Inszenierung wie folgt: Es ist eine Leere, ein Nicht-Dazu-Gehören, weder Nicht-Ort noch Ort. Es ist der Raum des Dazwischen.
Mentorat: Prof. Dr. Sigrid Adorf, Prof. Heinrich Lüber, Romy Rüegger
In der heutigen Zeit bilden sich zunehmend Bewegungen, derer Mittelpunkt identitätspolitische Forderungen darstellen. Identitätspolitik beschreibt dabei jenes Phänomen, bei dem sich aus individuellen Erfahrungen kollektive Identitäten bilden, welche dann in politischen Forderungen münden können. Dabei subsumiert sich unter dem Begriff nicht nur der Kampf von Minderheiten, welche eine Verbesserung der eigenen sozialen oder rechtlichen Stellung einfordern, sondern auch rechte Bewegungen, die ihre nationale Identität durch die Globalisierung bedroht sehen. Dass die Identitätspolitik im Rahmen der Politik eine wichtige Rolle einnimmt, ist unumstritten. Doch inwiefern ist die zeitgenössische Kunst von diesem Phänomen geprägt? Welche Strategien nutzen Künstler:innen in ihren Werken, um identitätspolitische Forderungen zu bearbeiten und wie entwickeln diese politische Kraft? Welche Rolle spielen dabei die Institutionen und das Publikum?
Durch eine Analyse von Christoph Schlingensiefs Aktion «Bitte liebt Österreich» aus den 2000er Jahren, in der Asylsuchende im Big-Brother-Format durch die Wahl per Telefon abgeschoben werden konnten, sucht die Autorin nach Antworten auf die gestellten Fragen. Anhand verschiedener literarischer Texte zur Identität, Hegemonie-Theorie und Identitätspolitik arbeitet Janina Müller im Rahmen ihrer Masterthesis exemplarisch Möglichkeiten der Kunst im identitätspolitischen Diskurs heraus.
Der theoretische Teil der Masterthesis beleuchtet das Phänomen der Berührung aus natur- und geisteswissenschaftlicher Perspektive, um die eigene gestalterische Tätigkeit an der Schnittstelle von Massage und Malerei und zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Subjekten, zu kontextualisieren und zu reflektieren. Im Zentrum der Auseinandersetzung stehen die philosophischen Theorien Karen Barads, die sie vor dem Hintergrund der Neuen Materialismen erörtert. Von quantenfeldtheoretischen Erkenntnissen ausgehend, formuliert Barad das Anliegen, die Vorstellung von Berührung als eine unschuldige Handlungsform zu problematisieren und folglich ihre Verortung in der Philosophiegeschichte im Sinne eines Akts gegenseitigen Einverständnisses zwischen Individuen infrage zu stellen. Sie verhandelt einen avancierten Subjektbegriff, der eine «Andersheit des Selbst» berücksichtigt, und betont damit die relationalen Zusammenhänge aller Materie und die daraus folgende, dringliche Verantwortung gegenüber allen nicht/menschlichen «Entitäten». Vor diesen Theorien wird im weiteren Verlauf der Thesis Jasmin Kaufmanns eigene berührend-gestalterische Praxis als ein Moment von Relationalität beleuchtet und die Begriffe «Subjektivität» und «Autor:innenschaft» hinterfragt.
Für ihre künstlerische Auseinandersetzung im Rahmen der Masterthesis begibt Jasmins Kaufmann sich ausgehend von einem persönlichen Erlebnis des Berührt-Werdens in ein Forschungsfeld an der Schnittstelle von Massage und Malerei. Dabei steht die Auseinandersetzung mit Berührungsprozessen zwischen Menschen, aber auch mit als «leblos» wahrgenommener Materie im Fokus. Als Ausgangslage für die Untersuchung initiierte sie neun halbtägige Events, um gemeinsam mit je einer weiteren Person das Potential der Massage als Inspirationsquelle für Gestaltungsprozesse zu erproben. Das Ziel war, die subjektiv erlebten, physischen und psychischen Erfahrungen, die durch das Massieren angeregt wurden, in einer gestalterischen Form zum Ausdruck zu bringen. Die während der Events gesammelten Erfahrungen, Inspirationen und Assoziationen, übertrug Jasmin Kaufmann anschliessend in der Rolle der berührenden Malerin mithilfe ihrer Hände und Arme als Werkzeuge in neun grossformatige Gemälde, die als «Event-Portraits» die zentralen Ergebnisse der künstlerischen Masterthesis ausmachen.
[«Event-Portraits», Gouache und Acryl auf zwei Rollen Papier à 1.5 x 10 Meter]
Mentorat: Eliane Binggeli Esposito, Dr. Yvonne Volkart
Dampf steigt im Gewächshaus der Gegenwart: Antigone sucht ihren Bruder im Widerstand und findet ihn nicht. Zwischen Demonstrationen und Trauermärschen bricht Antigone aus dem Familienkreis aus und sucht nach anderen, neuen Formen der Begegnung. Gefühle der Intimität und der Entfremdung fangen an sich ineinander zu verwachsen. Während die Zuschauerinnen über Kopfhörer Antigones Aufbruch mitverfolgen können, tritt eine Gruppe von Menschen in ein posthumanistisches Beziehungsgefüge. Eine Party kippt in ein Trauerfest. Der Abend befragt den Mythos Antigone: Wann ist man bereit, sich mit Menschen zu solidarisieren? Und was bedeutet das für das eigene Leben?
Ein klassisches Schweizer Plakat wurde per HTML- und CSS-Coding nachgebaut.
Als responsive Webseite passt sich das Layout dynamisch an jeden Viewport an. Dabei musste definiert werden, wie sich die Rasterlinien responsive verhalten: welche Elemente bleiben zueinander ausgerichtet? Was wird skaliert? Wann muss die Komposition umgestellt werden?
In einem zweiten Schritt wurden die digitalen Plakate durch Animationen ergänzt und weiterentwickelt.
Im Kurzprojekt zum Thema «about me» sind freie Arbeiten zu persönlichen Interessen entstanden. Die Studierenden haben responsive Layouts gestaltet und mit HTML, CSS und teilweise Javascript gecoded. Ein passender Variable Font wurde gewählt – respektive selbst entworfen – und dynamisch in die Gestaltung Integriert.
Konzeption und Gestaltung einer Wetter App für Menschen mit spezifischen Bedürfnissen.
Welche Features sollte eine Wetter App für Wanderer haben? Wie können sich Analphabeten informieren? Und was ist mit Menschen, die auf dem Planeten Mars leben? Berücksichtigt wurden die Komplexität der Informationen, das Ausgabegerät, der Verwendungsort, die Bedienbarkeit, sowie die Ein- und Ausgabe.
Ausgehend von einem Verständnis, welches Sound Design im Theater- und Performancekontext als Praxis begreift, die in starker Nähe und Wechselwirkung zur szenografischen Gestaltung steht, entwickelt diese schriftliche Arbeit ein Strukturraster und formuliert Gestaltungsprinzipen, die am Beispiel einer interaktiven Rauminstallation dargelegt werden.
Marius Wengers Masterarbeit ist Dokumentation und Vermittlung eines ca. zweijährigen Rechercheprozesses im Themenfeld «Öffentlichkeit und Klimawandel» (Ende 2018 – Ende 2020).
Am Anfang stand die Frage, wie Medien im Allgemeinen und der Kulturjournalismus im Besonderen dem Klimawandel zu mehr Aufmerksamkeit sowie zu klimafreundlichen Verhaltensänderungen in der Bevölkerung und somit einer nachhaltigeren Gesellschaft beitragen können.
Der Rechercheprozess war geprägt von mehrmaligen, der Aktualität geschuldeten Abbrüchen, konzeptuellen Änderungen und Neuanfängen: Ausgelöst durch die Klimastreikbewegung erhielt der Klimadiskurs 2019 einen unvermittelten, heftigen Aufmerksamkeitsschub, bevor die Coronapandemie im Frühling 2020 das Thema wieder aus Medien, Politik und Gesellschaft verdrängte und die Klimastreikbewegung (vorübergehend) aus dem öffentlichen Raum verbannte.
In seiner Masterarbeit erkundet Franz Beidler die Frage der Wahrheit und der Subjektivität im journalistischen Porträt. Aus der Unmöglichkeit des objektiven Porträts resultiert eine Versuchsreihe: Eine Vielzahl an Porträts desselben Menschen mit unterschiedlichen Zugängen und in unterschiedlichen Formen.
Darstellungsformen werden gleichgesetzt mit unterschiedlichen Perspektiven auf einen Menschen und ergänzen sich so zu einem mehrdimensionalen Porträt eines Menschen, das gleichzeitig ein Porträt der (Un-)Möglichkeit des Porträtierens und ein Poträt des Porträtisten ist.
Augmented reality (AR) offers new possibilities for sound designers to create audio only applications. This thesis examines the sonic potential that the sport of running offers for such applications. A prototype is presented by discussing the technical and artistic requirements as well as describing the practical implementation. Finally, example scenes are discussed to illustrate the prototype. Source code and documentation can be found on https://achimb.ch
Die Masterarbeit von Corina Stadler stellt fünf Architektinnen und Architekten vor, die in der Ostschweiz tätig sind. Sie bauen Schulen, Krematorien und Wohnhäuser, sanieren Denkmäler, beraten, vernetzen sich mit regionalen Handwerker:innen oder Politiker:innen und sehen es als ihre Verantwortung, die Gesellschaft mitzugestalten. Ihre Haltung beeinflusst ihre Art des Bauens. Die Porträts geben einen Einblick in die Wertschöpfung in einem der grössten Berufsfelder der Creative Economies in der Bodenseeregion.
Corina Stadlers Porträts von Vreni Härdi, Denkmalschützerin in Appenzell Ausserrhoden, Astrid Staufer, Chefin eines sechzigköpfigen Büros im Thurgau, Peter Dransfeld, mehrfacher Solarpreisgewinner mit Büro am Bodensee, Rahel Lämmler, selbständige Teilzeitarchitektin und Architekturvermittlerin aus dem Appenzell und Andy Senn werfen Schlaglichter auf den gesellschaftlichen Wertewandel, das Verhältnis zwischen dem Lokalen und dem Globalen und die Frage der Ethik des Bauens in der Gegenwart.