Theaterprojekt Level 3, BA Theater, nach Öden von Horvath
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Theaterprojekt Level 3, BA Theater, nach Öden von Horvath
Subtitle
BA Theater, Level 3, Abschlussinszenierung mit den Fachrichtungen Dramaturgie, Bühnenbild, Schauspiel und Regie
Description
Ausgangspunkt der künstlerischen Auseinandersetzungen der diesjährigen Abschlussinszenierungen im BA Theater sind die drei Texte «Die Bergbahn», «Niemand» und «Sportmärchen» von Ödön von Horvath. In kollaborativen Prozessen sind vier Arbeiten entstanden, die sich dazu in Bezug setzen und die Texte frei interpretieren.
- Warmer Neuschnee in Baracke Nr. 4 eine Fahrt mit der «Bergbahn» nach Ödön von Horváth & Co.
- Niemand - ein Bestattungsreigen nach Ödön von Horváth
- «Kennst Du Hirsche?» - nach «Die Bergbahn» von Ödön von Horvath
- Wäre das Wetter nicht umgeschlagen - frei nach «Die Bergbahn» von Ödön von Horváth
Niemand
ein Bestattungsreigen nach Ödön von Horváth
Ödön von Horváth breitet in seinem Stück “Niemand” ein Panorama der Hoffnungslosigkeit aus: Im ausweglosen Treppenhaus hetzen Figuren auf der Suche nach Nähe umher; schauen zu tief ins Glas und in den Abgrund. Verlässt jemand freiwillig, unfreiwillig, tot oder lebendig diesen Unort, tauchen Neue auf, die Gläser zu putzen; Liebe anzubieten oder betrunken und aggressiv in der Ecke zu sitzen. Die Schwelle zwischen Tür und Angel, zwischen den Stockwerken wird zum gesellschaftlichen Mikrokosmos verschiedener Abhängigkeiten.
Wir erzählen einen möglichen Weg von Horváth Figuren, die in diesem Irrsinn nur Lösungen in ihrem vermeintlich geglaubten Radius des Machbaren suchen. So erzählen wir von Gier, Begierde, Wollust und letztendlich Mord. Über den Versuch, auszubrechen; das Scheitern und Verharren; das Aufbäumen und Aufgeben und - in den Worten Horvaths - von alten Bekannten und kleinen und grösseren Bestien.
«Kennst Du Hirsche?»
nach «Die Bergbahn» von Ödön von Horvath
Ich hätte eine Frage: Wenn das Wetter umschlägt, wird die Arbeit eingestellt hier oben, stimmt’s? Mir ist plötzlich so schwindelig geworden. Das dürfte wohl die Bergluft sein, die eben nicht jeder gewohnt ist. Schau mal meine Hände an, die platzen auf und sind rot. Meine Handschuhe? Schon zerfetzt. Aber jetzt wird weitergearbeitet, mit Hochdruck und sofort. Los! Das Wetter hält. Es hält? Sie passen doch auf aufs Wetter, oder?
Wäre das Wetter nicht umgeschlagen
frei nach «Die Bergbahn» von Ödön von Horváth
Tirol, 1925: Eine Bergbahn soll gebaut werden, unter Zeitdruck und unter unzumutbaren Arbeitsbedingungen.
Alle haben Angst. Die Arbeiter, der Ingenieur und auch der Aufsichtsrat.
Angst, das investierte Geld zu riskieren. Angst, das Gesicht zu verlieren. Angst, nicht mehr Teil der Gruppe zu sein. Angst davor, zu verschwinden. Angst vor dem Sterben.
«Wer werd denn damit amüsiert? Die! Wer geht dran zu Grund?! Wir!»
Das Ausgeliefertsein gegenüber der Staatsgewalt und der Kapitalmacht spiegelt sich im unkontrolliert wütenden Schneesturm.
In unserer Inszenierung sind die Ereignisse aus dem Stück längst vergangen. Der Schneesturm beschwört die Arbeiter und den Ingenieur wieder herauf. Können sie sich jetzt einander verletzlich zeigen, in ihrer Schuld und in ihrer Sehnsucht?
Zum Schluss bleibt die Frage: Wie können wir den Mut finden, das Unzumutbare als solches zu benennen?
Warmer Neuschnee in Baracke Nr. 4
Eine Fahrt mit der «Bergbahn» nach Ödön von Horváth & Co.
Ein zerstreuter Theatertext auf einer grünen Sommerwiese: Ödön von Horváths «Die Bergbahn», veröffentlicht im Jahr 1926. Wir greifen nach dem Papier. Fragen und Bilder aus einem vergangenen Jahrhundert ziehen aus den Blättern heraus an uns vorbei. Wie viel von Horváths Welt können wir atmen? Wie viel Geschichte kann aus Worten durch unsere Haut dringen? Ein Spiel beginnt. Wir berühren, befragen, und fast unbemerkt strecken wir Horváths Figuren die Hand aus. Ein Abend über die Suche nach einem Miteinander und nach Stärke, getrieben von der Frage: Wie können wir im aufeinander Rücksicht nehmen machtvoll sein?