Die vorliegende Publikation führt ein neues Schriftsystem ein, welches aus einer Basisschrift und vier visuell kryptischen Modifikationen besteht. Den kryptischen Schriftmodifikationen liegen unterschiedliche Techniken zugrunde, die ihren Ursprung in der Herstellung von Sicherheitsmerkmalen auf Banknoten und anderen wertvollen Druckerzeugnissen haben.
Während gängige Schriften um optimale Lesbarkeit bemüht sind, entziehen sich unsere Schriften dem Auge des Betrachters. Ihre Lesbarkeit ist von unterschiedlichen Parametern abhängig. Erst wenn diese erfüllt sind, kann die dargestellte Information entziffert werden. Die kryptische Erscheinung des Schriftbildes irritiert und fördert aufgrund des notwendigen Entzifferns die Interaktion zwischen dem Betrachter und der Drucksache. In einem Specimen werden alle Schriften und Schnitte aufgeführt und mit Informationen zu ihrer Herkunft und Funktionsweise ergänzt. Zugleich sollen Anwendungsbeispiele Möglichkeiten zu deren Weiterverarbeitung aufzeigen.
Jedes Museum hat heute einen eigenen Museumsshop. Die unterschiedlichsten Dinge und Werke werden in Museen gesammelt, erforscht und ausgestellt. Aber repräsentieren die Produkte, die in den Shops angeboten werden, auch die Inhalte der Ausstellungen oder Sammlungen? Die Studierenden gingen dieser Frage nach und entwickelten verspielte, provozierende, ironische und kontroverse Objekte und Produkte für die Shops ausgewählter Museen und Vermittlungsorte.
Zu recherchieren waren die kulturellen, sozialen, historischen, ökonomischen und ideologischen Aspekte des gewählten Museums. Durch Erproben von Designstrategien wie Transformieren oder Pimpen wurden Konzepte für brauchbare, absurde und auratisch aufgeladene Produkte, Gadgets, körpernahe Accessoires oder Kultobjekte entwickelt. Diese konnten nützlich sein, eine repräsentative Funktion für das Museum übernehmen oder auch Souvenir sein.
Nicht nur die Idee war entscheidend, sondern auch die Realisierbarkeit. Produkt- und Herstellerrecherchen sowie Kalkulationen waren Teil des Moduls. Der Fokus lag auf dem Entwurf, der Umsetzung und der Lancierung von Produkten in kleiner Auflage. Auch die Verpackung sowie die Art der Produktpräsentation im Hinblick auf die Besuchergruppen des Museums spielten dabei eine entscheidende Rolle, da sie den Kunden zum Kauf anregen.
Die in Handarbeit produzierten Kleinserien wurden erfolgreich zum Kauf angeboten in den Shops des Zoologischen Museums, des Museums Rietberg, des Schaulagers des Museums für Gestaltung, der Stadtgärtnerei und des Kulturama.
Anlässlich der 150. Jahresfeier der Musik-Akademie Basel (2017) wurde die Oper Im Bau von Michel Roth als Parcours durch das eigene Gebäude inszeniert. Dabei bewegte sich das Ensemble æquatuor entlang von 53 Stationen – neben den Konzertsälen auch Kellergewölbe und Warenlifte – und agierte sogar über das Haustelefon. Alltagslärm, etwa aus dem sich tatsächlich im Umbau befindenden Grossen Saal der Akademie, wurde situativ einbezogen. Die Tonaufzeichnung erfolgte konsequent multiperspektivisch und binaural. In einer aufwändigen Postproduktion durch die Forschungsabteilung der Hochschule für Musik FHNW in Basel (Holger Stenschke) entstand daraus eine Funkoper, die nun beim Label WERGO auf CD erschienen ist.
Komplementär dazu wurde eine instruktive Website entwickelt (Hannes Barfuss), wo das so gewonnene Material allgemein zugänglich und experimentell anwendbar ist unter www.imbauprojekt.ch. Die User*innen können sich sich dabei virtuell durch das Werk, Teile der Partitur, aber auch die Akustik der Musik-Akademie Basel und des Jazzcampus Basel bewegen, die Hörperspektive ändern, Klänge ergänzen oder einen eigenen Parcours der Protagonisten ausprobieren. 15 Videos (Lysann König und Linus Weber) dokumentieren überdies den Entstehungsprozess, der auch wissenschaftlich und musikhistorisch begleitet wurde (Originalbeitrag zur Geschichte der Funkoper von Antje Tumat).
Michel Roths Im Bau. 15 Klangräume nach Franz Kafka entstand 2012 im Auftrag von Lucerne Festival und Theater Basel (Regie: Georges Delnon). Die nun veröffentlichte Neufassung des Werks als Funkoper und interaktive Website reflektiert auch grundsätzliche Perspektiven, wie aktuelle Musiktheaterwerke abseits der Bühne allgemein zugänglich und erlebbar bleiben können.
Um meine Entfremdung von der Natur zu durchbrechen, habe ich mich nach draussen begeben. Vorwiegend hielt ich mich in Wäldern der Schweiz auf, inmitten von Vegetation. Dabei habe ich versucht kontemplativ in den Naturraum einzutauchen. Um die vor Ort erlebten Empfindungen, Ortsbezüge und Bilder festzuhalten, zeichnete ich Aquarellskizzen und schrieb meine Gedanken in Form von Textfragmenten auf. Diese unmittelbaren Aufzeichnungen sowie die nachwirkenden Empfindungen beeinflussten den anschliessenden Malprozess.
Die im Innenraum entstandenen Malereien fassen die vor Ort gemachten Erlebnisse auf einem Träger zusammen. Dabei bediene ich mich vorwiegend den Pflanzen entnommenen Formen, welche im Gesamtbild abstrakt fungieren. Die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit einer unmittelbaren Empfindung werden dadurch bewahrt.
Im Kreis laufen ist Ausgangspunkt, Herangehensweise und programmatischer Anker der Arbeit. Indem ich wortwörtlich im Kreis laufe, breche ich die Bedeutung der Redewendung auf. MEIN Kreis, den ich laufen möchte, ist durch Zäune, Häuser, private und öffentliche Räume segmentiert. Es gilt Hindernisse zu überwinden und mir mit Gesprächen Zu- und Durchgang zu verschaffen. Die Kletterei lässt mich meinen Stadt-Kreis als Hürdenlauf am eigenen Körper spüren. Die Interaktion mit den Menschen ermöglicht Einblicke in unbekannte Lebenswelten. Es ist mir gelungen, Menschen in meinen – besser UNSEREN – gestalterischen Prozess zu involvieren. Durch die aufwändige Umsetzung des simplen Konzepts gewinnt die Arbeit mit jeder Runde an inhaltlicher Dichte und ästhetischer Verbindlichkeit. Gefasst werden die Erfahrungen in einer filmischen Dokumentation. Reflektierend handelt die Arbeit vom Vertrauen und Scheitern, von Umwegen und vom Durchziehen eines Plans – also vom Gestalten.
Kr(e)ise halt!
Seit 2014 bringt das Online-Magazin Zollfreilager der Plattform Kulturpublizistik Spezialausgaben heraus, die Schlaglichter auf Phänomene rund um Kultur, Kunst und Migration werfen. Die Ausgabe "Im Welttheater" entstand im FS 2018 in Kooperation mit dem Zürcher Theater Spektakel. In Essays, Interviews und Vor-Ort-Betrachtungen widmet sich die Ausgabe Fragen des Aufführens und Vorführens in einer globalen Welt. Dabei nimmt sie auch Geschichte und Gegenwart des Theater Spektakels in den Blick.
Lokale Verwurzelung auf der einen und globale Ausrichtung des Festivals auf der anderen Seite, Repräsentationen des Fremden und die Blicke des heimischen Publikums, das geheimnisvolle Dazwischen der Aufführung und die Logik des Spektakels – über diese und weitere Themen haben Studierende und Dozierende des Master Kulturpublizistik, Gastautoren aus der Theater-, der Kulturwissenschaft und der Postkolonialen Theorie, aber auch die Macher des Theater Spektakels selbst in ihren Beiträgen – oftmals aus kritischer Perspektive – nachgedacht.
Die Ausgabe wurde redaktionell verantwortet von Eva Mackensen und den Kulturpublizistik-Studierenden Joana Schertenleib und Eva Wittwer. Zum erweiterten Redaktionsteam gehörten Studierende, Dozierende und Ehemalige des Master Kulturpublizistik.
Der Prozess ist nicht nur der Weg zum Ziel, sondern ein wichtiger Bestandteil einer Arbeit und bietet viel Inspiration. Arbeitsspuren sind Momente der Ästhetik.
Einem altbekannten Objekt wird Aufmerksamkeit geschenkt. Die Schale ist in der Evolutionsgeschichte ein relevantes Gefäss, dessen Form sich als Grundelement vielseitig in unser Leben eingeschlichen hat. <i>ImPuls</i> setzt den Fokus auf die Vielseitigkeit der Materialität und Bearbeitungstechniken von Schalen. Verformen, schnitzen, schmelzen, pressen … und all dies mit alltäglichen Materialien. Durch das kontrollierte Zulassen von Zufällen werden Aussergewöhnlichkeiten herbeigeführt. Das Entstandene wird fortlaufend kombiniert, gegenübergestellt, weitergedacht und bearbeitet. Gewichtet wird die Wertschätzung des Prozesses.
Mit den Auswirkungen des Klimawandels durch menschliche Aktivitäten verändern sich oder verschwinden Orte, lebende Organismen und menschliche Kulturen schneller, als dass sie katalogisiert werden können.
«Impermanent Earth» ist ein Kunstprojekt und digitales Archiv, das als Reaktion auf diese Veränderungen geschaffen worden ist und das die Lücken zwischen wissenschaftlicher Forschung, professionellem Journalismus und mündlicher Erzählung schliessen will. In diesem Projekt wird versucht, lokale Geschichten von sich verändernden Räumen über alle Medien hinweg zu sammeln, um das kollektive Gedächtnis zu bewahren.
Ausserdem möchte die Arbeit dazu anregen, über die sich verändernde Welt um uns herum nachzudenken. Je mehr Einträge gesammelt werden und je grösser das Projekt wird, desto besser sollten wir verstehen können, welche Auswirkungen der Klimawandel auf unser Leben hat, wie Menschen andernorts mit diesem Wandel umgehen und wie sie sich anpassen.
Transnational adoptions are shaped by cultural, economic, legal, and social conditions. The EP “In Absence Of (Experience Creole)” shows how this practice, which has existed since the 20th century, can affect bodies and what resistance strategies and narratives these bodies find. The literary text, respectively the lyrics, of the EP prance along a bizarre horror story and its consequences, culminating in seductive ecstasy. It marks three ways of dealing with the colonial adoption experience: exaggeration, inversion, and refusal.
Nicolas Walker da Silva’s practice investigates the nexus of capital, race and technology. The project aims to deconstruct colonial-racial techniques of violence for profit and death, and to imagine and generate anti-colonial possibilities for liberation. Working across film, literature, sculpture and sound, Walker da Silva employs methods of political geography and cultural analysis. The practice is a study of the complexities and tensions between these issues, and a program for exploding the collective imagination.
Written and directed by Nicolas Walker da Silva
Voice performance by Yara Dulac Gisler
Produced by Modulaw
Seen by Jumana Issa
Body performance Noah Kwaku Petschi
Mich fasziniert das Unscheinbare in meiner Umwelt, weil es schneller übersehen wird und wir uns deshalb weniger damit beschäftigen. In unserer Gesellschaft ist die Zeit für Auseinandersetzungen mit scheinbar Unauffälligem eher nicht gedacht. Das führt zu einer Aberkennung der Relevanz und einem Gefühl der Überlegenheit unsererseits.
Ich will unsere dominante Haltung gegenüber der Natur aufzeigen, und einen alternativen Umgang vorzeigen, indem ich mich mit Flechten und verdorrten Sonnenblumen auseinandersetze und sie beleuchte. Wir müssen uns bemühen, wieder ein Gefühl für die Pflanzen und das Ökosystem zu bekommen, damit wir mit der Natur in eine Beziehung treten und sie wertschätzen können.