Drei Pärchen erledigen gleichzeitig ihre Einkaufe in einer Möbelhauskette. Sie alle stehen vor einer grossen Veränderung in ihrem Leben. Ein junges Paar ende zwanzig plant die gemeinsame Hochzeit und den langeersehnten Umzug ins Eigenheim. Zwei beste Freunde anfang zwanzig beklagen sich über Pärchen und schreiende Kinder im Laden. Für sie ist der Einkauf im Möbelhaus ein reiner Zeitvertreib. Eine Mutter und ihre Tochter suchen im Eiltempo letzte Einrichtungsgegenstände für das neue Zuhause der Tochter. Drei unterschiedliche Perspektiven auf den Beziehungsalltag.
Ausgangspunkt der Masterarbeit von Alina Mathiuet ist das Potential von sogenannten Übersprungshandlungen. Sie treten unbewusst auf, sind individuell und nicht gesellschaftlich normiert. Sie untersucht das Phänomen Übersprungbewegung aus verschiedenen gestalterischen und theoretischen Perspektiven.
Mit Objekten soll die tragende Person auf die unbewusste Handlung des eigenen Körpers aufmerksam gemacht und sensibilisiert werden. Anhand prototypischer Schmuckstücke wird untersucht, inwiefern unterschiedliche Materialien und Formgebungen sich auf die Person auswirken und die haptische Empfindung in der Mensch-Objekt-Beziehung betrachtet.
Mein Blick gleitet durch einen Raum. Ein Sitznachbar folgt konzentriert der laufenden Diskussion. Er ist mit einem grauen Kugelschreiber ausgerüstet, allerdings ist er nicht besonders angeregt am Notieren, stattdessen bohrt er sich mit dem Stift eine Art imaginäres Loch in die Wange. Alle paar Umdrehungen des Stifts schliesst er sein Gebiss, drückt den Kugelschreiber dagegen und lässt mit einem Klickgeräusch die Mine hinein und hinaus fahren. Zwei Reihen weiter vorne nestelt sich eine Zuschauerin eine Haarsträhne aus dem Zopf, dreht diese um den rechten Zeigefinger, um sich dann mit dem eingewickelten Finger mehrmals über das Ohr zu fahren. Dann ist die Nächste mit ihrer Präsentation an der Reihe. Sie steht auf, geht nach Vorne und fährt sich von einem schniefenden Geräusch begleitet mit der linken Hand über die Nasenspitze, bis diese dem Druck der Reibung nachgibt, über den Nasenrücken gedrückt hochgezogen wird und wieder zurück an ihren Platz rückt. Diese Bewegung habe ich bei ihr öfters beobachtet. Zum Beispiel während hitzigen Diskussionen oder kurz vor dem Aufschlag des Gegners während einem Volleyball-Spiel. Es ist eine Berührung der Hand eines anderen Körperteils oder Kleidungsstückes, welche scheinbar nicht in die Situation passt und wird in der Literatur als Übersprungbewegung bezeichnet.
Ich selbst wurde von meiner Praxismentorin auf einige meiner eigenen unbewussten Handlungen aufmerksam gemacht. Dazu gehören: "die Hose an zwei Gurtschlaufen mit den Zeigefingern energisch nach oben zu ziehen" und "mit der rechten Hand über die linke Augenbraue fahren und die Stirnfransen zurück wischen". Nach der Rückmeldung versuchte ich mich auf die Bewegungen zu konzentrieren. Ich bemerkte die Handlung jedoch immer erst während der Ausführung. Es interessiert mich, dass diese Bewegungen unbewusst auftreten, individuell und nicht gesellschaftlich normiert sind.
In dieser Arbeit beschreibe ich dreidimensionale Objekte, die ich auf Grund dieser Beobachtungen entwickelt habe. Diese werden an der jeweiligen Körperstelle getragen, an der die spezifische Übersprungbewegung stattfindet. Durch das Objekt will ich die tragende Person auf die unbewusste Handlung des eigenen Körpers aufmerksam machen und sensibilisieren. Anhand der entstandenen Objekte untersuche ich, inwiefern unterschiedliche Materialien und Formgebungen sich auf die Person auswirken, wie sich die Funktionsweisen: Schmuck, Korrektur, Überzeichnung und Aufzeichnung auf die Übersprungbewegung übertragen und wie diese Entscheidungen bezüglich Form und Material auf meine Designpraxis zurückwirken. Der erste Teil eröffnet das Untersuchungsfeld mit den beschreibenden Beobachtungen meiner Modelle, die parallel oder im Vorfeld zur schriftlichen Arbeit entstanden sind. Durch die Untersuchungen stosse ich auf die Haptik als Bindeglied zwischen Objekt und Mensch. Auf diese Form der Empfindung wird im zweiten Teil der Arbeit, losgelöst von der Übersprungbewegung eingegangen. Ich beginne mit der Unterscheidung von taktil und haptisch, um dann die haitische Empfindung in der Mensch-Objekt-Beziehung zu betrachten. Zwei Beispiele aus der Designpraxis zeigen abschliessend auf, wie Haptik Körperempfinden vermitteln kann.
Die Masterthesis untersucht das Über:leben und Über:arbeiten von Kulturschaffenden mit Klassismuserfahrungen. Die Dualität des Titels greift dabei auch die zwei Perspektiven der Schreibenden auf, jene der angehenden Kuratorin und jene der Arbeiter:innentocher. Auf der Grundlage der Diskurse um Klassismus und Hegemonie im Kulturfeld wurden Interviews mit sechs Kulturschaffenden geführt. Durch die Interviews werden singuläre Erfahrungen als kollektive sichtbar gemacht, die Rückschlüsse auf Ausschlussmechanismen im kulturellen Feld zulassen. Bei den Interviewpartner:innen handelt es sich um Kerim El-Mokdad, Franziska Weygandt, Kristina Dreit, Stirnimann-Stojanovic, Sonja Heim und Katharina Klang. Die Autorin geht in der Thesis der Frage nach, wie eine antiklassistische Praxis im Kulturfeld aussehen könnte.
Das folgende Paper versucht eine Adaption einer Fragestellung der postkolonialen Kritik auf die kuratorische Praxis, indem die Frage der indischen Philosophin Gayatri Chakravorty Spivak: «Can the Subaltern Speak?» auf Künstler:innen, angewendet wird, die vom Kunstbetrieb ausgeschlossen werden. Spivaks Konzept der epistemischen Gewalt wird auf eine Bevölkerungsgruppe angewendet, die sich zwar nicht ethnisch von der Mehrheit unterscheidet und doch von Machtstrukturen, die sich geschichtlich manifestiert haben, ausgeschlossen wird. Im Transfer aus dem klinischen in das Kunstfeld durch Jean Dubuffet 1949 ist mit dem Begriff Art brut eine Vereinfachung und Pauschalisierung passiert, die noch heute nachwirkt. In der Mythenbildung des Anderen durch die Kunstrezeption spielen Begrifflichkeiten eine wichtige Rolle. Die von Michel Foucault genannten Effekten des Diskurses bestimmen das Aussen und das Innen. Diese nicht materielle Infrastruktur kann durch die Präsentation, die Rezeption und das Publizieren neugeordnet werden. Anhand zeitgenössischer Projekte wird die Frage untersucht, inwieweit die kuratorische Praxis diesen Prozess der Neuordnung unterstützten kann, um Künstler:innen in den Kunstbetrieb einzuschliessen, bzw, um sie selber sprechen zu lassen, denn nach Spivak geht es darum, Infrastrukturen für die aufzubauen, die von den Strukturen des Staates abgeschnitten sind. Denn es sind keine Positionen von Aussenseitern, sondern verschiedene Stimmen aus der Gesellschaft und erst in der Zusammenführung und Gegenüberstellung diverser Positionen, wird eine gemeinsame Narration gebildet.
Zur Eröffnung des renovierten Stammhauses bespielt das Westschweizer Designbüro atelier oï die grosse, nun wieder doppelgeschossige Halle mit raumgreifenden Installationen. Die Troïka der Atelier-Gründer lässt uns eintauchen in eine Atmosphäre aus Licht, Farbe und Bewegung. Im gleichen Atemzug schafft sie eine Bühne für ihr vielfältiges Werk. Das Studio arbeitet interdisziplinär, international und in allen Dimensionen, von der Kaffeetasse bis zum Fabrikgebäude. Es entwirft für Firmen wie Foscarini, Louis Vuitton, Nespresso oder Röthlisberger und realisiert selbst initiierte Projekte – immer geprägt durch das Interesse am Zusammenhang von Werkstoff, Handarbeit und Form. Materialstudien, Prototypen, Produkte und Bilder geben Einblick in die ebenso systematische wie spielerische Arbeitsweise des atelier oï.
Zeynep, eine türkische Frau, soll ausgeschafft werden. Sie kommt nach Hause und schluckt Medikamente. Alleine in der Wohnung wartet sie, bis der Tod kommt. Die Erinnerungen, die sie in den Tod getrieben haben, tauchen auf.
Die Masterthesis beschäftigt sich mit ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit im Kontext der kuratorischen Praxis in Kunstinstitutionen. Kuratorische Herangehensweisen von ruangrupa an der documenta fifteen werden beleuchtet. Die Förderung von Nachhaltigkeit bezieht sich dabei u.a. auf die Bereiche Materialkreislauf, Transport und Kooperationsprojekte. Durch die Kunst sowie in der Vermittlung kann der Nachhaltigkeitsdiskurs in Kunstinstitutionen angestossen werden. Durch den Fokus auf Teilhabe und Diversität, die Förderung gesunder Aktivitäten sowie die Bereitstellung sozialer Orte zum Austauschen, Lernen und Zusammenkommen können sozial nachhaltige Strategien umgesetzt werden. Die Thesis verfolgt das Ziel, bestehende Umsetzungsmöglichkeiten von Nachhaltigkeit im kuratorischen Feld aufzuzeigen und über das Potenzial von Kunstinstitutionen als Katalysatoren für ökologische und soziale Nachhaltigkeit nachzudenken.
Tigerfinkli oder Federhüte, der Alpaufzug im Scherenschnitt oder die Katze aus Porzellan: Gestalterinnen und Gestalter setzen seit jeher tierische Materialien und Formen ein und erschaffen damit kunstvolle Bild- und Objektwelten. Ihre handgefertigten oder industriellen Objekte, Grafiken und Fotostrecken erzählen Geschichten von unserem Umgang mit den Tieren und den Rollen, die ihnen – vom gefürchteten Wildtier, über das Nutztier bis zum geliebten Haustier – zukommen. Bisweilen sind selbst Fabelwesen anzutreffen und bereichern die gestalterische Artenvielfalt ihrer Entwürfe. Die Ausstellung erkundet Tiere am Körper, im Wohnbereich sowie auf dem Teller und greift aktuelle Themen wie das Artensterben oder Veganismus auf. Ein Reservat und ein Parcours laden junge Tierfans zum selbst Entdecken und Gestalten ein.
Sie alle haben das gleiche Ziel: Veränderung! Und sie alle haben die gleiche Hürde, das Patriarchat. Eine dokumentarische Webserie über furchtlose Aktivisten im jüngsten Staat Europas: dem Kosovo. Im Rahmen unserer Bachelorarbeit setzen wir, Arzije Asani und Céline Stettler, uns mit der aktuellen politischen Lage der LGBTI- und Feminismus-Community und daraus resultierenden Protestbewegungen im Kosovo, auseinander. Unsere mehrteilige Webserie porträtiert verschiedene AktivistInnen im Kosovo. Über die drei Episoden hinweg stellen wir unsere Darstellenden vor, die Themengebiete, für die sie sich engagieren und zeigen persönliche Ausschnitte aus ihren Leben.
Çohu [tschohu], albanisch für «steh auf», ist eine dokumentarische Webserie, die Adelina Tërshani, eine junge Feminismus-Aktivistin und Lendi Mustafa, Pionier der LGBTI*-Bewegung, in ihrem Alltag in Pristina begleitet.
Die ethnografisch angelegte Dokumentation erzählt anhand der zwei Biographien von der lokalen Genderbewegung im Kosovo, einem jungen Land, das inmitten von rasanten Umbrüchen und Gegensätzen versucht, seine Position zu finden. Adelina und Lendi stehen exemplarisch für eine avantgardistische Generation, die sich lautstark für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit einsetzt. Die beiden setzen sich immer wieder Gefahren und Drohungen aus, um anderen eine Stimme zu geben. Sie leisten aktiv Widerstand gegen das Patriarchat, welches in Institutionen, der Gesellschaft und vor allem in den eigenen vier Wänden stark verankert ist. Gemeinsam stehen sie auf für die LGBTI- und Feminismus-Community und träumen von einem besseren Leben für eine gesamte Nation, die sich zwischen Modernismus und Tradition neu formieren muss.
Die Webserie umfasst drei Episoden von 14 Minuten Länge, ist im Internet öffentlich zugänglich und das Ergebnis einer interdisziplinären Diplomarbeit zwischen den Fachrichtungen Trends & Identity und Cast / Audiovisual Media.
*LGBTI: Lesbians, Gays, Bisexuals, Transgenders, Intersexuals, von der kosovarischen Community offiziell verwendetes Kürzel
Ändere den Aggregatszustand deiner Trauer oder Wer putzt Dir die Trauerränder weg?
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Date
14.01.2015-17.01.2015
Description
Womögliche Zielsetzung: Den Aggregatzustand der eigenen Trauer zu ändern. Ist er fest, ist er ein Stein im Bauch, der vom Herzen her in den Bauch hängt, das Herz schwer macht und lang zieht, länger als es gerne sein möchte. Ist er flüssig, wohnt er im Blut und verteilt sich überall hin, haltlos durchdringt er Kapillaren, Venen, usw. bis in die hinterste und dürftigst durchblutete Ecke des Körpers. Ist er gasförmig, ist die Trauer zwar aus dem Körper draussen, dafür in der Luft.
Grundsätzlich gilt: Es könnte auch jedes gesprochene Wort aus demselben sich dem Tod Überantworteten strömen. Sowie: Kommt darauf an, von wo man schaut, aber es ist strittig, ob und dass die Toten tatsächlich tot sind.