Die Arbeit reflektiert die eigene künstlerische Praxis in Tongestaltung nach verschiedenen Aspekten von ökologischem Denken. Mit Hilfe von Ideen der Biomimicry, Ansätzen des regenerative Designs und Expert*innenwissen zur Flechtensymbiose formt sie eine eigenständige Herangehensweise an elektroakustische Klangkunst. Inmitten der Solarpunkbewegung und Strömungen aus der Kunst, wie Eco Art und Ecological Sound Art, findet sie ihren kulturellen Kontext. Die praktische Arbeit vertieft das angeeignete Wissen anhand eines elektronischen Musikinstruments, welches nach dem Vorbild der Flechtensymbiose aufgebaut ist. Entsprechende Prozesse werden mit solarbetriebenen Raspberry Pi Computer, Arduino-Board und Sensoren imitiert. Fragen hinsichtlich elektroakustischem Sound Design und musikalischer Gestaltung können so, mit Einbezug der erarbeiteten Perspektiven, konkret evaluiert werden.
Flüchtige Bilder, ein Duft, ein Wort, ein Blick – was bedeutet Heimat? Ist es dein Hund, der sich nach einem anstrengenden Tag an dein Bein kuschelt? Ist es der Weg zur Schule, den du als Kind gegangen bist? Ist es die Stimme deiner Mutter, in einer Sprache, die du nur fühlen, aber nicht verstehen kannst? Ein Geräusch, eine Berührung, eine Empfindung? Wo ist Heimat?
In «Roots, Relations, Recollections» gehen die Projektbeteiligten diesen Fragen nach und konzentrieren sich dabei auf die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Menschen mit asiatischem Hintergrund, die in Zürich leben. Einige von ihnen sind nach Zürich eingewandert, um hier zu arbeiten oder sich auszubilden, andere haben einen asiatischen Elternteil, und wieder andere haben Familien, die wegen des Krieges in die Schweiz geflohen sind. Wenn unsere Gesellschaft fragt, wie viele Asiat:innen in der Schweiz leben, möchte das Projektteam fragen, «wann» und «wer»? Sie sprechen damit von Individuen und Gemeinschaften, nicht von Punkten auf einem Diagramm.
In der Schweiz werden die asiatischen Kulturen immer noch durch den sogenannten weissen Blick wahrgenommen. Das Projektteam ist der Meinung, dass es höchste Zeit ist, Menschen mit interkulturellem Hintergrund zu Wort kommen lassen. Sie fragen sich selbst: «Sind wir bereit, authentische Erfahrungen zu teilen und uns auf andere einzulassen? Sind wir bereit, Zeugnis abzulegen, zu präsentieren, statt zu interpretieren?» Gemeinsam wird versucht, sich in die Nähe jeder Person zu begeben. Dabei sprechen sie weder «über» noch «für» sie. Ebenso sind die Projektbeteiligten bereit, sich mit mehreren Antworten auf eine scheinbar einfache Frage auseinanderzusetzen: «Wo ist Heimat?» Diese Fragen strukturieren das Gespräch. Die Projektbeteiligten erkennen ihre Fremdheit an und begegnen dem Anderssein mit Aufrichtigkeit, Gleichheit und Respekt.
Gesammelt werden Erfahrungen, Erinnerungen und Erlebnisse von Menschen. Das Projektteam taucht ein in die Zwischenräume zwischen dem Sichtbaren und dem Hörbaren. Der Schwerpunkt liegt auf der Produktion von Videos aus den Fragmenten, die in den verschiedenen Gesprächen gesammelt werden. Die Filme bilden Collagen aus Klängen, Poesie, Aufnahmen, Musik, Worten und Bildern. Anhand mehrerer Videoinstallationen wird die kollaborative künstlerische Arbeit in gleichzeitigen Videoprojektionen präsentiert.
Seit dem ersten Besuch in Tibet im Jahr 2010 ist Ni Daodao unzählige Male in der Region gewesen. Dabei hat sich eine tiefe Verbundenheit mit dem tibetischen Land entwickelt. Immer wieder hat Ni Daodao von tibetischen Freund:innen Geschichten über Vertreibung gehört und ist selbst Zeug:in brutaler Unterdrückungsmassnahmen geworden. Ni Daodao hat Bücher gelesen über die soziopolitische Geschichte des modernen und zeitgenössischen Tibets, zum Beispiel das Buch des Forschers Li Jianglin «When the Iron Bird Flies: China’s Secret War in Tibet». Je mehr Ni Daodao über das Leid und die Trauer Tibets erfahren hat, desto mehr ist klar geworden, dass die Geschichte Tibets bekannt gemacht werden muss. Nachdem der Telegrafist Atanobu aus Litang 1959 beobachtet hat, wie der Dalai Lama die Grenze überschritt, um China zu verlassen, schrieb er an die CIA: «Bitte informieren Sie die Welt über das Leiden des tibetischen Volkes.»
«Als Künstler:in und als Person, die aufgrund meiner fliessenden Geschlechtsidentität von der Mainstream-Kultur des chinesischen Festlands an den Rand gedrängt wird, fühle ich mich nicht nur mit der tibetischen Kultur verbunden, sondern glaube auch, dass meine künstlerische Praxis ein Mittel sein kann, um der Welt die Kämpfe des tibetischen Volkes zu vermitteln.»
Tibetische Gebetsfahnen sind kleine quadratische Fahnen mit aufgedruckten religiösen Texten und Bildern, die von den Einheimischen verwendet werden, um die Welt, die Natur und die Götter miteinander zu verbinden. Auf früheren Reisen nach Tibet hat Ni Daodao viele dieser Fahnen gesammelt – als Begleitung auf der eigenen Wanderung, vom chinesischen Festland in die Schweiz, dem Ort der Niederlassung. Zufälligerweise leben Tausende von Tibeter:innen in der Schweiz, vor allem in der Alpenregion, wo die Bedingungen ähnlich sind wie in Tibet. Die Region Linzhi in Tibet ist zum Beispiel als die kleine Schweiz des Ostens bekannt.
Seit vielen Jahren wollte Ni Daodao Werke schaffen, die die Geschichte Tibets erzählen, ohne genau zu wissen wie. Im Dezember 2022, als in Zürich der erste Schnee des Jahres fiel, beschloss Ni Daodao, visuelle und taktile Gedichte zu schaffen und sie mit Performance und Videoinstallation zu kombinieren. Durch die künstlerische Praxis hofft Ni Daodao, die Geschichte der tibetischen Diaspora in der Schweiz zu sammeln und zu teilen.
Ni Daodaos Projekt widerspiegelt den Wechsel der Jahreszeiten in der Schweiz. Ab dem Winter 2022 verwendet Ni Daodao zu jeder Jahreszeit die tibetischen Gebetsfahnen aus der eigenen Sammlung, um ein visuelles oder taktiles Gedicht zu schaffen. Zur Vorbereitung wird eine gründliche Recherche über die Geschichte der tibetischen Diaspora in der Schweiz durchgeführt. Dazu gehören Recherchereisen zu lokalen Bibliotheken und Archiven sowie Besuche und Interviews mit tibetischen Gemeinschaften, um mündliche Erzählungen über die eigenen Reisen und Überlegungen zu sammeln. In jeder Saison wird das von Ni Daodao erstellte Gedicht an einen schwebenden Ballon gebunden. Diesen schwebenden Ballon und das Gedicht nimmt Ni Daodao dann mit sich, durch soziale und natürliche Räume wie öffentliche Verkehrsmittel, tibetische Viertel, tibetisch-buddhistische Klöster, Berge, Flüsse und Seen. Die Performances werden auf Video aufgezeichnet und zu Videoarbeiten verarbeitet, die dann ausgestellt und verbreitet werden können.
Das Projekt widmet sich einem Austausch zwischen Künstler:innen-Positionen aus Kroatien und aus der Schweiz.
Sechs zeitgenössische Künstler:innen-Positionen machen zusammen eine Ausstellung – drei Künstler:innen aus Kroatien und drei, die in der Schweiz tätig sind. Durch den Austausch der jeweiligen Themen und künstlerischen Ansätze wird die individuelle künstlerische Praxis erweitert und bereichert. Es entsteht eine Sensibilisierung dafür, was die Künstler:innen aus internationalen Positionen bewegt und was sie miteinander teilen.
Die Kochwerkstatt0.1 war eine temporäre Küche an der Zürcher Hochschule der Künste und fand auf der Konzertsaalterrasse der siebten Etage zwischen dem 21.09.2023 und dem 25.10.23 statt. Sie wurde von margaretha jüngling konzipiert, geplant, aufgebaut, betreut und bespielt. Die improvisierte Werkstatt bestand aus einem ausgestatten Küchenwagen, einem freistehenden Waschbecken, Biertischen und Bänken, zwei Mikrowellenöfen und einer anfangs leeren Wand, dazwischen freie Fläche.
Die Kochwerkstatt0.1 als Pilotprojekt bot die Möglichkeit, neue Formen und Bespielungen einer Küche als Werkstatt an der ZHdK zu erproben. Sie formte ein Gefäss für margaretha jünglings Praxis des Kochens und Essens und nicht zuletzt einen belebten offenen sozialen Raum.
The Ephemeral
Rindermarkt, Zürich 05.04.-18.04.2021
Das Stück „The Ephemeral“ ist eine Auseinandersetzung mit der klanglichen Darstellung
von Präsenz und der Wahrnehmung von Distanz. Durch skulpturale Situationen werden klangliche Entitäten erschaffen, welche Erinnerungen an reale Klangwelten evozieren.
Ein Versuch dem Immateriellen Körperlichkeit zu verleihen.
Während zwei Wochen wurde der Rindermarkt 23 durch ein 8 Kanal Lautsprecher-System mit eigenen akusmatischen Kompositionen in installativer Form von Alban Schelbert und Merlin Züllig bespielt.
Die ZHdK zelebriert die Diplome 23 und mit ihnen ein facettenreiches Veranstaltungsprogramm im Toni-Areal: Am Donnerstag, 8. Juni, 17 Uhr, eröffnet Rektorin Karin Mairitsch die Diplomausstellung in der Eingangshalle des Toni-Areals. Die Vernissage der Diplomausstellung findet dieses Jahr im Rahmen der Installation des Departements Darstellende Künste und Film statt, Tanzperformances inklusive.
Danach ist das Publikum eingeladen, an der Ausstellung, bei Filmvorführungen, Konzerten, Tanz- und Theateraufführungen die Diplomprojekte zu entdecken. Die Abschlussarbeiten geben einen konzentrierten Einblick in die künstlerisch-gestalterische Vielfalt der ZHdK. Einige Beispiele:
Simona Boscardin (BA Cast Audiovisual Media): ON FIRE
ON FIRE ist ein satirisches Nachrichtenformat, das einen aufschlussreichen und sorgfältig recherchierten Blick auf Geschehnisse und drängende politische, soziale und kulturelle Themen in der Schweiz bietet. Die Pilotfolge wirft einen Blick auf die Woke-Debatte und geht der Frage nach, wie es um die Meinungsfreiheit in der Schweiz tatsächlich steht.
Elena Kaeser (BA Knowledge Visualisation): Bergdrama. Eine noch nicht eingetroffene Naturkatastrophe
Die Aktualität alpiner Naturgefahren verlangt eine allgemein verständliche Kommunikationsmethode. Ein Beispiel für einen potenziellen Bergsturz stellt «Spitze Stei» oberhalb von Kandersteg dar. Die 3D-Animation erlaubt das Miterleben einer noch nicht eingetroffenen Naturkatastrophe.
Feministische Lesung: Warum wir schreiben, manchmal auch schreien
10. Juni, 18:30 – 19:30, Toni-Areal, Zeichnungssaal 7.G01
Ist Schreiben eine Möglichkeit, gegen etwas zu protestieren? Und welchen Hürden begegnen wir, wenn wir die eigene Geschichte und diejenigen anderer Frauen aufschreiben? Die Kulturpublizistik-Absolventinnen Pascale Gähler, Hannah Grüninger, Annatina Nay, Noëmi Roos und Gianna Rovere reflektieren ihr Selbstverständnis als Autorinnen im Gespräch mit der Verlegerin Jil Erdmann.
Öffentliche Führung des Master Fine Arts mit der Kuratorin Anna Goetz.
10. Juni, 14 Uhr, Toni-Areal, Kino Toni
Zum Fokus Nachhaltigkeit werden am 19. Juni um 17.30 und um 19 Uhr Führungen angeboten.
Die Fachstelle Gleichstellung und Diversity organisiert am 20. Juni um 12.15 Uhr einen Lunch-Talk.
Diplomausstellung
Die Ausstellung findet vom 9. bis 23. Juni im Toni-Areal statt und ist täglich von 12 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Diplomfilme
An der Vernissage sowie vom 13. bis 15. Juni und vom 20. bis 22. Juni zeigen Filmstudierende ihre Abschlussfilme im Kino Toni im Toni-Areal. Zu sehen sind 17 Filme, ein Showreel und eine Ausstellung aus dem Production Design. Das Programm ist unter filmstudieren.ch/event/screening-diplomfilme verfügbar.
Weitere Diplomveranstaltungen
Im Juni sowie über das ganze Jahr verteilt finden im Toni-Areal und im Theater der Künste an der Gessnerallee in Zürich Diplomkonzerte, Tanz- und Theateraufführungen statt.
Lernziele / Kompetenzen:
Künstlerische Arbeit wird weg vom medienspezifischen und antiquiertem Geniekult als eine gemeinschaftliche Praxis erfahren, die mit einfachen Mitteln ein breites Publikum erreicht und dabei – sofern sie das will – auch eine aktivistische Dimension hervorbringen kann. Während dieser Exkursion kommen die Studierenden gerade durch den kollaborativen Charakter der in Teams zu erstellenden Zines mit den Erfahrungshorizonten von japanischen Studierenden in Berührung. Darüber hinaus lernen sie aber auch Institutionen und Akteur*innen in ihren Netzwerken vor Ort kennen und zu verstehen, was längerfristig zur Internationalisierung in beide Richtungen beiträgt.
Durch das Ansprechen der historischen Dimension des Formates und der räumlichen Layouts vor Ort sind die Studierenden dazu angehalten nicht nur über “öffentlichen Raum” als universell, gültige abstrakte Kategorie nachzudenken, sondern sich insbesondere mit situiertem Wissen und spezifischen Herausforderungen wie beispielsweise den aktuellen Umweltbedingungen oder den Konsequenzen der Atomverseuchung im Umkreis von Fukushima am Vorabend der Olympiade 2020 auseinanderzusetzen.
Inhalt
Zweiwöchiges Kooperationsprojekt mit der Tokyo Polytechnika University, Tokio
Studierende: 12 ZHdK und 12 Tokyo Polytechnika University (in Teams)
Form: Produktion von Zines und einer Ausstellung von den entstandenen Zines sowie den Zines aus Zürich der letzten Jahre.
Zines sind mit vorhandenen Möglichkeiten, von A bis Z selbst hergestellte Publikationen mit kleiner Auflage, die unabhängig vertrieben werden. Hervorgegangen aus der Do-It-Yourself-Kultur der Punk-Bewegung hat sich dieses Format in den letzten Jahrzehnten zu einer nicht zu unterschätzenden Möglichkeit entwickelt, selbstbestimmt andere Formen von Öffentlichkeit zu schaffen. Die TeilnehmerInnen recherchieren in gemischten Gruppen vor Ort und produzieren ein Zine in einer Auflage von mindestens 30 Stück.
Im Zentrum des Projekts stand die Beteiligung der fünf ausgewählten Studierenden aus dem Master Fine Arts – Aleyna Günay, Yoo Ra Hong, Mathias Lüscher, Nicolae Zamsa und Selina Zürrer – an der fünften Ausgabe der Art Encounters Biennale vom 19. Mai bis 16. Juli 2023 in Timișoara.
Gemeinsam mit dem Kurator Adrian Notz und seinem Kuratoriumsteam – Cristina Bută, Monica Dănilă, Edith Lazar, Ann Mbuti, Cristina Stoenescu und Georgia Țidorescu – wurde die Entstehung und der Verlauf der Biennale begleitet (u. a. in Form von Gesprächen und unter (remote) Beteiligung am Programm). Mitte Juli fand dann die Exkursion nach Timișoara statt, die den Studierenden den Kontakt vor Ort mit Künstler:innen ermöglichte, sowie die Umsetzung einer eigenen Arbeit im Rahmen der Abschlussveranstaltung (begleitet durch das Kuratorium und im Austausch mit lokalen Künstler:innen). In der Faculty of Arts and Design Timișoara konnten die Studierenden, dank der Unterstützung des Dekans der Schule, Camil Mihăescu, eine Ausstellung gestalten und in einer öffentlichen Präsentation ihre Arbeiten vorstellen.
Wieder in Zürich fand rückblickend ein Gespräch statt, um die vor Ort gesammelten Erfahrungen und Herausforderungen zu thematisieren. Zentral für das Projekt war die Stärkung von Trans- und Multikulturalität, welche bereits intrinsische Merkmale der Art Encounters Biennale sind. Im Kontext der Biennale und ihrer Lage in Osteuropa hat das Projekt zudem dazu beitragen, die eigenen Differenzwahrnehmung zu reflektieren.
The research project “Creating Commons” explores interstitial practices which open the space between art and commons. They are challenging established notions of contemporary aesthetic practice as well as of contemporary commons, requiring the development of a new theoretical and aesthetic framework for this emerging field.
The framing questions for the research are:
– how can new forms of organization and collaboration bring forth different kinds of cultural works and social relations?
– how are new property relations articulated?
– how can artistic practices contribute to the further developement of the commons as inclusive, diverse and democratic forms of organization?
– what role can art and an expanded understanding of aesthetics play in the advancement of the commons as a political project?
We think these are urgent questions, because commons constitute constantly evolving realities pointing beyond the growing commercialization of culture and its damaging effects.
The research project is located at the Institute for Contemporary Art Research, Zurich University of the Arts, financed by the Swiss National Science Foundation (grant: # 100016_169419) and conducted in cooperation with HeK (House of Electronic Arts Basel).
Research is conducted by Felix Stalder, Cornelia Sollfrank and Shusha Niederberger. The project started in January 2017 and runs for 36 months.
Das Projekt «Hands-on» hat ein Verfahren entwickelt, das künstlerisch-technische Prozesse in der Druckwerkstatt mehrperspektivisch und systematisch erfasst – detailliert in allen Arbeitsschritten, Teilhandlungen und Handgriffen, mit sämtlichen dabei verwendeten Materialien, Werkzeugen und Maschinen. So konnte ein Prototyp für eine potenziell umfassende Dokumentation gebaut werden, die nicht nur Handlungsabläufe, sondern auch die mit ihr eng verbundene Infrastruktur erfasst. Das Festhalten erfolgte mittels Kameras (Bewegtbildern), textlicher Aufzeichnungen und Interviews einerseits, andererseits über das digitale Inventarisieren von allem, was im Arbeitsprozess Verwendung fand oder erzeugt wurde – also auch der Artefakte und Spuren. Das Erfassen und Erschliessen folgte Methoden der qualitativen Forschung der Sozialwissenschaft und Ethnographie sowie der Archivpraxis.
Das Forschungsprojekt entwickelte eigens auch ein User Interface, eine Benutzerschnittstelle, die in zwei nebeneinanderliegenden Bildfeldern jene synchron aufgenommenen Videodokumente parallel aufführt, die den Künstler bzw. die Künstlerin und den Drucker in der Werkstatt bei der Arbeit zeigen. Zu jedem Zeitpunkt des filmisch aufgezeichneten Schaffensprozesses werden über den Zugriff auf die Datenbank sämtliche damit verknüpften Mediendateien, Aufzeichnungen und Inventarinhalte aufgerufen und dargestellt. Die Verknüpfungen sind über eine Kodierung bewerkstelligt worden, die wiederum Inventareinträge voraussetzt, die weit zahlreicher und differenzierter sind als in Museumsinventaren üblich. Das Kodieren gewinnt damit den Status eines wissenschaftlichen Erschliessens, wie wir es von traditionellen Inventaren her kennen. Um auch die einzelnen Arbeitsschritte, Handgriffe und sprachlichen Interaktionen in ihren Funktionen erfassen zu können, wurde speziell ein Prozessvokabular geschaffen und eingeführt.
Das Projekt «Hands-on. Dokumentation künstlerisch-technischer Prozesse im Druck» wurde vom Schweizerischer Nationalfonds (SNF) gefördert. Es wurde am Institute for Contemporary Art Research (IFCAR) der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) durchgeführt und dauerte drei Jahre (1. September 2018 bis 31. August 2021). Projektleiter war Christoph Schenker, Kunsttheoretiker und Experte in Künstlerischer Forschung. Zum Kern des Forschungsteams gehörten der Künstler Michael Günzburger und die Kunsthistorikerin Mara Züst, beide ausgewiesen im Feld des künstlerischen Drucks. Weitere Teammitarbeiter:innen waren der Filmschaffende Piet Esch, die Informationswissenschaftlerin Almira Medaric und der Wissenschaftsforscher Kris Decker.
Trading Zones: Camera Work in Artistic and Ethnographic Research
Contributions by Shirin Barghnavard, Laura Coppens, Heidrun Holzfeind, Louis Henderson, Daniel Kötter, Uriel Orlow, Bina Elisabeth Mohn, Anette Rose, Lena Maria Thüring, Zheng Mahler, Artur Żmijewski
Edited by Jürgen Krusche, Barbara Preisig and Laura von Niederhäusern, Institute for Contemporary Art Research IFCAR, Zurich University of the Arts, 2021
Print publication and e-book
Summary
Artistic and ethnographic work intersect where the camera is no longer merely an instrument of research or a visual medium. At this intersection, photographic or cinematic images themselves become the sensory bearers of latent knowledge. A shared field of Art and Ethnography opens up in this border zone. Its potential — for explorations, experiments and reflections — has far from been exhausted.
Between 2018 and 2020, a lecture series at Zurich University of the Arts (ZHdK) further investigated these relationships. The resulting contributions (by artists, filmmakers, visual anthropologists, and theorists) are gathered in the present volume. «Trading Zones» brings together essays, interviews, and image-based work that illumine the audio-visual practices of camera-related work while transcending generic conventions: What is the documentary value of fiction? How do video installations circumvent linear narrations and forms of representation? Is there a difference between aesthetic and scientific knowledge?
Although the authors have diverse disciplinary backgrounds, their contributions emphasize that the camera, as an apparatus, questions the material process of visual perception and enables conversations between author, subject, object, and viewer. The contributions as such take into account all levels of camera-based work: recording, post-production, and presentation. Thus, Camera Work in Trading Zones invites new approaches of theoretical and practical interest to artists, researchers, filmmakers, and ethnographers and establishes a basis on which these related fields enable inventive experiences.