Description | - BORDERLAND
Die Grenze als Ort des ‚Eingedenken’ an der Schnittstelle von Theorie und künstlerischer Praxis
Ausgangslage der Auseinandersetzung ist ein persönliches Video, das an der Grenze zum Sinai (zw. Israel und Ägypten) gedreht wurde und die Frage nach einem Warum – die eine kritische Selbstbefragung mit impliziert – um den merkwürdigen Gestus an diese Grenze gefahren zu sein um sie zu erfahren, abzufahren und zu filmen, auf der Suche nach etwas noch unbestimmt Bestimmtem, besser zu verstehen. Dabei rückte eine Geschichte aus der eigenen Familie in den Fokus, die vom Tod des Grossvaters an dieser Grenze erzählt.
Die Befragung der Vergangenheit, deren Weiterwirken und Kontingenzen für eine alternative Gegenwart ist das, was in dieser Thesis an einer Schnittstelle von Theorie und künstlerischer Praxis unternommen wird. Dabei sind die zentralen Fragestellungen, welchen Beitrag Gegenwartskunst zu einem poststrukturalistischen Geschichtsverständnis leisten kann und worin ihr spezifisches Vermögen dazu liegt, im Sinne eines transdiziplinären Ansatzes zu lesen. Darin formuliert sich ein persönliches Anliegen, wonach eine gegenseitige Durchdringung von künstlerischer Praxis und theoretisch-kulturanalytischer Auseinandersetzung möglich wird. Über einen konzeptuellen Begriff von Walter Benjamin – dem ‚Eingedenken’ – den er in seinen Geschichtsthesen für die Geschichtsphilosophie säkularisiert, wird in dieser Arbeit der Versuch unternommen, ihn als Travelling Concept (Mieke Bal) für die Gegenwartskunst zu formulieren/aktualisieren und gleichzeitig die Wanderschaft (Kontextverschiebung) des Konzepts über einen Begriff des Bildes zu reflektieren.
Die als Teil dieser Arbeit entstandene multimediale Installation besteht aus fünf autonomen Werkteilen, die zueinander in Bezug stehen und auf unterschiedliche Weise die ‚Grenze’ als Ort von Geschichte(n) thematisieren – als physisch erfahrbaren Ort, als ‚Schauplatz’ der inszenierten Worte, als Nicht-Ort eines beredeten Schweigens. In diesem Zusammenhang stellt die Arbeit Fragen nach der (Un-)Möglichkeit von Autorschaft, nach der Bedingung der Bilder für das Historische und der Bedeutung des Historischen der Bilder für die Gegenwart. Die Auseinandersetzung vollzieht sich dabei entlang eines mikroskopischen und subjektiven Zugangs zu Vergangenheit, wobei das Archiv zum Handlungsfeld wird und das Gefundene notwendig Fragment bleibt.
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