Kunst ist Spiegel und Treiber gesellschaftlicher Transformationen. Inwiefern gilt dies auch für Kunstinstitutionen? In seiner Masterarbeit nimmt Ugo Pecoraio die Transformationspolitiken von Kunstinstitutionen in den Blick. Am Beispiel von Kunstmuseen zeigt er auf, dass Transformation in diesem Kontext häufig lediglich äusserlich auf der Ebene der Repräsentation stattfindet, während die internen institutionellen Strukturen unverändert bleiben: Hinter den Fassaden spektakulärer Neubauten und umgenutzter historischer Gebäude dominieren nach wie vor hierarchische Organisationsformen. Pecoraio fragt, wie Blockchain-Technologie und Dezentralisierte Autonome Organisationen so in die (künstlerische) Institutionskritik und Institutionsentwicklung integriert werden könnten, dass eine Transformation hin zu flacheren Hierarchien und gerechterer Machtverteilung in Kunstinstitutionen möglich wird.
In ihrer Masterarbeit untersucht Mareen Wrobel, wie Ausstellungen durch Storytelling an gesellschaftlichen Diskursen teilnehmen können. Am Beispiel einer Ausstellung im Stapferhaus Lenzburg analysiert sie Storytellingpraktiken natur- und kulturhistorischer Museen und fragt nach deren Übertragbarkeit auf Kunstausstellungen. Wrobels Arbeit führt in Storytelling, Narration und Szenografie ein und zeigt auf, wie multidisziplinäres Geschichtenerzählen in Ausstellungen komplexe Themen zugänglich machen und die aktive Teilhabe des Publikums fördern kann.
In ihrer Masterarbeit beschreibt und analysiert Vivianne Tat den Prozess der Gestaltung und Ausführung der Gruppenausstellung «Wide-Angle Framework», die sie für den Art Space FOMO kuratierte. Das Ausstellungskonzept fokussiert auf die Schnittstelle zwischen Fotokunst und digitaler Technologie, insbesondere künstlicher Intelligenz. Es zielt darauf ab, ein Bewusstsein für die transformative Kraft der Verbindung von Kunst und KI im Hinblick auf Kreativität, Diskurs und Teilhabe zu schaffen, indem die Interaktionen zwischen Mensch und Technologie im Prozess der Entstehung der Werke sichtbar gemacht werden. In ihrer Thesis reflektiert Tat, inwiefern die Auswahl der Werke und deren Inszenierung sowie die interaktiven Elemente der Ausstellung zu diesem Ziel beigetragen haben. Damit zeigt sie auf, wie technologische Instrumente nicht nur als Werkzeuge, sondern auch als Akteure im kreativen Prozess begreifbar werden können.
Im Dokumentarfilm «Szenenwechsel», den Alice Sommer in Ko-Autorinnenschaft mit der HKB-Studentin Anna Urwyler realisierte, begeben sich die beiden Kunsthochschulstudentinnen auf einen Mini-Roadtrip durch Bern. Die Protagonist:innen Erika, Sam und Obada nehmen die beiden Filmemacherinnen mit an ihre Familientische und an weitere zentrale Orte ihres Lebens, die, wenngleich in unmittelbarer geografischer Nachbarschaft, in ganz anderen Welten zu liegen scheinen. Die sozialräumlichen Strukturen, in denen sich die Protagonist:innen bewegen, unterscheiden sich nicht nur voneinander, sondern auch von jenen der Filmemacherinnen. Beim Visionieren der Filmaufnahmen aus der Garage der freiwilligen Feuerwehr, dem Barbershop oder dem evangelischen Kirchgemeindehaus sprechen die Filmemacherinnen und Protagonist:innen gemeinsam über Komfortzonen, Vorurteile und die Möglichkeit von Freundschaft über die eigenen sozialen Kreise hinaus.
Ajvar – die rote Paste wird traditionell im Herbst, in grossen Mengen und im Freien zubereitet. Das Selbermachen von Ajvar hat auf dem Balkan Tradition und ist fester Bestandteil der kulturellen Identität. Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat Melisa Muhtari nicht nur ihren ersten «Ajvar vom Hof» produziert, sondern sich auch vertieft mit dem Verhältnis von Essen und kultureller Identität auseinandergesetzt. Entstanden ist der wohl erste Ajvar-Comic überhaupt. Muhtari zeigt darin, was Ajvar ist und wie er hergestellt wird, und reflektiert vor diesem Hintergrund, wie Zugehörigkeit und Identität mit der Zubereitung und dem Konsum von Nahrungsmitteln verknüpft sind.
Ein abgelegenes Internat, See, Idylle. Mittendrin eine Schülerin, die sich Gedanken macht; Gedanken zu Jesus und dessen Alkoholproblem, zur innigen Beziehung zweier Ordensschwestern, zu der Archäologin, die bei der Verlegung einer Fussbodenheizung im Kreuzgang auf ein Skelett stösst, zu ihrer Mitschülerin Leonie. Vor allem aber macht sie sich Gedanken zu sich selbst; zu ihrem Geschlecht – gottgegeben – und dazu, was es heisst, an einem Ort aufzuwachsen, der von alten Dingen, Strukturen und Gewohnheiten geprägt ist. Mit ihrer Masterthesis dringt Norma Eggenberger (alias Norma Rizzo) hinter brüchige Klostermauern, findet pubertären Frust, Wut, Sanftheit, Heimweh und viel Sehnsucht nach Dingen ohne Namen.
Maurin Baumanns Romanmanuskript «Overkill» dreht sich um die Geschichte des jungen Ich-Erzählers Xaver, der mit der autonomen Besetzungs- und Graffitiszene einer anonymen, mittelgrossen Stadt verwachsen ist. Nach einer Razzia überschlagen sich die Ereignisse. Die täglichen Minimaldissense in den besetzten Häusern weichen plötzlich existentiellen Konflikten; die errungenen Freiräume geraten unter Druck. Die Handlung ist geprägt von Xavers Suche nach dem «Guten Leben» in einer Subkultur, die zwischen Orientierungslosigkeit und Utopie torkelt – immer eine Haaresbreite davon entfernt, auf den betonharten Boden der Tatsachen zu stürzen.
«Sicher haben wir uns noch etwas zu sagen, wir sind ja immer noch wir.» Diese Behauptung der Ich-Erzählerin zieht sich durch Ava Slappnigs Erzählung «Flaum». Darin fahren zwei junge Frauen für ein Wochenende gemeinsam in die Berge; in eine Ferienwohnung, die beide aus ihrer Kindheit kennen. Ist das der Beginn der Wiederbelebung einer Freundschaft? Die Protagonistinnen schaukeln durch die Tage, besuchen altbekannte Orte, reden wenig und schweigen viel. «Flaum» fragt danach, was mit uns und unseren Beziehungen passiert, wenn wir erwachsen werden; wie wir erinnern und verdrängen, woran wir festhalten und wovon wir uns lösen.
This research project is focused on the act of walking as an artistic practice and as a method to trace the historical development of the bordersmof Zürich within the present landscape. This has been done by a series of speculative walks that have followed the paths of the borders in five different moments in time: starting with the Last Glacial Maximum (24,000 years ago), when the entire area except the Üetliberg was covered in ice, up to the zweite Stadtvereinigung in 1934 (present day borders). In these walks the intention has been to create a connection between
past and present, looking for traces or fragments (objects, places, situations, sounds, images, etc.) within the landscape that allow to construct a new cartography that entangles these different moments and delves deeper into alternative narratives of the city of Zürich. The artistic outcome has been a lecture-performance that constructs a non-chronological narrative through the development of the borders of the city of Zurich. Objects and places highlight unknown or little known parts of the history of the city and of how the center has related to the borders and what has been beyond. The text uses three languages and a lost sociolect to explore the nuances of translation of language and
experience. Using video, sound, projected images, traces/paper casts of objects and collected objects that unfold from a cardboard box; an ephemeral installation is slowly constructed that engages with layers of shadows, maps and traces of the pathway found through the city.
Ein interkulturelles Projekt zu Klangidentitäten im Nahen Osten und in Mitteleuropa.
Das Projekt «Listening Across the Borders» zielt darauf ab, zu erforschen, wie Identität sich durch Klang und Zuhören in den Regionen des Nahen Ostens und Mitteleuropas manifestiert. Inmitten der aktuellen Konfliktsituation in Israel und Palästina, geprägt von politischen und sozialen Spannungen, strebt die Initiative danach, neue Ausdrucks- und Kommunikationskanäle zwischen Künstler:innen aus Israel, der arabischen Welt und Europa zu schaffen. Die Schaffung sicherer Räume für Zusammenarbeit ermöglicht eine Reflexion über Identitäten und ihre Manifestation im Bereich des Klangs und Zuhörens, welche verschiedene, durch Narrative auferlegten Barrieren überwindet und einen fruchtbaren Boden für Dialog und gegenseitiges Verständnis bietet.
Das Projekt vereint Künstler:innen und Lehrende mit israelischen, arabischen und europäischen Hintergründen, um Aspekte des Klangs und Zuhörens aus künstlerischer und identitätsbezogener Perspektive zu behandeln. Durch die Konzentration auf klangliche Phänomene können die Teilnehmenden gemeinsame Narrative und Erfahrungen erkunden, die eine Plattform für kreative Ausdrucksformen bieten, die über politische Einschränkungen hinausgehen. Die Sensibilisierung für aktives Zuhören und das gemeinsame Erstellen von Klangwerken werden als wirksame Mittel zur Errichtung kultureller Brücken, zur Förderung von Empathie und zur Vertiefung des Verständnisses zwischen betroffenen Gemeinschaften dargestellt.
Die Ziele des Projekts umfassen die Erforschung von Klangidentitäten durch musikalische Improvisation und kollektive Schöpfung, die Förderung des kulturellen Austauschs zur Bereicherung des gegenseitigen Verständnisses und die Förderung der narrativen Flexibilität durch die Identifizierung von Dimensionen des Zuhörens, die bestehende Identitätsnarrative herausfordern können.
Das Projekt wird in sechs Phasen entwickelt, von der Sensibilisierung für das Zuhören bis zur Bewertung und Dokumentation. Face-to-Face- und virtuelle Workshops, kreative Sitzungen, die Remote-Erstellung gemeinsamer Werke und Veranstaltungen werden Teil dieses Prozesses sein, der in der Sammlung von Feedback, umfassender Dokumentation, Bewertung, Workshops und Vorträgen über den kulturellen und künstlerischen Einfluss des Projekts gipfelt.