Raum entsteht durch Bewegung und Zeit. Da Raum nicht eindimensional ist, benötigt man Zeit, um diesen wahrzunehmen. Erst durch Zeit wird Raum zu Raum und jeder Raum hat eine Eigenzeit. Die drei Parameter Raum, Zeit und Bewegung sind gegenseitige Bedingungen füreinander.
Dies bildet für mich den Anstoss, mich in dieser Arbeit mit dem künstlerischen Mittel der Wiederholung zu beschäftigen.
Mich beeindruckt, wie die durch Wiederholung erzeugte Dauer mich beansprucht und wie durch die Wiederholung desselben der Inhalt sehr klar wird und doch in jeder Wiederholung eine weitere Bedeutung bekommt.
Wiederholung, der auch eine Bewegung eingeschrieben ist, benötigt die Medien Zeit und Raum, um wirken zu können.
In der vorliegenden Arbeit beschäftige ich mich dem öffentlichen urbanen Raum als Ort performativer Inszenierungen. Die Stadt, der urbane Raum, ist eine einzigartige, von Menschen gemachte soziale, architektonische und materielle Raumkonstruktion, die das Alltagsleben der Bewohner und Besucher bestimmt und definiert.
Insbesondere im zeitgenössischen Site-Specific Theatre setzt man sich mit den vielseitigen und universellen Qualitäten der öffentlichen Räumlichkeit auseinander. Das Theatergebäude als kulturelle Institution wird bewusst verlassen, um das reale Alltagsgeschehen als Grundlage der Inszenierung zu verwenden.
Ich möchte mich deshalb im Folgenden anhand zweier Fallbeispiele mit der Frage beschäftigen, durch welche Mittel diese Wahrnehmungsveränderung im öffentlichen Stadtraum erzeugt wird und welche Rolle das Publikum innerhalb dieser Inszenierung einnimmt.
Im Zusammenhang mit meinen eigenen Arbeiten setze ich mich intensiver mit unterschiedlichen Künstlern und Künstlerinnen auseinander, die sich auf neuen Wegen mit Bewegung und Raum beschäftigen. Dabei interessiert mich vor allem die Verbindung zwischen szenografischen Mitteln und Choreografie. Die szenografischen Mittel implizieren für mich Objekte, Technologien, Klänge, Gerüche, Personen und alles Weitere, was zur Herstellung einer bestimmten Raumatmosphäre eingesetzt werden kann.
Ich suche daher Arbeiten, in welchen die Choreografie durch eine räumliche Anordnung erst zum Entstehen gebracht wird, oder umgekehrt, wo die Bewegung den Raum und seine Wahrnehmung verändert.
Zu Beginn dieser Arbeit werde ich die beiden Künstler William Forsythe und Anne Teresa De Keersmaeker vorstellen, ihre Vorgehensweisen im Umgang mit Choreografie, Raum, Tänzer/-innen und Besucher/-innen beschreiben.
Die Berge haben den Menschen immer schon imponiert und waren eine Leinwand für Ängste und Bedürfnisse.
Die Römer prägten das Bild der furchterregenden, nur schwer kultivierbaren und passierbaren Alpen. Dieses Image hielt sich bis zur Industrialisierung. Ein Image, das nicht vor Ort gezeichnet wurde, sondern von Städtern, die aus der Ferne auf die Berge blickten. Es war somit mehr Darstellung als Wahrnehmung, eine Projektion von Vorstellungen und Ängsten vor der Natur.
Die Angst vor der Natur schwand jedoch allmählich und es kamen romantisierte Darstellungen von der ungezähmten, aber bewohnten Wildnis auf. Claudia Burger vom Alpenverein Salzburg spricht sogar von einer Massenflucht in die Berge: «Die Leute suchen etwas, von dem sie glauben, dass sie es nur in den Bergen finden.»
Aber was genau ist dieses etwas, das sie suchen?
Für welche Vorstellungen und Werte werden die Berge heute als Projektionsfläche benutzt?