Diplomarbeit von Stéphanie Couson in der Fachklasse Fotografie 2005
"Was passiert durch die Konfrontation zweier auf den ersten Blick unvereinbaren Situationen – die Einkehr im eigenen
Körper durch das physische Erleben seiner selbst, indem man seine Aufmerksamkeit auf den eigenen Körper richtet
und die Bemühung um eine Selbstdarstellung vor der Kamera?
Stéphanie Couson zeigt die Gesichter von Menschen, die unmittelbar nach einem physischen Erlebnis im Zustand der
Verausgabung –.zwischen Kontrollverlust und Fassung – porträtiert wurden."
Diplomarbeit von Stéphanie Couson in der Fachklasse Fotografie 2005
"Was passiert durch die Konfrontation zweier auf den ersten Blick unvereinbaren Situationen – die Einkehr im eigenen
Körper durch das physische Erleben seiner selbst, indem man seine Aufmerksamkeit auf den eigenen Körper richtet
und die Bemühung um eine Selbstdarstellung vor der Kamera?
Stéphanie Couson zeigt die Gesichter von Menschen, die unmittelbar nach einem physischen Erlebnis im Zustand der
Verausgabung –.zwischen Kontrollverlust und Fassung – porträtiert wurden."
Diplomarbeit von Stéphanie Couson in der Fachklasse Fotografie 2005
"Was passiert durch die Konfrontation zweier auf den ersten Blick unvereinbaren Situationen – die Einkehr im eigenen
Körper durch das physische Erleben seiner selbst, indem man seine Aufmerksamkeit auf den eigenen Körper richtet
und die Bemühung um eine Selbstdarstellung vor der Kamera?
Stéphanie Couson zeigt die Gesichter von Menschen, die unmittelbar nach einem physischen Erlebnis im Zustand der
Verausgabung –.zwischen Kontrollverlust und Fassung – porträtiert wurden."
›Ermächtigt euch selber!‹ Die bildende Wirkung als Produkt
Name that can easily go onto 2 lines
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Untertitel
Wie schwer wiegen Produkt- und Kunstorientierung bei Entscheidungen in theaterpädagogischen Stückentwicklungen im Hinblick auf die Selbstermächtigung der Amateur*innen?
In meiner Arbeit als Theaterpädagogin habe ich oft zwei Stimmen in mir, die mich in Situationen der Entscheidungsfindung beeinflussen. Sie sitzen links und rechts auf meinen Schultern. Links ist die Pädagogik, die befürchtet, dass mein künstlerischer Anspruch die Gruppe, die Gruppendynamik, den Probenprozess überlagert und so pädagogischen Ansprüchen nicht gerecht wird. Rechts ist das Theater, das mir bewusst macht, dass am Ende der Proben ein Stück steht, ein Produkt, das den Zusehenden eine bereichernde Erfahrung und ein ästhetisches Erleben ermöglichen soll. Wie lassen sich diese Ansprüche vereinen oder zumindest in einen produktiven Dialog bringen - Kunst und Pädagogik, Prozess und Produkt?
Meine Master Diplomarbeit mit dem Titel „under new management“, 2021, basiert auf der Befragung des gesellschaftlichen Phänomens der immateriellen Arbeit im postfordistischen System. Die Schauspielkunst kann als immaterielle Arbeit gelesen werden.
Immaterielle Arbeit ist jene Arbeit die sich nicht physisch manifestiert, sie produziert kein greifbares Produkt, sie fördert und verkauft Emotionen. Die Optimierung von Kommunikation ist für sie unerlässlich. Sie wird außerdem durch die Auflösung der herkömmlichen Trennung, von privatem und öffentlichem Raum, geprägt. Aus diesem Grund stellt sich mir folgende Forschungsfrage: „Wie wirken sich, das gesellschaftliche Phänomen der immateriellen Arbeit im postfordistischen System und seine physischen Räume, auf die darin agierenden menschlichen Körper und ihre individuelle Wahrnehmung des Selbst, aus? Wie kann ein Empowerment von diesen Strukturen aussehen?“ Diese Fragestellungen versuche ich im Folgenden theoretisch und unter der Betrachtung zweier künstlerischer Postionen, zu beantworten. Des weiteren werde ich in meiner künstlerischen Praxis an diesen Fragen forschen und mit meinem eigenen Körper im Bühnenraum nach Antworten suchen.
Hierzu befrage ich unter anderem das Bild des gläsernen Towers, als Symbol für immaterielle Arbeit, als architektonische Essenz des postfordistischen Systems, als Sinnbild für das kapitalistische Streben nach Wachstum, als Raum dessen transparente Fassade eine klare Trennung zwischen Innen und Außen schafft. Er scheint über allem erhaben, eine Festung für die Macht und deren Missbrauch, ein Symptom des hierarchisches Systems, welches wie eine Champagnerpyramide top down befüllt wird und so auch die gesamtgesellschaftlichen Strukturen wieder spiegelt.
Eine erklärende Einführung
Immer wieder wird diskutiert, welches politische Potenzial Theater hat. Diese Frage begleitet
auch mich seit Beginn durch die letzten dreieinhalb Jahre meines Studiums. Dies
äußert sich in meinem künstlerischen Schaffen mit dem paradoxen Kollektiv NEUE
DRINGLICHKEIT4, als dessen Teil ich mich verstehe. Eine der in diesem Rahmen entstandenen
Arbeiten möchte ich in dieser Thesis genauer untersuchen. Die Arbeit kreist um
das Grundthema der Ethik „Was ist zu tun?“.
Diese Frage stellte ich mir während meines Studiums wiederholt aus Perspektive der angehenden
Dramaturgin. Wie könnte ein „Theater der Zukunft“ aussehen? Wie kann man das
politische Potenzial5 des Theaters als Möglichkeitsraum nutzen? In diesem Zusammenhang
stieß ich wieder6 auf Brechts Lehrstücktheorie. Es kam der Wunsch auf, diese Theorie genauer
zu untersuchen und in einer szenischen Forschung möglichst konsequent umzusetzen.
In einem Gespräch mit Manfred Wekwerth7 sagte Brecht über „Die Maßnahme“, dieses Stück
zeige am besten seine Vision des Theaters der Zukunft.8 Davon angeregt, wuchs der Plan,
„Die Maßnahme“ umzusetzen und dabei Brechts Lehrstücktheorie wörtlich zu nehmen.
Wie im Einstiegszitat zu dieser Arbeit deutlich wird, gab es offensichtlich eine ähnliche
Untersuchung Brechts. Die Aufzeichnung dazu scheint jedoch verloren gegangen zu sein.
Dies diente als weitere Motivation einen Versuch in diese Richtung zu unternehmen. Nicht
der Zuschauer solle etwas lernen, sondern der Spielende, besagt die Idee. Es würde also in
unserem Versuch keine Zuschauer geben. Das Experiment fand am 6. Februar 2014 auf
Bühne A im Theater der Künste der ZHdK statt.
Die Recherche für die vorliegende Arbeit erfolgte im Hinblick auf das szenische Experiment.
Formuliert wurde sie, nachdem das Experiment verwirklicht worden war und ist
gleichzeitig eine Reflexion desselben. Zwar beziehe ich mich auf Brechts Lehrstücktheorie
und gehe in groben Zügen auf den vorangegangenen Lehrstückdiskurs ein, jedoch ist diese
Thesis kein Versuch, die Brechtforschung in all ihren Facetten zu erfassen oder gar sich in
diese einzugliedern – dies würde ihren Rahmen sprengen. Das Interessante an dem Bild
von Brecht, das nicht nur in den Massenmedien9, sondern auch in der Forschung divers ist, ist die Zerstückelung in unterschiedliche Aspekte seines Seins, Schaffens und Wirkens:
Aufschlussreich ist dazu beispielsweise ein Blick in die sehr verschiedengestaltigen Biografien
Brechts: So gibt es „Brecht und die DDR“, „Brecht in Amerika“, „Brecht in Augsburg“,
„Brecht in Buckow“, „Brecht in Skandinavien“, „Brecht und die Frauen“, „Brecht
und der Sport“, um nur einige Titel zu nennen, die erscheinen, wenn man im Verzeichnis
der Zentralbliothek Zürich (ZB) „Bertolt Brecht“ eingibt. Dieser Herangehensweise werde
ich mich anschließen und mich auf Brecht in der Lehrstückphase und besonders seine persönlichen
und theoretischen Schriften diesbezüglich konzentrieren. Diese Phase seines
Schaffens umfasst den Zeitraum seines Lebens zwischen 1929 und 1935. Auf Brecht als
Figur10, Autor und Theatermacher werde ich nur am Rande eingehen.
Diese Bachelorthesis habe ich aus der Perspektive einer praktisch ausgebildeten Theatermacherin
formuliert, die im Dramaturgiestudiengang der ZhdK ihren Schwerpunkt auf szenische
Forschung gelegt hat.
Als zweiten Teil der Einleitung werde ich zunächst die Arbeit des Kollektivs NEUE
DRINGLICHKEIT näher erläutern, um die Position, aus der ich spreche, zu verdeutlichen.
Dann folgt ein Exkurs über das Lehrstück, seine Entstehung in der Zusammenarbeit von
Brecht und Hindemith, eine Beschreibung der Lehrstücktheorie Brechts, ein kurzer Abriss
des Lehrstückdiskurses sowie beispielhaft die Schilderung eines Versuchs der theatralen
Umsetzung der Lehrstücktheorie durch das Kollektiv She She Pop am Staatstheater Stuttgart.
Exemplarisch werde ich „Die Maßnahme“ als Stücktext betrachten und seine Aufführungs-
und Rezeptionsgeschichte näher untersuchen.
In einem zweiten Teil folgen eine Versuchsbeschreibung der szenischen Forschung sowie
eine Reflexion der Umsetzung einer Theorie des Lehrstücks, die nicht einmal vom Autor
selbst so konsequent verfolgt wurde, und seine Wirkung an diesem Abend. Die Rückmeldefragebögen
(wir haben die von Brecht für das Publikum entwickelten Fragebögen von
1930 verwendet) werden in einem gesonderten Kapitel behandelt und Auswirkungen auf
das künstlerische Schaffen der NEUEN DRINGLICHKEIT dargestellt.
Zum Schluss werde ich hoffentlich der Vision eines politischenTheaters der Zukunft und
was wir daraus von Brecht lernen können, einen Schritt näher gekommen sein.
10 „Figur“ meine ich hier auch im Sinne von Mythos, das wofür Brecht steht, nicht nur als Mensch, sondern
als bedeutender Künstler im 20. Jahrhundert, der nun in den Reihen der „Klassiker“ zu finden ist.
5
Die folgende Arbeit untersucht die künstlerische Arbeit am Theater im Kontext der Theaterprobe und stützt sich auf diverse Literatur und auf eigene Erfahrungen, welche ich innerhalb einer Spielzeit an einem Haus als Regieassistentin gemacht habe. Die Subjektivität dieser eigenen Erfahrungen
ist mir bewusst, ich habe jedoch diese Erfahrungen mit der jeweiligen Literatur abgeglichen, um eine objektive Haltung meiner Untersuchung gegenüber zu wahren. Ebenfalls ist es mir bewusst, dass diese Eindrücke sich auf ein Haus beziehen und Arbeitsabläufe und Probensituationen von Institution zu Institution anders ablaufen. Sie geben jedoch trotzdem einen Einblick in die künstlerische Arbeit an einem subventionierten Theaterhaus.
In meiner Arbeit möchte ich mich dem Vergleich zweier Probenprozesse widmen. Zum einen werde ich mich dem Probenprozess Ulrich Rasches auseinandersetzen, zum anderen mit den Theaterpraktiken von Gardzienice, die ich im ersten Kapitel vorstellen werde.
Im Oktober 2016 nahm ich im Rahmen meines Master-Schauspielstudium an der Zürcher Hochschule der Künste an einem einmonatigen Kurs bei Anna Zubrzycki in Wrocław teil, die mithilfe der Methoden und Praktiken von Gardzienice mit uns geprobt und gearbeitet hat. Mit Ulrich Rasche probe ich zurzeit „Die Bakchen“ von Euripides am Burgtheater Wien und werde diese beiden individuellen Herangehensweisen beschreiben, vergleichen und analysieren. Es sind zwei Produktionen, die mir sehr am Herzen liegen. Ich finde eine schauspielerische Offenbarung in beiden Ansätzen, auch wenn diese sehr verschieden sind. Ich habe mich für diese Untersuchung entschieden, da mir innerhalb meines Schauspielstudiums immer wieder Gerüchte über die schauspielerische Arbeit über den Weg gelaufen sind, da ich immer wieder Gerüchte über die schauspielerische Arbeit hörte. SchauspielerInnen müssten „abliefern“ es würde kaum am Ensemblegeist gearbeitet und jedeR müsse selbst u.a. die Textarbeit erledigen. Das Ensemblegefühl innerhalb von Stadttheatern ginge scheinbar verloren. RegisseurInnen seien mehr mit der Ästhetik und ihrem Konzept beschäftigt, als mit schauspielerischer Arbeit. Regisseure wie z.B. Christopher Rüping gäben deswegen Kurse für RegisseurInnen wie u.a. an der Zürcher Hochschule der Künste oder der Otto-Falckenberg Schule, da die neue Generation von jungen KünstlerInnen viel mehr durch Bilder geprägt sei und die Arbeit am Wesen der SchauspielerInnen immer mehr in den Hintergrund geriete.
Ich frage mich somit, was heutzutage Ensemblearbeit an einem Stadttheater wie dem Burgtheater bedeutet. Wie verläuft die Körper- und Textarbeit an solch einem großen Haus? Und wie verläuft diese in kleineren Theatergruppen? So entschied ich mich, zwei Probenprozesse miteinander zu vergleichen: ein fast in Vergessenheit geratenes "Dorftheater“ mit der gigantischen Theatermaschinerie Ulrich Rasches. Beide verfolgen eine körperliche, rhythmische, musikalische Arbeit. Dabei will ich nicht die beiden künstlerischen Ansätze und Endergebnisse bewerten, beurteilen oder interpretieren. Es geht mir darum, die schauspielerischen Arbeitsansätze zu beobachten und zu erläutern.