Über das Nachdenken anhand zweier theoretischer Positionen, einem Fallbeispiel und einer künstlerisch-explorativen Untersuchung im Rahmen ihrer schriftlichen und künstlerischen Masterarbeit, setzte sich Bianca Dugaro das Ziel, sich zu ihren unterschiedlichen Rollen als Mutter, Studentin und Künstlerin zu positionieren und diese gleichzeitig zu befragen.
Der Alltag der Autorin ist durch die jeweiligen Bedingungsgefüge dieser Rollen von ständigen Verhandlungen und Ressourcenfragen geprägt, von Aushandlungen von Bedürfnissen aller Beteiligten, innerhalb und ausserhalb der Familie. Der Löwenzahn, der für die Einen ein hartnäckiges Unkraut darstellt, für andere als Heilpflanze gilt und zur Freude der Autorin überall wächst, diente ihr dabei als Spiegel, an dem sie Wechselwirkungen und Spannungsfelder zwischen Lebewesen und ihren Bedingungen untersuchte. So fragte sie sich: was kann ich von ihm lernen? Anhand Kutis’ historischer Aufarbeitung, zeichnete Bianca Dugaro nach, wie Künstlerinnen mit ihrer Situation als Mutter in den 1970er-Jahren umgingen. Die Bedingungen unter denen Künstlereltern heute arbeiten, haben sich allerdings verändert. Das isolierte Atelier, in dem das «Genie» in Ruhe und geschützt von der Aussenwelt arbeiten konnte, wird zum post-atelier. Zeitgenössische Künstler:innen, die ihre Rolle als Eltern oder Fürsorgende in ihren Arbeiten thematisieren, bezeichnet Binaca Dugaro deshalb mit Kutis als «Artist-Parents». Die Küche wird dabei zum Atelier. Aufzeichnungen gemeinsamer alltäglicher Situation am Familientisch dienen ihr als Ausgangsmaterial. Auf der Grundlage von Videostills, die eine Totale und eine Detailansicht ermöglichen, stellt sie Kohlezeichnungen her und überlagert diese mit dem Originalbild. Die repetitive Handlung wird durch die Zeichnungen als Produktionsweise sichtbar. Die Künstlerin erstellt eine Zeichnung nach der anderen und denkt dabei über die Konstellationen im Bild nach. Es ist ein Versuch, ihren Alltag, die Fürsorge und die Kunst zusammenzubringen.
Aussagen zu „hier“ und „dort“, von Menschen in Brasilien, mit einer Vorstellung oder einem Hintergrund vom Ausland sowie mit Brasilianern in der Schweiz, werden mit Video und Audio aufgezeichnet. Die subjektiven Reflexionen zur jeweils unterschiedlich empfundenen Realität, werden gegeneinander geschnitten, so dass eine eher imaginäre Landkarte über Widersprüche und Gegensätze entsteht.
1991, Riga, Lettland, Zeit der Perestroika. Die neunjährige Lena ist ein Scheidungskind. Ihre Eltern trennten sich, als sie noch klein war. Seitdem haben die beiden kein vernünftiges Wort mehr miteinander gesprochen, ihre letzte Verbindung zueinander ist Lena. Der Vater trinkt und die Mutter versucht ihr Liebesleben in Gang zu bringen. Als Lena ihren betrunkenen Vater nicht länger erträgt, haut sie ab und streift durch das nächtliche Riga. Damit beginnt Lenas "Reise" zurück nach Hause.