Welche dekolonisierenden Strategien zeichnen sich im kuratorischen Umgang mit ethnographischen Fotografien ab? Im Zuge der aktuellen Umstrukturierungen ethnographischer Archive und den damit einhergehenden gewünschten musealen Neuverortungen, erörtert die Masterthesis «Against the Colonial Gaze» (2020) kuratorisch-künstlerische Strategien, deren Intentionen darin bestehen, dekolonisierende Methoden für das Ausstellen von ebensolchen schwierigen Bildarchäologien zu entwickeln.
Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen europäischen Krise der Völkerkundemuseen sowie anhand der Ausstellung «Fiktion Kongo» (2019–2020) am Museum Rietberg werden dabei vordergründig die anthropologischen Komplexitäten fotografischer Bilder dechiffriert sowie zeitgenössische, künstlerische Forschungsmethoden auf ihr dekolonisierendes Potenzial hin zur Diskussion gestellt. Die darin verortete Auseinandersetzung mit den fotografischen Bildkonvoluten des Kunstethnologen Hans Himmelheber untersucht dabei, auf welche Weise(n) ethnographische Fotografien zu Beginn des 20. Jahrhunderts dazu beitrugen, koloniale Interessen zu rechtfertigen.
Mentor: Dr. Sønke Gau
Ko-Referent: Prof. Thomas Sieber
Im Rahmen ihrer Masterthesis setzt sich Marija Zivojinovic mit dem Material PET (Polyethylenterephthalat) auseinander. Abseits des regulären Recycling-Kreislaufs von PET entstehen Objekte, die den Themen Sammeln, Entsorgen, Verwerten und Umwerten diskursiv begegnen. Im Fokus steht der «agentische» Status des umweltbelastenden Materials, indem Material-Momente der Irritation, Unsicherheit und des Widerstands beschrieben werden. Ein Kerninteresse der theoretischen als auch künstlerischen Auseinandersetzung ist der eigentümlichen Performativität des Materials nachzugehen und dessen Widerständigkeit als Arbeitsmaterial zu befragen.
PET-Flaschen-Konstruktionen werden zu Denkfiguren und Metaphern indem ihre materiell-formalen Umstülpungen und damit verknüpfte Konzepte zur Disposition gestellt werden. Es werden Fragen zur Durchführbarkeit verlustfreier Recycling-Kreisläufe, der Appropriation oder nachhaltiger Materialität in der Kunst angeregt.
Die Arbeit befindet sich noch im Produktions-/Schreibprozess und wird Ende August abgeschlossen. Der Titel ist ein Arbeitstitel.
Im Rahmen ihrer Masterarbeit experimentiert Delia Stolpe mit dem fotografischen Verfahren der Cyanotypie. Die Autorin geht hier von einem Kerninteresse bzw. von der Fragestellung aus, inwiefern der tradierte Bildentstehungsprozess und dessen charakteristische blaue Färbung – traditionell hervorgerufen durch Sonnenlicht ausgesetzten und lichtempfindlichen Chemikalien – ein «Update» durch eine Bestrahlung mit Computerlicht erfährt. Was passiert also, wenn das Sonnenlicht durch Computerlicht ersetzt wird und die (blauen) Cyanotypien sozusagen doppelt blaues Displaylicht einfangen anstatt das Lichtspektrum von Sonnenstrahlen?
Die explorative Recherche zeigt beispielsweise, dass der Bildentstehungsprozess so eine Belichtungszeit von 24 Stunden abverlangt. In dieser Bildentstehungsphase sind die Chemikalien und das Computerlicht sich selbst überlassen und gewähren der Künstlerin keine Einsicht in den Prozess. Die 24-stündige Abwesenheit löste das Bedürfnis aus, sich theoriebasiert mit diesem Zeitfenster auseinanderzusetzen. In ihrer schriftlichen Thesis untersucht Delia Stolpe daher, welche Merkmale solche Zeitspannen der partiellen fotografischen Selbsttätigkeit aufweisen und setzt sich davon ausgehend mit der Co-Autorschaft, der Objektivität fotografischer Resultate und ihrer eigenen subjektiven Einflussnahme (als Künstlerin) auseinander.
Mentorat: Prof. Dr. Sigrid Adorf, Prof. Hannes Rickli
Acts of protest, demonstrations, social resistance, political response and collective demands have highlighted recent times. Through the photographic medium, movements worldwide have been captured and documented. But can photographs protest? What happens if photography ceases to “accompany” the protest in order to “become” the protest?
This work presents a fundamental research about the photographic medium in relation to the phenomenon of protest, as well as an exhibition concept under the title “Photography protests” for the Kunsthaus Bregenz. The theme of the exhibition explores photography as an active expression of protest through the work of three international artists: Zanele Muholi, Devin Allen and JR.
The research for the exhibition concept is based on a thorough analysis of two perspectives regarding the relationship between photography and protest through the commentary of selected exemplary photographs and authors: the historical representation of protest in photography and the notion of the photographic medium as an active tool to express protest.
Mentor: Paolo Bianchi
Ko-Referentin: Prof. Angeli. Sachs
Die Vermittlung des Museum für Gestaltung Zürich präsentiert im Rahmen der Ausstellung Sebastião Salgado – Genesis Resultate einer Workshop-Reihe für Schulen: In diesem zutiefst persönlichen Projekt zeigt Salgado in dramatischen Schwarz-Weiss-Fotografien seine Sicht auf die Schönheit der Erde. Was bilden seine Fotografien ab? Was wird in den Fokus gerückt, was wird ausgeblendet? Welche Geschichte(n) erzählen seine Bilder und welche künstlerischen Mittel setzt er ein? Schülerinnen und Schüler befassten sich mit dem Spannungsfeld zwischen Dokumentation und Konstruktion und übertrugen die Fragestellungen auf ihre eigenen Arbeiten. Die jungen Fotografinnen und Fotografen suchten im und um das Museum herum nach geeigneten Bildmotiven und setzten sie in Szene. Sie bearbeiteten die Fotografien digital und brachten sie in der Dunkelkammer in einem analogen Prozess auf Papier. Vom Ergebnis ihrer fotografischen Recherchen können Sie sich hier ein Bild machen.
Konzept und Durchführung: Simon Zangger, Fotograf, und Domenika Chandra, Mitarbeiterin Vermittlung
Projektleitung: Nicola von Albrecht, Kuratorin Vermittlung
Eine Workshop-Reihe in Kooperation mit schule&kultur, Bildungsdirektion Kanton Zürich
Stefan Sagmeister - MyCollection
Samstag, 28. Oktober 2017 - Sonntag, 11. März 2018
Das Museum für Gestaltung bewahrt in seinen Sammlungen über 500 000 Designobjekte. Dieser immense Fundus ist Basis für das Projekt MyCollection, das mit Stefan Sagmeister eine weitere Ausgabe erfährt. Der österreichische Grafikdesigner beschäftigt sich aktuell mit dem Thema „Schönheit“. Nach eingehender Recherche im Schaudepot präsentiert er seine persönliche Auswahl von Sammlungsobjekten und kommentiert diese. Darunter sind Stücke, die allgemein als gut gestaltet und schön gelten. Speziell ist Sagmeister fasziniert von Dingen, die unabhängig von Funktion oder Gebrauch hoch ästhetisch sind. Der eigentliche Sinn einer Sammlung ergibt sich durch Auswählen, Vergleichen und Kommentieren. „MyCollection“ zeigt die gestalterischen Vorlieben von Stefan Sagmeister – ohne dass auch nur ein Objekt von ihm selbst entworfen wurde.