Ein Vampir spielt einsam Klavier, Zombies musizieren schaurige Streichquartette – in seiner Masterthesis verknüpft Daniel Topka Gänsehaut auslösende Geräusche und Bilder zu einer Video- und Soundinstallation. Grundlage für die Arbeit ist eine transhistorische und übermediale Analyse von unterschiedlichen Referenzen. Ausgehend vom Horror-Klassiker «Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens» (1922) von F. W. Murnau und dem 100 Jahre später produzierten Horrorfilm «Smile» (2022) mit der intertextuell aufgeladenen Musik von Cristobal Tapia de Veer nähert sich Topka dem Thema an. Mit Horror lässt sich fiktionalisiert und trashig über gesellschaftliche Missstände sprechen. Dieser Ästhetik bedient sich Topka. Entstanden sind Filmsequenzen, die ihn und befreundete Musiker:innen als Monster zeigen und in denen die Grenzen zwischen high und low culture sowie die Kategorien von gutem und schlechtem Geschmack verwischt werden.
Heutzutage hat der Begriff «Alte Musik» seine Bedeutung grundlegend geändert: Bezog man sich damit noch vor wenigen Jahren grundsätzlich auf Musik, die vor der Wiener Klassik komponiert wurde, so hat die sogenannte historische Aufführungspraxis längst das Repertoire bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erobert. Dabei geht es schon lange nicht mehr nur um das Spiel «alter» Musik auf «alten» Instrumenten, sondern vielmehr um grundsätzliche aufführungspraktische Fragen musikalischer Interpretation, sei es auf dem historischen oder dem modernen Instrumentarium. So beschränkt sich die Arbeit einer Abteilung der Alten Musik an einer modernen Musikhochschule nicht mehr nur auf den selbstverständlichen Haupt- und Nebenfachunterricht auf «historischem» Instrumentarium. Die historische Aufführungspraxis in all ihren Facetten gehört heutzutage so selbstverständlich zum modernen Konzertbetrieb, dass sie auch in der Musikausbildung zur Normalität geworden ist. Im Studienjahr 2016/17 ist der Schwerpunkt einem der wohl wichtigsten Ereignisse der abendländischen Geschichte gewidmet: der Reformation, die vor 500 Jahren durch Martin Luthers Thesenanschlag ausgelöst wurde. Dass Luther gerade der Musik eine so besondere Rolle in seiner Theologie einräumte, sollte für den weiteren Verlauf der Musikgeschichte Massstäbe setzen. Etwa das Werk eines Johann Sebastian Bach ist ohne Martin Luther schlichtweg nicht vorstellbar.
Aber auch die Verdienste um die deutsche Sprache, die Luther sich mit seiner berühmten Bibelübersetzung erworben hat, sollen gewürdigt werden und einen Ausgangspunkt zur Beschäftigung mit der Sprachlichkeit und Sprachbezogenheit von Musik bilden.
Die in sieben Abschnitten vertonte mythologische Ikarus-Geschichte "l'Envol d'Icare" erfuhr mehrere Fassungen, bis Igor Markevitch die Komposition für zwei Klaviere und Schlagzeug umarbeitete. Béla Bartók, der Markevitch für "the most striking personality in contemporary music" hielt, schuf seine "Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug" 1937. Die beiden Trouvaillen in ungewöhnlicher Besetzung werden von vier Virtuosen ihres Fachs interpretiert - unbedingt sehens- und hörenswert!
Yulia Miloslavskaya, Mischa Cheung, Klavier; Rainer Seegers, Klaus Schwärzler, Alexander Ponet, Volker Schlierenzauer, Michael Juen, Schlagzeug.
Montag, 02.04.2012, 19.30 Uhr,
Zürcher Hochschule der Künste,
Grosser Saal, Florhofgasse 6.
Interpretatorische Tiefe, technische Brillanz und eine bestechende Bühnenpräsenz sind Leitlinien für das Pianova Quartett. Das Ensemble besteht aus künstlerischen Persönlichkeiten, die als ZHdK-Dozierende und im Orchester Musikkollegium Winterthur tätig sind.
Die Wurzeln und Hintergründe einiger der berühmtesten Werke der Kammermusik-Literatur zu erfassen, ist eines der Hauptinteressen des Pianova Quartetts - was Wunder, dass sich sein vorliegendes Konzertprogramm auf zwei Klavierquartett-Werke beschränkt: Nr. 3 op. 60 von Brahms, dessen Gestaltwerdung sich über 20 Jahre hinzog (Werkbeschrieb), sowie Nr. 1 op. 15 von Fauré, in dem dieser seinen eigenen, unverwechselbaren Stil fand (Werkbeschrieb). Ein Kammermusikabend mit garantiertem Hörgenuss, der für Diskussionsstoff sorgen wird!
Pianova Quartett: Rahel Cunz, Violine; Nicolas Corti, Viola; Cobus Swanepoel, Violoncello; Karl-Andreas Kolly, Klavier -- Werke von Brahms und Fauré