In der vorliegenden Bachelor-Thesis gilt mein Interesse der Untersuchung des politischen Potenzials, das in der Aktivität der Vorstellungskraft des Theaterpublikums liegt.
Durch die leibliche Co-Präsenz im Theater ist der zuschauende Mensch körperlich und geistig unbestreitbar immer ein wichtiger und aktiv beitragender Bestandteil des Aufführungs-Ereignisses. Was aber ist spezifisch politisch an der Art und Weise, wie die Vorstellungskraft des Publikums im (zeitgenössischen) Theater eine Rolle spielt? Gibt es einen gesellschaftlichen Wert dessen, was in der kollektiv geteilten Situation der Theatervorstellung erst mit und durch den Blick der/des individuellen ZuschauerIn (besonders in deren/dessen individueller gedanklicher Vorstellung) geschieht?
Das Thema der Atmosphäre und deren Erzeugung beschäftigte mich bis heute, wo ich sehr oft in einem begrifflichen geprägten Kontext (Theaterstudium) damit konfrontiert werde. Ich habe mich zunächst damit gefragt, was eine Atmosphäre sowohl begrifflich bzw. definitorisch als auch in einem künstlerischen Sinne ausmacht, wie die Erzeugung von Atmosphären sowohl im Alltag als auch im Theaterraum geschieht und wie sie rezipiert werden.
Dies führte mich unmittelbar zu der Frage nach dem Zusammenhang von Atmosphärenrezeption und Subjektivität. Inwiefern ist Atmosphäre ein rein subjektives Phänomen, wenn sie ihren Ursprung weder in einem klar greifbaren Gegenstand hat noch begrifflich erfassbar ist? Woran, an welchen Zeichen oder Momenten, lässt sich eine Atmosphäre festmachen? Wie relevant ist meine Rolle als Rezipientin für die Atmosphäre im Raum?
Als Theatermacherin interessiert mich das Phänomen des Medienwechsels. Das Theater, welches wir größtenteils an Stadttheatern sehen, basiert auf einer Transposition von Text zu Aufführung.
Wenn wir uns auf jene Aufführungen konzentrieren, die von einem Text ausgehen, können wir sagen, dass diese auf einem Wechsel von einem Ursprungsmedium in ein Anderes, Neues basieren.
Im deutschsprachigen Theaterraum gab es in den letzten Jahren vermehrt auf Spielfilmen basierende Inszenierungen. Trotz der Bedrohung, welche das Theater nun schon seit einem Jahrhundert durch den Film verspürt, ist die Umsetzung von Filmen für das Theater nun regelmäßige Praxis.
Ich glaube genau im Umgang mit der Unmöglichkeit, einen Film auf die Bühne zu bringen, kommen die besonderen Fähigkeiten des Theaters zum Vorschein.
In der vorliegenden Arbeit möchte ich mich auf folgenden Aspekt konzentrieren: Ich möchte versuchen, zusammenzutragen, wie die Wirkung des Samtenen Karnevals auf einen nicht-maskierten Zuschauer von Theoretikerinnen und Theoretikern, die den Anlass seit Längerem sowohl schreibend als auch aktiv gestaltend begleiten, beschrieben wird.
Mit der Frage, wie solche dem Anlass nahe stehenden TheoretikerInnen die Wirkung des Samtenen Karnevals auf einen nicht-maskierten Zuschauer beschreiben, gehe ich also auch auf Suche nach einem politischen und wirkungspoetischen Selbstverständnis der Prager Fasnacht. Ich möchte untersuchen, wie der Prager Karneval beim Zuschauer bedeutungswirksam wird und wie sich so auch seine politische Dimension dem Zuschauer vermitteln könnte.
Es scheint fast so, als herrsche bei der Verwendung dieses Begriffes ein allgemeingültiges Verständnis darüber, was ein Konzept ist und wie man es formuliert.
Diese Arbeit widmet sich den Begriffen des Konzipierens, des Konzeptes und der Theaterprobe. Sie versucht, diese Begriffe zu umfassen und sie in ein Verhältnis zueinander zu stellen. In welcher Relation stehen Konzept und Theaterprobe? Wie gestaltet sich ein sinnvolles Konzept? Sind Konzepte überhaupt sinnvoll?
Diese Arbeit soll Antworten auf diese Fragen geben und dabei noch viele neue Fragen generieren.
In meiner vorliegenden Bachelor-These beschäftige ich mich mit dem Begriff der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit soll in dieser Arbeit als Material für gegenwärtige Formen des Theaters verstanden werden. Dazu werde ich im ersten Kapitel zuerst auf den Begriff der Wirklichkeit eingehen, bevor ich die Verwendung der Wirklichkeit als Material erläutere.
Da dieser Arbeit vor allem mein eigenes theatrale Schaffen zugrunde liegt, werde ich als hauptsächlichen Untersuchungsgegenstand mein Kollektiv-Projekt "Das Boot Ist Voll – Welches Boot?" ergründen. Zu diesem Zweck werde ich im zweiten Kapitel, anhand eines Probenberichts den Probenprozess zur Entstehung dieser Arbeit erläutern. Ziel der Untersuchung in diesem Kapitel ist es, die Verfahren aufzuzeigen, wie Material aus der Wirklichkeit gesammelt wurde und wie die Auseinandersetzung damit stattgefunden hat.