In der vorliegenden Bachelorthesis möchte ich mich eingehend mit den inhaltlichen Erzählmitteln des Films "Portrait de la jeune fille en feu" beschäftigen. Anhand dessen möchte ich aufzeigen, inwiefern die bestehenden Machtstrukturen des Male Gazes herausgefordert, unterwandert und unterbrochen werden können.
Zunächst gebe ich eine Einführung zu Laura Mulveys Essay «Visual Pleasure and Narrative Cinema», um dann auf die Definition des Female Gaze einzugehen. Ich stelle die Regisseurin, ihr Werk und die darin wiederkehrenden Leitgedanken und Erzählweisen vor, bevor ich mich einer ausführlichen Analyse des genannten Films widme. Dabei konzentriere ich mich anhand einiger Beispielszenen vor allem auf ein inhaltliches Motiv - die Entstehung eines Gemäldes - und auf die Inszenierung von Blicken. Welches politische Potenzial steckt in der Unterbrechung gängiger Repräsentationsmuster? Welche Sehgewohnheiten und Erwartungshaltungen reproduzieren das patriarchale Machtgefälle im Film und mit welchen Mitteln lassen sich diese Kategorien manipulieren?
Die vorliegende Arbeit startet den Versuch, einen Reflexionsraum über die eigene künstlerische Praxis zu öffnen, die sich in den letzten Jahren herausgebildet hat und durch das Regiestudium an der Zürcher Hochschule der Künste nachhaltig geprägt wurde.
Im Zentrum dieser Auseinandersetzung steht die Frage nach der Konstruktion von Identität und welche Rolle dabei der Erinnerung zukommt.
Sich selbst zu erzählen wurde zu einem Motor für meine Arbeiten. Unter einem soziologischen Blickwinkel interessieren mich stets die Erzähl- und Performancestrategien innerhalb einer individualistisch geprägten Gesellschaft sowie die Wechselwirkungen zwischen singulären und kollektiven Verhältnissen.
So steht im Zentrum meiner Arbeit oft die eigene Identität, die auf einem Experimentierfeld seziert und konstruiert wird.
Ein grosses Interesse gilt dabei dem dokumentarischen Zugriff: Dokument, Fälschung, Wirklichkeit, Autobiografie, Fiktion und Erinnerung sind Begriffe, die ich in meinen Arbeiten immer wiederfinde und die in mir im Verhältnis zum Material eine produktive Reibung erzeugen.