Nanuschka Bolekis Masterarbeit setzt sich in Form von literarischen Texten mit dem Thema Angst und Unheimlichkeit in der Stadt auseinander. In den sieben Texten wird das Spannungsfeld des urbanen öffentlichen Raumes untersucht: Was ist Angst im öffentlichen Raum und an welchen Orten manifestiert sie sich ins Erlebbare? Die von der Popkultur produzierten und reproduzierten Angstbilder einer Stadt – die Stadt als Ort des Verbrechens, der düsteren und zwielichtigen Gestalten, der bedrohlichen Anonymität – prägen unsere Wahrnehmung. Die subjektive, ästhetische Erfahrung von Stadt ist nicht nur von ihrem Erscheinungsbild, sondern auch stark von der eigenen Identität abhängig. So ist die düstere Tiefgarage unheimlicher je nach Geschlecht, der Bahnhof unangenehmer je nach sozialer Herkunft und das Navigieren durch die Stadt und ihre Menschen gefährlicher je nach Alter. Die Masterarbeit von Nanuschka Boleki ist ein Versuch, sich durch semifiktionale Texte mit realen Schauplätzen an eine schwer zu definierende Emotion anzunähern, und dabei das Unheimliche im Urbanen Raum für die lesende Person erfahrbar zu machen.
Diese Masterarbeit liefert die Basis zur Konzeption einer Plattform für digitale Vermittlungsangebote von Filmfestivals für Kinder und Jugendliche, wobei der Schulkontext im Vordergrund steht. Ausgehend von einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit den Themenfeldern Digitalisierung und Kulturvermittlung werden derzeit vorhandene analoge wie digitale Vermittlungsangebote für Kinder und Jugendliche der neun wichtigsten Filmfestivals der Schweiz vorgestellt. Die skizzenhafte Konzeption der Plattform wird methodisch durch das Digital Engagement Framework abgestützt. Den Abschluss bilden ein Fazit sowie Ausblick auf die weiteren Schritte in der praktischen Umsetzung der möglichen Implementierung einer solchen Plattform.
Ausgehend von ihrer eigenen malerischen Praxis und ihrer damit verbundenen Faszination für Milton Avery (1885-1965) untersucht Amina Giger, wie sich das Werk des amerikanischen Künstlers im Kunstkanon verorten lässt. Avery ist bekannt für seine überraschenden Farbkombinationen und flächige Malweise, die sich einer Einordbarkeit sowohl zur abstrakten Kunst als auch zum Realismus entzieht. Sein vielfältiges Oeuvre ermöglicht eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Kunstrichtungen und Diskursenwie der impressionistischen Landschaftsmalerei, der amerikanischen Volkskunst, dem Realismus oder dem abstrakten Expressionismus. Dabei werden sowohl Parallelen als auch Differenzen zu anderen Kunstschaffenden seiner Zeit aufgezeigt. Dies geschieht anhand von Vergleichen von Averys Werk mit Bildern seiner Zeitgenoss:innen. Der gestalterische Teil der Arbeit ergänzt die schriftliche Auseinandersetzung auf der malerischen Ebene. Amina Giger sucht in ihren Bildern den Kippmoment zwischen Darstellung und Abstraktion, zwischen Figur und Fläche.
Die Masterarbeit von Juliette Uzor nähert sich Konzepten und Begriffen wie «Background», «Verhältniswörter», «Position» und «Rhythmus» theoretisch sowie physisch-körperlich an. Ausgangspunkte sind dabei der eigene Körper und die Bezugspunkte, zu denen er sich verhält. Ein Kerninteresse der Thesis ist das Verhältnis zwischen dem starren, kategorisierten Körper und einem sinnlichen, dynamischen Körper. Neben der Beschäftigung mit theoretischen Stimmen und Perspektiven organisiert Juliette Uzor im Kontext der Arbeit «kollektive Bewegungssessions» mit Freund:innen. Die Treffen haben einen experimentellen Ansatz und formulieren sich entlang von spezifischen Bewegungskriterien, die als Feldnotizen aufgezeichnet und anschliessend reflektiert werden. An der Beschäftigung mit Bewegung interessieren die Autorin der Thesis phänomenologische aber auch politische Aspekte. Sie vertritt eine feministische, nicht-weisse Perspektive und möchte diese Ausgangslage als politisches und ästhetisches Potential nutzen, um durch die Bewegung der Körper normierte Strukturen und Machtverhältnisse zu durchkreuzen.
Die Untersuchung zeigt eine akustische Begegnung mit dem Raum einer leerstehenden Textilfabrik im Glarnerland. Sarah Laupper entwickelt im Rahmen ihrer Masterarbeit eine flüchtige Klangfigur aus Stimmen, die im industriellen Raum inszeniert wird. Das Klangstück formt den Raum und wird wiederum vom Raum geformt. Die Klänge, treffen sich, ziehen sich an, stossen sich ab, überlagern sich, verschwimmen und lösen sich auf – irgendwo zwischen verhalltem Lärm der Maschinen und gegenwärtiger Stille. Im Zentrum steht die Begegnung mit dem Raum und die Erfahrung der Unverfügbarkeit von Klang und Atmosphäre. Davon ausgehend nähert sich Sarah Laupper in der Theorie dem Begriff der Resonanz an. Insbesondere befasst sie sich mit den Ausführungen des Soziologen Hartmut Rosa und den künstlerischen Projekten von Susan Philipsz.
Sina Oberholzer befasst sich in ihrer Masterarbeit mit dem hochgradig kulturell geprägten Kanon klischierter Badeszenen. Gleichzeitig ist das Sich-Waschen für sie ein individueller, mit besonderen Empfindungen belegter Moment. Diese Diskrepanz zwischen Selbst- und Aussenwahrnehmung befragt Sina Oberholzer über eine filmische Selbstinszenierung. Das Badezimmer als Ort der Inszenierung wird zur Bühne, auch wenn die gefilmte Handlung sich kaum von sonstigen, alltäglichen Waschvorgängen unterscheidet. Gegenstand der filmischen Untersuchung ist der Moment der Aufzeichnung sowie die Frage danach, was erzählt wird, wenn die Autorin ihren Körper ins Bild setzt. Die schriftliche Arbeit ist als künstlerisch-theoretische Erweiterung der filmischen Arbeit angelegt. Im Zentrum steht hier die Reibung zwischen der Aktion des sich selbst ‚ins Bild Setzens‘ und der Erfahrung des ‚im Bild Seins‘. Inwiefern verschiebt sich die Bedeutung zwischen der inneren Empfindung einer Person zur Abbildung dieser Person?
In seiner Masterthesis beschäftigt sich Remo Bolt mit dem Haus seiner Grosseltern und der darin aufbewahrten Sammlung ethnografischer Objekte. Indem er das Haus temporär bewohnt, nimmt er die Räume, mitsamt der darin versammelten Dinge, wahr und stellt sich dem, was sich zeigt: In einem literarischen Rundgang durch das Haus wird Inventar aufgenommen. Dabei verdeutlichen sich die Dinge mehr und mehr in ihrem Verflochten-Sein mit Praktiken, Erinnerungen, Erzählungen und Beziehungen. Die schiere Fülle der Dinge verdichtet sich zu einem Bild von gelebtem Leben im 20. Jahrhundert, gehabten Interessen, angestrebten Ästhetiken, verfolgten Ideen und geteilten Leidenschaften. Auch wenn Veränderungen absehbar und indirekt Thema werden, ist alles noch da. Dieser Moment der Latenz wird beobachtet und festgehalten, um alles in seiner Verflechtung aufzubewahren. Über die Versprachlichung und performative Verkörperung wird das Erbe gewissermassen entmaterialisiert und teilbar.
Die Masterthesis von Oona Baumann ist eine Annäherung an das Phänomen Pause. Die Pause wird als paradoxes Zeitwerkzeug und so als potenzielles Gestaltungsmittel in der Kunst performativ befragt und kulturtheoretisch verortet. In Form einer dreizehn Meter langen Partitur verbindet und verwebt die Autorin dabei drei verschiedene Stränge. Der erste Strang der Partitur beschreibt Erfahrungen, Beobachtungen und Handlungskonzepte, der zweite stellt Theorie, Quellen und Referenzen vor. Im dritten Strang wird der Versuch unternommen, die ersten beiden Stimmen zu verbinden und so Theorie, Handlungserprobungen sowie Erkenntnisse aus situativen Selbstbeobachtungen während des Pausierens zu verbinden.
Das Metaverse ist ein faszinierender Ort voller Möglichkeiten für Vernetzungen, Begegnungen und Kreativität. Die Nutzer:innen des Metaverse begeben sich über einen Avatar in das Paralleluniversum dieser Onlinewelt. Die experimentell konzipierte Masterarbeit von Jamie Bernold befragt sowohl künstlerisch als auch diskursiv das Verhältnis zwischen Avatar und Nutzer:in. Dabei werden die Identifikation der Autorin mit dem eigenen Avatar sowie Identitätsbildungsprozesse im Virtuellen beleuchtet. Die Möglichkeit einer übersteuerten Identifikation der Nutzer:in mit dem Avatar, durch die es zu einer Überschreibung der eigenen, in der analogen Realität verankerten Identität kommen kann, wird nicht ausgeschlossen. Es wird so danach gefragt, inwiefern sich Charakteristiken und Erlebnisse des Avatars auf das identitäre Selbstverständnis der Nutzer:innen ausserhalb der virtuellen Welt übertragen können und welche Folgen damit verbunden wären.
Für das Training von Computerprogrammen, die mit künstlicher Intelligenz (KI) arbeiten, werden im Machine Learning-Verfahren Unmengen an Energie und materiellen Ressourcen aufgewendet.
Emanuel Bühler Garcia interessiert das künstlerische Potential intelligenter Sprachprogramme, aber auch der enormen Energieverbrauch dieser digitalen Prozesse. In Allianz mit der künstlichen Intelligenz des Sprachprogramms GPT-3 entstehen spekulative Texte darüber, wie sich zukünftige Organismen entwickeln müssen, um in einer Welt voll von Elektroschrott und Schadstoffen zu überleben. Die beschriebenen fiktiven Organismen werden anschliessend über das fotografische Verfahren der Cyanotypie als seriell angelegte Bilder visualisiert und befragt. Dabei bezieht sich Emanuel Bühler Garcia auf die Botanikerin und Fotografie-Pionierin Anna Atkins und auf deren naturwissenschaftliche Anwendung der Cyanotypie. Auf der Suche nach passenden Umsetzungsmöglichkeiten für fiktive Bilderzählungen und sowohl in Anlehnung als auch Abgrenzung zu Atkins Herangehensweise, setzt sich die Masterarbeit mit den charakteristischen Qualitäten der Cyanotypie auseinander.
In den Museen Europas werden Millionen Objekte aufbewahrt, die aus anderen Kontinenten stammen. Hunderttausende davon befinden sich in der Schweiz. Ein grosser Teil dieser Sammlungen wurde während der Kolonialzeit nach Europa gebracht. Die Bestände dieser Museen und Informationen zu den darin enthaltenen Sammlungsobjekten möglichst breit sichtbar und zugänglich zu machen, ist Anliegen und Motivation der Masterarbeit von Jonas Sebastian Lendenmann. In enger Zusammenarbeit mit Schweizer Museen, die über bedeutende aussereuropäische Sammlungen verfügen, entsteht eine statistische Auswertung, welche die Anzahl der Objekte, deren geografische Herkunft sowie die digitale Zugänglichkeit der Sammlungsinventare umfasst. Das Projekt «CH: Colonial Heritage» vereint grundlegende Informationen für die Vermittlung des Themas und nutzt das Potenzial von Open Data, um die erfassten Informationen für weitere Forschungs- und Unterrichtsprojekte zur Verfügung zu stellen. Eine theoretische Auseinandersetzung mit kunstpädagogischen Perspektiven auf den Umgang mit kolonialem Kulturerbe verortet die Arbeit im disziplinären Kontext.
Link zur Webseite: www.colonialheritage.ch
Mit Hilfe der emanzipatorischen pädagogischen Position von bell hooks und der lernendenzentrierten Didaktik von Christoph Arn blickt die Masterarbeit von Julia Hodel kritisch auf die eigene Unterrichtspraxis und reflektiert Haltungen, Erkenntnisse und Widersprüche, aber auch Ansprüche an Lehrpersonen. Dabei werden Situationen im Schulzimmer über die Erinnerung der Autorin analysiert. Es wird beschrieben, welche Überlegungen in Entscheidungssituationen auftreten und inwiefern sie daran anschliessende Handlungen beeinflussen. Ausgehend von dieser Analyse werden Haltungen und Ansätze, die Bildung als ein transformatives Lernen durch Begegnung denken, beschrieben. Gleichzeitig wird aufgezeigt, dass Lehrpersonen oft mit widersprüchlichen Erwartungen konfrontiert sind, die in bestimmten Momenten zu Interessenskonflikten und Verunsicherung führen. Die Arbeit möchte den Hintergrund dieser widersprüchlichen Erwartungen sowie die Aufgaben der Schule generell mit Hilfe der theoretischen Positionen von hooks und Arn in einem grösseren gesellschaftlichen Zusammenhang verorten.