Immer wieder im Leben fühlen wir uns Menschen ausgebrannt, manchmal so stark, dass wir beinahe oder ganz in ein schweres psychisches Leiden versinken. Wie gehen wir als Familie und Freund*innen damit um? Gerade bei einer Depression ziehen sich viele Menschen zurück. Das schafft Raum für Missverständnisse und Konflikte. Dieses Kartenset leistet einen spielerischen Beitrag, um dem entgegenzuwirken. Das abgebrannte Streichholz FIEU ist ein genderneutrales Geschöpf, welches auf zwanzig Karten in unterschiedlichen Situationen abgebildet ist. Die Darstellungen sollen eine möglichst grosse Plattform bieten, um sich damit identifizieren und die eigene Gefühlslage besser ausdrücken zu können. Das gilt für die Person im Tief, wie auch für das nahestehende Umfeld.
Die Rückseite der Karten enthält Anregungen, wie als Mitbetroffene*r in unterschiedlichen Situationen reagiert und geholfen werden kann.
Immer wieder zieht es uns beide zurück. Zurück an den Rhein, zu den Dörfern Azmoos und Sevelen, in welchen wir gross geworden sind. Auf der Suche nach Heimat begaben wir uns auf eine Reise vom Ursprung des Rheins zu unserem Ursprung, dorthin wo wir Heimat fühlen. Dazwischen liegen 124.4 Kilometer.
124.4 Kilometer Fragen. Was ist Heimat? Wo ist Heimat? Wie fühlt sich Heimat an?
124.4 Kilometer Reise entlang des Rheins, von seiner Quelle am Tomasee, zu unserer.
124.4 Kilometer zu Fuss und auf dem Fahrrad.
124.4 Kilometer an uns vorbeiziehende Zeit und Wassermassen des Rheins.
124.4 Kilometer Wahrnehmungen, Stimmungen und Erlebnisse zu zweit.
124.4 Kilometer Material als Grundlage für diesen Film.
124.4 Kilometer um anzukommen. Ankommen in unserer inneren Heimat.
Das Ausmalen einfacher und vorgedruckter Linien von Ausmalmandalas gibt Sicherheit und Klarheit. Gleichzeitig schränken sie die Gestaltungsfreiheit stark ein. Ich fragte mich: Wie viel Offenheit und Vorgaben brauche ich, um mich gestalterisch ausdrücken zu können? Welche Rahmenbedingungen regen einen gestalterischen Prozess optimal an und unterstützen? Auf der Suche nach Antworten erstellte ich eigene Vorlagen und gab mir Regeln, innerhalb derer ich die Offenheit beliess, zeichnen zu können, was und wie ich wollte. Rahmenbedingungen dürfen für mich weder zu eng noch zu weit sein. Diese Erkenntnisse erprobte ich in 63 Tuschezeichnungen, die hier als kopierte Malvorlagen ausgestellt sind. Von innen nach aussen wird der kreative Prozess sichtbar.
In meiner Arbeit setzte ich mich mit dem Suchen, Finden und Aufbereiten des Materials Lehm auseinander. Dabei war es mir ein Anliegen, diesen selbst im Wald zu finden und zu stechen. Einen Teil des Bodens habe ich aus 15 – 40 cm Tiefe entfernt, zur plastischen Masse transformiert und im Toni-Areal platziert. Die Plastik (18 cm × 18 cm × 35 cm) verweist auf einen bestehenden Aussenraum, der sich nicht im Toni-Areal befindet, aber parallel als ein realer Ort existiert.
Die Plastik befindet sich in einem feuchten Zustand in kompakter Form und somit in einem Moment des «Gestaltungspotenzials». Feuchte Lappen und eine Sprühflasche erhalten dieses Gleichgewicht. Ich sehe mich in dieser Arbeit nicht als Verbraucherin, sondern als Herstellerin. Die 21 kg Lehm werden nach der Ausstellung ihren Weg zurück in den Wald finden, um wieder zu Nährboden zu werden.
<sub>Bild 1: Feuchte Lappen erhalten den plastischen Zustand des Objekts.
Bild 2: «Mit dem Draht schneide ich langsam durch den 21kg schweren Lehmblock. Es knirscht, es ist kein gerader Schnitt. Ein kleines Steinchen fällt zu Boden. Ein erdiger Geruch steigt mir in die Nase. Kleine Wurzeln schnüren sich um meinen Draht, klammern sich fest.»
Bild 3: Aufbereitung von Erdklumpen zu plastischem Lehm.</sub>
Während dieser Arbeit habe ich prägenden Erfahrungen aus meiner Vergangenheit nachgespürt, die sowohl meinen kreativen als auch meinen intimen Ausdruck hemmten. Um diese Hemmungen verstehen und relativieren zu können, musste ich mir auslösender und unterstützender Faktoren bewusstwerden. Mit Selbsterfahrung und -reflexion widmete ich mich meinen Prägungen und Erfahrungen, um sie zu akzeptieren und mich davon zu lösen. Es gelang mir, Erwartungen an mich selber loszulassen und meiner persönlichen Kreativität freien Lauf zu lassen. Diese im Moment gelebte Kreativität sieht im Resultat anders aus, als ich es sonst je gemalt und gezeichnet hätte.
Durch Malen und Zeichnen, mit automatischem Schreiben, Meditation und in Selbstgesprächen sind innere Bilder entstanden, die mehr und mehr einem ruhigen, zentrierten und unvoreingenommenen Gemütszustand entsprangen.
Durch die Hektik im Alltag werden kleine positive Dinge oft übersehen. Achtsamkeit hilft, diese bewusst wahrzunehmen und sie wertzuschätzen. Dadurch entstehen flüchtige Glücksmomente im Alltag. Solche Augenblicke lassen uns auftanken und heben die eigene Lebensfreude.
«Alltagspoesie» beschäftigt sich mit diesem Aspekt und bietet ein rund zwanzigminütiges audiovisuelles Erlebnis. Mit bewegten Farbkompositionen sowie einer dezenten Soundlandschaft aus Geräuschen und Klängen lädt die Arbeit ein, innezuhalten, einen kurzen Moment zu geniessen und sich inspirieren zu lassen zur sinnlichen Wahrnehmung.
Die Arbeit lässt Spielraum für subjektive Assoziationen und ermöglicht individuelles Erinnern an persönliche Umgebungen und den eigenen Alltag, an erlebte Glücksmomente und Ruheorte.
Die Kunstvermittlung stellt Museumsbesucher vor die anspruchsvolle Aufgabe, ihre Wahrnehmung zu beschreiben. Oft fehlen die Worte. Ich schlage vor, wir sind nochmals Kind und spielen ein Spiel, das Maschinen bisher nicht mitspielen durften.
Kann eine Maschine Bilder betrachten? In Kooperation mit Martin Villavicencio ermöglichen wir das gemeinsame Spiel. Der ETH-Student verwendet ein Deep-Writing-Programm, das handgeschriebene Texte mit Hilfe von künstlicher Intelligenz lesen kann und entwickelt so ein Deep-Reading-Programm zur Interpretation meiner Bilder. Spiele gegen künstliche Intelligenz «Ich sehe was, was du nicht siehst». Die Website www.olivia.li zeigt Fragmente aus handgeschriebenen Texten, welche den Besuchenden zur Deutung präsentiert werden. Ihre Resultate werden erfasst und laufend auf der Website archiviert. Im Archiv stehen sich Mensch und Maschine gegenüber.
<sub>Bild 1: Die teilnehmenden Personen der Umfrage beschreiben, was sie in den Text-Bild-Fragmenten sehen.
Bild 2: Die Suche nach potentiellen Schriftspendern*innen begann im persönlichen Umfeld.
Bild 3: Die Bilder der Umfrage wurden aus den eingescannten Texten isoliert und in Vektordateien umgewandelt.
Bild 4: So sahen die Interpretationen der ersten Umfrage-Teilnehmer aus.
Bild 5: Martin Villavicencio erklärt wie die Vektorgrafiken von der künstlichen Intelligenz interpretiert werden.
Bild 6: So sehen die Daten einer Sequenz-to-Sequenz-Interpretation des Deep-Reading-Programms aus.
Bild 7: Im Archiv der Website stehen sich menschliche und maschinelle Interpretation gegenüber.</sub>
«miniattitüden» sind analoge und digitale Sticker. Sie sind Träger gesellschaftlich relevanter Themen und sollen einen aktuellen Dialog provozieren. Überzeugt, dass wir noch lange nicht am Ende der Diskussionen über starre Geschlechterrollen und sexuelle Identität angelangt sind, eröffnen wir ein Forum zum Austausch gegensätzlicher Perspektiven und der Möglichkeit, die eigene Sichtweise im Diskurs zu erweitern. Spritzig, witzig und bitterernst bringen die Sticker und die Website unsere Anliegen zum Ausdruck und verführen zum Gespräch über Fotzen und Kinderkriegen als Egoprojekt.
Auf der Website www.miniattitueden.ch können die Sticker digital betrachtet werden. Mit einem Klick auf den Sticker werden Kommentare verschiedenster Menschen zu dem jeweiligen Sticker-Thema akustisch abgespielt.
«miniattitüden» sind eine Aufforderung zum offenen Dialog.
Welche Farbe kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie «Langeweile» hören? Was ist Ihre Wohlfühlfarbe? Welche Farbe hat das Zusammensein für Sie?
Ich erprobte mögliche Methoden, um einen Austausch und ein Nachdenken über Farben ins Rollen zu bringen. Dazu habe ich verschiedene Menschen gebeten, mir diese drei Farben zu beschreiben. Daraus entstanden Sammlungen aus Farben, ihren Geschichten und Farbsticker. Letztere stelle ich zur Verfügung. Es interessiert mich herauszufinden, wie man mit den Sticker umgeht und wo sie eingesetzt werden. Mein Anliegen ist es, ein Projekt zu schaffen, welches meine Mitmenschen einbezieht, zum Austausch führt und von allen genutzt werden kann.
Farbe ist nicht gleich Farbe. In dieser Arbeit soll die Farbe nicht als etwas Festgeschriebenes dastehen, sondern sich als wandelbar zeigen.
<sub>Bild 9: Das Farbarchiv
Bild 10: Farbsticker
Bild 11: Foto von Mirjana Carigiet
Bild 12: Foto von Anja Roth
Bild 13: Foto von Salome Stadler
Bild 14: Foto von Luzia Schaufelberger
Bild 16: Foto von Luzia Schaufelberger
Bild 17: Foto von Jonny Fischer</sub>