Levyn Bürki; Chiara Giardi; Caroline Glock; Pascale Gähler; Claudia Heim; Bruno Heller; Desirée Hieronimus; Lorenzo Emanuele Metzler; Yema Salzmann; Alice Sommer; Cynthia Stucki; Mareen Wrobel; Anthonie de Groot
Title
Combining Collections – An Exhibition on Posters
Subtitle
Die Ausstellung ist im Rahmen des Seminars «Combining Collections» des Master Art Education Curatorial Studies in Zusammenarbeit mit Museum für Gestaltung Zürich und dem Archiv ZHdK entstanden.
Das Seminar «Combining Collections» setzt sich mit den Sammlungsbeständen im Museum für Gestaltung und dem Archiv der Zürcher Hochschule der Künste auseinander. Sammlungen sind nicht neutral und statisch, sondern befinden sich ständig in Veränderung und werden stets neu interpretiert. Welche Geschichten erzählt werden, mit welchen Ereignissen die Objekte in Verbindung gebracht werden, und mit welchen Perspektiven auf die Dinge geschaut wird, ist eine zentrale Frage der Ausstellung «Combining Collections – An Exhibition on Posters». Die gezeigten Kombinationen werden als Experimente verstanden, die zu neuen Assoziationen und Erkenntnissen in Bezug auf Funktionen, Herausforderungen und Potenzialen der Sammlung anregen sollen.
Studierende des Master Art Education zeigen ihre Recherchen und Kombinationen auf einem Plakat im Weltformat (128 x 89,5 cm).
Die Ausstellung ist im Rahmen des Seminars «Combining Collections» des Master Art Education Curatorial Studies in Zusammenarbeit mit Museum für Gestaltung Zürich und dem Archiv ZHdK entstanden.
Mit Levyn Bürki, Anthonie de Groot, Pascale Gähler, Chiara Giardi, Caroline Glock, Claudia Heim, Desirée Hieronimus, Lorenzo Emanuele Metzler, Yema Salzmann, Alice Sommer, Cynthia Stucki und Mareen Wrobel
This exhibition combines posters on women’s suffrage in the collection of the Museum für Gestaltung Zürich and in the National Library of the Republic of San Marino. My research started with the poster “Frauenstimmrecht Nein” (Donald Brun, 1946). When I first saw it, its big red “Nein” hit me like a blow. Following this experience, I got interested in the Swiss history of women suffrage and the one in my home country, the Republic of San Marino. The juxtaposition of the posters shows similarities in the main arguments.
However, through research on books, articles and little interviews, I realised how different the two movements where: the Swiss campaign with its strong opposition by women and the Sammarinese one with the influence of the Church, meaning that social progress had to come ‘from the right’. Interestingly, I could also trace a certain cyclicality in the way women successively gained and were deprived of their rights throughout history. This perspective is complemented by works like “ The Handmaid’s Tale” which projects the issue into a dystopian future and challenges the view of a teleological progression towards more rights for everyone. By covering up anything which had to do with ‘women/men’ and ‘yes/no’, I wanted to challenge the integrity of works which were designed to be as unmistakable and essentialist as possible: the lonely child picking her nose (poster by Hugo Laubi, 1946) could then be waiting for her mum… as well as her dad, or maybe just a parent?
Was gehört in eine Sammlung, die vorgibt «Objekte alltäglicher sowie künstlerisch anspruchsvoller Designkultur» zu sammeln und den Fokus auf eine «umfassende Darstellung des Schweizer Designs [legt], die mit Referenzbeispielen internationaler Herkunft konfrontiert wird»? Eero Saarinens Womb-Chair steht im Hochregallager der Designsammlung. Seine Prototypen und Waffen, die er während des Zweiten Weltkrieges für das CIA entwarf, finden sich jedoch in keiner musealen Sammlung.
Wieso fehlen Schusswaffen in der Designsammlung des Museums für Gestaltung?
Schusswaffen sind mit hohen Anforderungen an Designer*innen verbunden. Sie sind Mittel zum Zweck, und sollen effizient, präzise, zuverlässig, kompakt, leicht, langlebig, ästhetisch und zunehmend auch intelligent sein. In seinem Text «Vom Stand der Dinge» spricht der Medienphilosoph Vilém Flusser darüber, dass Designer*innen, die «gute», also treffsichere und funktionstüchtige, Waffen gestalten, zweifelsohne hervorragende Leistungen in ihrem Feld erbringen. Jedoch sindFragen der Verantwortung und Ethik im Industriedesign so umstritten, dass Waffendesigner* innen lieber anonym bleiben wollen. Hält sich das Museum für Gestaltung unter dem Deckmantel politischer Neutralität aus der Diskussion heraus? Meine Ausstellung ist eine assoziative Kombination zwischen bereits vorhandenen Sammlungsobjekten und Objekten, die sich aus meiner Sicht für die Debatte zu Waffen als Designobjekten anbieten.
Verbindungen schaffen ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens. Wir wollen Systeme verstehen und Muster erkennen, Strukturen durchschauen und Zusammenhänge herstellen, um uns sicher in einer Welt zu fühlen, die wir nicht durchschauen können.
Der amerikanische Philosoph Timothy Morton prägte in den letzten Jahren den Begriff des hyperobjects, den ich im Buch The New Dark Age des britischen Künstlers James Bridle zum ersten Mal hörte und an den ich bei dieser Recherche denken musste. Hyperobjects sind Dinge die man beschreiben, studieren und berechnen kann, die aber nicht direkt erkenntlich sind. Zum Beispiel gibt es die ganz offensichtliche Überwachung, dazu steht in meinem Plakat im Zentrum dazu das Panopticon von Jeremy Bentham, ein Gefängnis das die gleichzeitige Überwachung vieler Menschen durch einen einzelnen Überwacher ermöglicht. Es gibt zudem Überwachungsformen, die sich über Jahrzehnte in unseren Alltag geschlichen haben und die wir nichtmehr wahrnehmen (wollen). Außerdem beschrieb Foucault das Wirkungsprinzip zwischen tatsächlicher Beobachtung und dem Wissen über die Möglichkeit einer potentiellen Überwachung. Daraus resultiert eine Anpassung an normative Erwartungen und damit die Selbstdiziplinierung. Foucault bezeichnet dies als Panoptismus.
Im eMuseum habe ich Plakate, Arbeiten und Designs zum allgemeinen Thema der Überwachung zusammengetragen und unteranderem Le Corbusier in Verbindung mit dem Panopticon gebracht, nicht als Beweis, sondern als ein aufzeigen einer Möglichkeit. Überwachungstechnologie ist für mich ein hyperobject.
Mein Zugang zu den Objekten in der Sammlung ist durch meine aktuellen Erfahrungen in Zusammenhang mit dem Coronavirus beeinflusst. Museale Schutzmassnahmen wie die Glasvitrinen vor den Marionetten von Sophie Taeuber-Arp lösen in mir ein Gefühl von Distanz aus. Die in Folie eingewickelten Textilien von William Morris lassen meinen Daumen über meinen Zeigefinger kreisen, um meinen Tastsinn zu überprüfen. Meiner Recherche durch die Plakatsammlung im eMuseum wird durch einen Videoanruf von einem Freund unterbrochen.
Glatte, transparente Oberflächen rücken in den Vordergrund meiner Auseinandersetzung mit der Sammlung. Ich frage mich: Wie fühlen wir uns in Zeiten einer Pandemie, wenn die Möglichkeit einer haptischen Erfahrung an einem geteilten Ort fehlt? Sei es im Museum oder im Privatleben. Überspitzt formuliert: Ist die Manipulation unserer Sinne ein Ausweg, um unsere Umgebung scheinbar zu berühren und berührt zu werden?
Mein Ansatz ist als ein Experiment zu verstehen, bei dem ich Abbilder ausgewählter Sammlungsobjekte verändere und mit dem ASMR (Autonomous Sensory Meridian Response) Phänomen verknüpfe. Ich habe eigene Objektsounds aufgenommen, die eine fiktive Verbindung zu den ausgewählten Objekten in der Sammlung aufbauen. Sowohl das Abbild wie auch der Sound referieren auf das gleiche Objekt, das physisch in der Sammlung aufbewahrt wird. Können wir Abbild und Sound vertrauen?