In meiner Arbeit verarbeite ich eine Phase meines Lebens, in der ich exzessiv Verschwörungstheorien konsumierte. Damals faszinierte mich vor allem das Unerklärliche, Mysteriöse. Dabei konsumierte ich Theorien, die von Aliensichtungen bis hin zur düsteren Vorstellung reichten, dass alle Politiker aktiv die Weltbevölkerung dezimieren wollen.
Um Glaubwürdigkeit herzustellen, wird von Verschwörungstheoretikern oft auf vermeintliche Verbindungen mit andern Verschwörungstheorien verwiesen. In meiner Arbeit nehme ich die Ästhetik der Indiziensuche auf: das Schaffen von Zusammenhängen, das Entdecken und Vergrössern von Details. Malerisch habe ich das Wiederholen, Übertreiben und Übermalen genutzt, um den Motiven der Verschwörungstheorien auf den Grund zu gehen und sie zu entlarven. Der Umgang mit dem Thema durch die Mittel der Malerei hat mir geholfen, dieses selbstbestimmt zu verarbeiten.
Die Bildserie <i>Towards The Real Life Woman</i> ist eine Interpretation des Texts Nomadic Subjects von Prof. Dr. Rosi Braidotti, der Phasen von Frauenemanzipation beschreibt. «Männliche» und «weibliche» Rollenbilder werden in den Malereien mittels Tiermetaphern dargestellt, die das Patriarchat auf die Menschen projiziert. Im Verlauf der Emanzipation streift die Frau* metaphorisch die Maske des Patriarchats ab, indem sie eine Art «Häutung» vollzieht, inspiriert vom gleichnamigen Roman von Verena Stefan.
Die drei Phasen beginnen mit dem gelebten und internalisierten Patriarchat, das in der zweiten Phase hinterfragt und durch Diskussionen und Proteste bekämpft wird. Abschliessend kann die Frau* ihr verinnerlichtes Patriarchat wahrnehmen, sich davon distanzieren und so zum Subjekt werden. In der Ausstellung regen zusätzliche Vermittlungsformate zur Diskussion rund ums Thema Emanzipation an.
* Als Frauen sind alle jene Menschen zu verstehen, die sich selber als Frauen definieren.
Mimikry und Imitation sind Teil des Daseins eines Menschen. Ob bewusst oder unbewusst, wir orientieren uns am Gegenüber. Wir beobachten und lernen. Wir ahmen nach. Wir bilden uns und unser Dasein durch das Synchronisieren mit Personen aus unserem Umfeld. Dies zeigt eine gewisse Abhängigkeit auf, da wir unsere Mitmenschen brauchen, um zu entdecken wer wir selber sind. Die Arbeit setzt sich malerisch mit dem Thema der Selbstwahrnehmung auseinander, die aus einer Wechselwirkung von inneren Vorgängen und äusseren Einflüssen besteht. Verzerrte Spiegelungen und diffuse Selbstportraits zeigen, dass die Empfindung des Ichs ohne Mitmenschen vage ist. Rezipient*innen sind bedeutsam und komplettieren das Werk, indem sie sich als Gegenüber wahrnehmen.
Die Frau als Motiv ist in Kunst und Medien oft zu sehen. Dabei symbolisiert sie meist Reinheit, Grazie, Jugend, Schönheit, Sinnlichkeit und Verfügbarkeit. Eigenschaften, die für den männlichen Blick attraktiv wirken. Im echten Leben sind Frauen weitaus mehr als nur das, was Männer in ihnen sehen wollen und doch streben viele Frauen nach einer idealisierten Weiblichkeit. Ein fast unerreichbares Ziel, das zusätzlich den Blick für eigene Entwürfe des Frauseins verstellt.
In dieser Arbeit inszenierte ich meine persönlichen Vorstellungen von Weiblichkeit. Die Bilder zeigen Eigenschaften, die zum Frausein dazugehören, aber nicht selten von Gefühlen der Scham oder Unweiblichkeit begleitet werden. Sie zeigen Themen wie Explosivität und Wut, Stärke und Alter, oder die Frau als Beobachterin: Selten dargestellte Facetten des Frauseins.
<i>Blau wie meine Wut</i> ist eine Beschäftigung mit meinem Verhältnis zu Wut. Einerseits schätze ich sie, da sie oft ein Antrieb ist und mir hilft, meine eigenen Grenzen wahrzunehmen. Andererseits habe ich Hemmungen, meine Wut nach aussen zu zeigen. In der Folge schwillt sie an und wird so gross, dass ich befürchte, ich könnte implodieren oder explodieren. Meine Versuche, sie klein zu halten, verursachen riesigen Lärm und Unruhe in mir. Ohnmächtig stehe ich meiner Wut ratlos gegenüber.
<i>Blau wie meine Wut</i> ist der Versuch, zu meiner Wut in Distanz zu gehen. Ich suche den Zustand der unterdrückten Wut in Bilder zu übersetzen. Es ist eine Auseinandersetzung mit einer Emotion, von der ich oft nicht weiss, wie mit ihr umzugehen ist. Das Festhalten dieses Zustands in Bildern hilft mir, sie zu ergründen.
«No decay, no compost.
No death, no life.
No now, no tomorrow, no soon.»
— Harry Owen
Meine Bachelorarbeit <i>rosy sometimes</i> begleitete meine Heimkehr zurück aufs Land, wo ich den Jahreszeiten näher bin und wo ich meine grösste Inspirationsquelle finde. Ich schöpfte aus dem ästhetischen, geschmacklichen und charakteristischen Potential der Rosengewächse aus meinem Garten und liess mich ein, auf den langsamen, aufwändigen Verarbeitungsprozess.
Die Arbeit thematisiert die Kostbarkeit von (Familien-)Traditionen und deren Fragilität in einer Welt, die unsicher und kompliziert geworden ist. Sie soll dazu anregen, sich der eigenen Bräuche zu erinnern, sie zu verstehen und sie auf selbstbestimmte Weise weiterzutragen. Ein künstlerischer Beitrag zur Generativität.
<i>The Passage</i> ist ein Liverollenspiel, das von einer Expedition handelt, die aufgebrochen ist, um eine bessere Zukunft zu finden. Dabei muss sie gegen die Kälte und die schwindende Hoffnung kämpfen und entdeckt dabei beunruhigende Geheimnisse.
Die Diplomausstellung gewährt einen Einblick in die Geschehnisse dieser narrativen Ko-Kreation, die vom 14. bis 17. Dezember 2023 stattgefunden hat. Die ausgestellten Artefakte wurden eigens für das Rollenspiel kreiert. Die künstlerische Diplomarbeit umfasst die Konzeption des Spiels, das Design, die Produktion, die Organisation, die Durchführung und die Dokumentation.
01 das Wachs wird von dir geschmolzen
02 du giesst das geschmolzene Wachs in eine Flüssigkeit
03 wir wählen aus der entstandenen Wachsform dein Lieblingsstück aus
04 dieses Wachsstück gipse ich ein
05 das Wachs schmilzt aus dem Gips und hinterlässt die Hohlform für das flüssige Silber
06 ich erhitze das Silber und giesse es in die Gipsform
07 nachdem ich den Gips entfernt habe, verarbeite ich das gegossene Silber zu deinem Schmuckstück
Die für diese Leinwand verwendete Farbe besteht neben dem Bindemittel aus Kohlenpigmenten, die aus Ritualfeuer gewonnen wurden. Das Ritual dreht sich um das Loslassen von veralteten Verhaltensmustern und Gewohnheiten, die man nicht mehr braucht, weil sie einem nicht mehr nützlich sind und dienen. Sie werden symbolisch ins Feuer geworfen — als Objekte, als Text, als Wurf-Geste. Die daraus entstandenen «Feuerreste» habe ich mitgenommen und aufgewertet, indem ich sie weiter verarbeitet habe. Um etwas Neues zu schaffen, ähnlich wie ein Phönix, der aus der Asche seines Vorgängers neues Leben erhält.
Indem wir unsere Gewohnheiten und Muster verstehen und deren Existenz akzeptieren, sind wir in der Lage, sie zu ersetzen. Wir schaffen Raum für Neues. Das transformative Potenzial des Feuers entspricht einem persönlichen Veränderungsprozess. Das Feuer wird zum Medium des Loslassens.
Die Werke erzählen symbolisch von Phasen der Transformation. Durch die Verbindung von Intuition mit Gefühlen entstehen Geschichten von Wachstum und Verbundenheit. Das Leben verleitet uns stetig dazu, Schicht um Schicht Teile unseres eigenen Ichs abzulegen. Wir schlagen Wurzeln, durchbrechen die Erde, blühen auf und sobald wir glauben, unserem wahren Ich gegenüberzustehen, eröffnet sich ein neues, noch unentdecktes Feld. Ein Kreislauf schliesst sich und dennoch wachsen wir stetig und stehen in Kontakt zu unserem Körper und unserem Verstand. Linien formen sich und stehen symbolisch für ebendiese Verbundenheit. Intuitiv ranken sie und entfalten sich als ein Sinnbild für den Lauf des Lebens.
Der Film <i>Love-1000</i> untersucht die Bedeutung und Faszination der Sony DCR-VX1000 innerhalb der Skateszene. Der Camcorder, welcher 1995 von Sony auf den Markt gebracht wurde, erlangte in der Skatecommunity der späten 1990er und frühen 2000er-Jahren Kultstatus und bleibt bis heute ein bedeutendes Element der Skate-Kultur. Um die Hintergründe dieser Begeisterung — die auch mich packte — zu verstehen, führte ich Interviews mit Skatern, die mir Einblicke in ihre ganz persönlichen Erfahrungen und prägenden Momente mit der VX1000 gewährten. Diese Gespräche ermöglichten es mir, den Spuren dieser langanhaltenden Faszination zu folgen und ihr in meinem Film Ausdruck verleihen.
Wieso scheint fast jede/r in meinem Umfeld am Anschlag zu sein?
Der Kern meiner künstlerischen Arbeit liegt in der Darstellung des Phänomens der psychischen Überforderung. Die Tonspur mit der von May Sheila produzierten Musik verfolgt das Ziel, diesen Zustand zu verdeutlichen. Als Gegenpol zur Überforderung setze ich ausserdem einen Fokus auf die Ruhe und thematisiere somit deren Notwenigkeit.
Durch Überlagerungen, Spiegelungen, und Verschwommenheit veranschauliche ich den Prozess, in dem Klarheit von Überforderung verschluckt wird und wie man in einem überforderten Zustand durch Reizüberflutung nichts mehr auseinanderhalten kann — eine visuelle Ebene, auf der alles gleichzeitig und nichts mehr einzeln, und klar erscheint. Die entstehende Unschärfe soll, durch eine bewusst subjektive Herangehensweise einen Einblick in meinen persönlichen Zustand in solchen Momenten bieten.