Während sich einige Schauspieler dafür einsetzen, dass zukünftig queere Rollen auch von queeren Personen verkörpert werden, kämpfen andere für ihre Überzeugung, dass Schauspieler*innen die Fähigkeit sowie das Recht haben alles zu spielen.
Es gibt hier keine einfache, vorgeschriebene Lösung. An dieser Stelle eine Debatte darüber weiter zu führen, würde bedeuten ein sehr komplexes Feld zu betreten. Ein Feld, welches keine klaren und eindeutigen Ergebnisse mit sich bringt und das im beschränkten Rahmen dieser Thesis leider nicht zu beantworten wäre.
Was heisst das aber nun für all die Schauspieler*innen, die ganz offen mit ihrer Sexualität umgehen und sich zu ihrer Homosexualität bekennen? Ist es für sie unmöglich an «grosse» Rollen zu kommen?
Werden sie in der Ausübung ihres Berufs diskriminiert?
Wie fortschrittlich und liberal ist die Theater- und Filmwelt wirklich?
Diesen Fragen möchte ich in meiner Bachelor Arbeit nachgehen und dabei herausfinden,
ob und wie sich die sexuelle Orientierung eines*einer Schauspielers*in auf den Beruf auswirkt und die Karriere beeinflusst.
Klassismus meint die Diskriminierung aufgrund von sozialer- bzw. Klassenherkunft und richtet sich vor allem gegen Menschen aus der Armuts- oder Arbeiter*innenklasse. Klassismus hat konkrete Auswirkungen auf die Lebenserwartung und begrenzt den Zugang zu Wohnraum, Bildungsabschlüssen, Gesundheitsversorgung, Macht, Teilhabe, Anerkennung und Geld.
Oft und vor allem zu Beginn meines Studiums wurde mir in Feedbackgesprächen mit Dozierenden gesagt, dass ich mir im Unterricht mehr „Raum nehmen“ müsse. In dieser Arbeit möchte ich dieser Forderung auf den Grund gehen und beleuchten, dass der Raum, den es sich zu nehmen gilt, nicht für alle gleich zugänglich ist.
Daraus resultiert meine Ausgangsfrage: „In welchen Situationen wird mir an unserer Hochschule Raum genommen?"
Da viele Kolleg:innen - und auch ich - bald die Schauspielschule absolvieren und in das Arbeitsfeld Theater einsteigen werden, sorge ich mich um unser Wohlergehen in diesem Beruf. Aus den Erfahrungsberichten von vielen theaterschaffenden Menschen, ist zu entnehmen, dass dieses Wohlergehen beispielsweise bei den Proben nicht gewährleistet ist.
Ich, als weisser Cis-Mann, ertappe mich immer wieder dabei in die gleichen diskriminierenden Fettnäpfchen zu treten. Zum Beispiel beim Nicht-Gendern in meinem alltäglichen Sprachgebrauch, beim Mansplaining in der abendlichen Runde unter Freund:innen oder beim Verwenden von politisch inkorrekten Worten.
Ich bin verantwortlich und sehe es als meine Aufgabe, aus meinen Fehlern zu lernen, und mich auf dem Weg zur Gleichberechtigung und Chancengleichheit, weiterzubilden, mir einen kritischeren Blick auf die Welt anzutrainieren, denn das ist nicht die Aufgabe der diskriminierten Menschen sondern die der Privilegierten.
Meine These ist also, dass der weiße Cis-Mann eine aktive Rolle im Kampf gegen die Diskriminierung am Theater und in der Welt hat und diese vor allem Lernen heisst.