Theaterspielen wirkt. Viel und oft. Wuchtig und subtil. Mal erwünscht, teils auch nicht. Aber wie genau wirkt es? Mir fehlt ein Wort. Kann das überhaupt eingefangen werden?
Vorliegende Arbeit ist ein Versuch, genau das zu tun. Folgende Fragen haben sich im Laufe meiner Untersuchungen präzisiert und dienen meiner Arbeit als Gerüst, Leitfaden und Brille:
1. Welche Potenziale hinsichtlich «ästhetischer Erfahrung» weist eine ortsspezifische Theaterarbeit für eine Schulklasse auf?
2. Welche Erfahrungsprozesse hinsichtlich «Bündnissen» können sich aus einer ortsspezifischen Theaterarbeit für eine Schulklasse ergeben?
Im Fokus meiner Fragen stehen die Kinder der 6. Klasse, die ich im Fahrwerk Ö begleiten durfte. Ihre subjektive Sicht ist es, die diese Untersuchung antreibt. Theoretische Überlegungen zu Wirkungspotenzialen und sozialen Themen des Theaters gibt es viele.3 Eher noch jung sind Publikationen, die ortsspezifische Theaterarbeit fokussieren. Aber wie verhält es sich, wenn diese Komponenten zusammenkommen und dabei Schüler:innen zu Wort kommen? Wie schildern sie das Erlebte?
Theater und Schule sind bereits zwei miteinander verknüpfte Elemente. Anders als an Hochschulen in der Schweiz oder in Deutschland, ist das Theater in der Primarschule und im Kindergarten zwar kein eigenes Schulfach, jedoch kommen die meisten Kinder in irgendeiner Form damit in Verbindung. Zum Beispiel durch einen Theaterbesuch in der Parallelklasse oder in einem professionellen Theater. Vielleicht aber auch durch das Spielen von Theater im Unterricht bis hin zum eigenen Theaterstück, das mit der Klasse aufgeführt wird. Gemäss diversen Erzählungen war dies für viele einer der Höhepunkte der eigenen Schulzeit. Ein grosses Projekt, wir auf der Bühne, alle Augen auf uns gerichtet.
Wie können sinnliche Wahrnehmungen und Erfahrungen, die beim Sehen von Theater gemacht werden, im Schulunterricht aufgegriffen, reflektiert und in eine Produktion gebracht werden, so dass ein Bildungsprozess in Gang gebracht und weiter gefördert wird?
›Ermächtigt euch selber!‹ Die bildende Wirkung als Produkt
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Untertitel
Wie schwer wiegen Produkt- und Kunstorientierung bei Entscheidungen in theaterpädagogischen Stückentwicklungen im Hinblick auf die Selbstermächtigung der Amateur*innen?
In meiner Arbeit als Theaterpädagogin habe ich oft zwei Stimmen in mir, die mich in Situationen der Entscheidungsfindung beeinflussen. Sie sitzen links und rechts auf meinen Schultern. Links ist die Pädagogik, die befürchtet, dass mein künstlerischer Anspruch die Gruppe, die Gruppendynamik, den Probenprozess überlagert und so pädagogischen Ansprüchen nicht gerecht wird. Rechts ist das Theater, das mir bewusst macht, dass am Ende der Proben ein Stück steht, ein Produkt, das den Zusehenden eine bereichernde Erfahrung und ein ästhetisches Erleben ermöglichen soll. Wie lassen sich diese Ansprüche vereinen oder zumindest in einen produktiven Dialog bringen - Kunst und Pädagogik, Prozess und Produkt?
Mit "Theater der Dinge" meine ich in dieser Arbeit Objekt-, Figuren- und Puppentheater. Den Aspekt, welchen ich im Theater der Dinge beleuchten werde, ist der, dass die Spielenden ein lebloses Material (z.B. eine Figur, eine Puppe oder einen Alltagsgegenstand wie eine Kerze) zur Darstellung nutzen.
Nicht der eigene Körper ist primäres Mittel der Darstellung, sondern ein vom Körper unabhängiges Objekt. In dieser Theaterform stehen, wie der Name schon sagt, die Dinge im Vordergrund. Aufgabe der Spielenden ist es, diese in den Fokus zu rücken und als Hauptakteure in Erscheinung treten zu lassen.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, herauszuarbeiten welche ästhetische Erfahrung die Spielenden beim Animieren machen und inwiefern diesen eine bildende Wirkung zugesprochen werden kann. Dadurch möchte ich einen Reflexionsrahmen schaffen, vor dessen Hintergrund die theaterpädagogische Arbeit mit nichtprofessionellen Spielenden im Theater der Dinge gestaltet und vertieft werden kann.