Tee ist nichts anderes, als ein subtil parfümiertes Wasser, welches durch das Herauslösen von Aroma- und Gerbstoffen aus den Blättern der Teepflanze Camellia sinensis und assamica nach dem Aufguss entsteht. Um dem Wasser diesen Mehrwert zu verleihen, braucht es, je nach Tee, kochendes oder abgekühltes Wasser. Im Wasser beginnen sich die Teeblätter auszudehnen und benötigen zur Entfaltung ihrer exquisiten Aromen genügend Platz. Da die Geschmacks- und Bitterstoffe ein Verhältnis bilden, muss der Ziehvorgang entsprechend der Teeart nach einer gewissen Zeitspanne unterbrochen werden.
Unter diesen Anforderungen sind im Rahmen der ausgestellten Arbeit vier Objekte entstanden: ein Teekrug, eine Tasse, ein Glas und ein Tablett. Der Teekrug, aus zwei Kammern bestehend, wird für die Teezubereitung auf den Kopf gestellt.
«Um die halbe Welt» sind gepaarte Keramikschalen. Fragmente eines vergrösserten Fingerabdrucks spannen sich als Relief über beide Porzellangefässe und halten die beiden «halben Welten» visuell zusammen.
«Um die halbe Welt» ist zur Verwendung zu zweit gedacht. Ob das Gegenüber vis-à-vis sitzt oder ob man in Gedanken um den halben Globus reist, um die Welt mit der zweiten Hälfte zu teilen, sei dahingestellt. Durch das Öffnen der Weltkugel zu Welthälften soll das Teilen einer Welt performativ erlebt werden, zum Beispiel durch das Gespräch bei Speis und Trank.
«Um die halbe Welt» umkreist designstrategisch verschiedene philosophische Fragen zu Identität und Weltenwanderung und sucht diese im Material Porzellan zu verarbeiten und zu beantworten. Obwohl die Autorin einen persönlichen Zugang zu den Fragen wählte, ist das Produkt universell und auf unterschiedliche Lebensgeschichten adaptierbar.
Spaziergänge durch Opas Atelier. Sprunghaft vom einen zum nächsten, abbrechend, fortsetzend, abschweifend und ausschweifend. Ohne Punkt und Komma wird erzählt. Verzettelt. Sprechen warum, was, wie gemacht und wie man es auch hätte tun können. Selten warum etwas nicht abgeschlossen ist. Alles hat eine Geschichte.
Gibt es Gründe, weshalb wir Dinge nicht abschliessen? Was wird im Alter weitergegeben, losgelassen, festgehalten, aufgegeben und weitergeführt?
Ich nähere mich meinem Opa an, dokumentiere die Besuche in sechs Metern Zeichnung, und daraus wachsen keramische Nebenprodukte.
Was geschieht, wenn sich die Atmosphäre niederschlägt, die Luft durch Niederschläge gereinigt wird und sich ein grauer sedimentierter Staub auf Oberflächen absetzt?
Staubniederschlag ist sedimentierter Aussenstaub, zusammengesetzt aus akkumulierten Abrieben der weltlichen Tätigkeit. Dieses vermischte graue Material fungiert zwischen Absenz und Präsenz. Es triit als Informationsträger von vergangenen und momentanen, anthropogenen und natürlichen Handlungen auf oder bleibt als Mitbestandteil der Aussenwelt unbeachtet.
Mit keramischen Brennverfahren wird das lose und ständig migrierende Material zu einem eingebrannten Zeitzeugen transformiert. Der sedimentierte in seiner Erscheinung veränderter Staub funktioniert auf dem Porzellan als Glasur, als Farberzeuger und Verdedlungsinstrument.
Die Arbeit untersucht diverse Strategien, um die Un-/ Sichtbarkeiten des Staubniederschlags auszuloten und den sedimentierten Staub als wirkungsmächtiger Akteur im Zeitalter des Anthropozäns anzuerkennen.
Die skulpturale Installation ist eine Sammlung von mehrfarbigen, handgemachten Keramikgefässen in verschiedenen Grössen, die mit Sauerteig in verschiedenen Gärungsstadien gefüllt sind. Beide Materialien sind in der heutigen Gesellschaft allgegenwärtig und in der Geschichte verankert und schaffen so eine Plattform, um zeitgenössische Diskurse über Materialität, Natur versus Kultur versus Subjekt versus Objekt, Koexistenz, Verstrickung von Geschichten und den Akt des Machens als Form des Wachstums zu untersuchen. Das Kunstwerk wird von einer theoretischen Arbeit begleitet, in der untersucht wird, wie ein Fokus auf Materialität einen Kontext bietet, um unsere Beziehung zur Umwelt neu zu bewerten.
Margrit Linck
An der Drehscheibe und frei von Hand aufgebaut: Margrit Lincks Œuvre ist eine Hommage an das Medium Ton. Als erste Frau in der Schweiz eröffnete sie eine Töpferei und balancierte mit schöpferischem Elan und kreativer Freiheit mühelos zwischen angewandter und freier Kunst. Ihre konstante Auseinandersetzung mit Form, Ausdruck und Technik verlieh dem Handwerk stetig neue Impulse und machte sie zu einer Pionierin der Keramik. Ihre «Ikonen des Alltags» werden bis heute in der Manufaktur von Linck Keramik produziert. Mit Werken aus allen Schaffensphasen, Zeichnungen und Fotografien präsentiert die Ausstellung das bedeutende gestalterische Erbe und gibt Einblick in Margrit Lincks stetige Suche nach neuen Formen