Ein Mensch als Datenstruktur, der Brustkorb des Datenkörpers wird geöffnet, ein Ordner ein Sinnbild. Drei unterschiedliche Datenkörper folgen lautsprachlichen Anweisungen, interagieren miteinander, erzählen eine Geschichte.
Die Frage, wie wir Vokale erzeugen und wie sie sich in der Folge akustisch «abbilden», scheint im Wesentlichen geklärt: Wir phonieren und artikulieren. Wir produzieren mit den Stimmbändern einen allgemeinen Klang oder ein Geräusch und formen diese über die Resonanzen von Rachen, Mund und Nase zu einem einzelnen, spezifischen Laut. Dementsprechend werden Vokale akustisch über charakteristische Energiemaxima im Spektrum, über sogenannte «Formanten» beschrieben.
Intellektuelle und empirische Gründe, wie sie in dieser Schrift zusammengestellt und erläutert werden, geben aber Anlass zu einer ausgeprägten Skepsis gegenüber einer solchen Auffassung. Die vorliegenden Darstellungen und Erläuterungen lassen folgern, dass eine nachvollziehbare Theorie der Akustik von Stimme und stimmhafter Sprache, und mit ihr ein entsprechendes Verstehen von Vokalen als Leistung und Formgebung der Stimme, bis heute aussteht. Die Frage nach der Akustik der Vokale erweist sich mithin als ein ungelöstes Grundlagenproblem.
Rechteinhaber/in
Peter Lang AG, International Academic Publishers, Bern 2016
«Du bist Medea», sagt der Musiker und Mitspieler Johannes Rieder zu Maja Beckmann nach Aufführungsbeginn am 19.09.2020 in der Schiffbau-Box und wiederholt es direkt nochmals. «Du bist Medea». Dann wendet er sich ans Publikum und sagt: «Sie ist Medea.»
Maja Beckmann wird als Spielerin angerufen, Medea zu sein. Erst nach dieser Anrufung beginnt sie, Medea zu verkörpern und aus ihrer Perspektive zu sprechen. Sichtbar wird der Kampf der Spielerin Maja Beckmann mit der Repräsentation einer antiken Frauenfigur, der nicht nur das Töten von König Kreon und dessen Tochter Glauke, sondern auch der Mord an den eigenen Kindern zugeschrieben wird.
Sie wird förmlich in ihre Rolle gedrängt; vom Publikum, das eine Medea erwartet, von ihrem Mitspieler, der sie als Medea anruft und von sich selbst, die sie weiss, dass sie in diesem Moment auf der Bühne, Medea zu sein hat.
Auch wir werden täglich angerufen, etwas zu sein. Und genauso wie Maja Beckmann, aber auch das Publikum weiss, dass Johannes Rieders Aussage «du bist Medea» bedeutet, dass sie in der Rolle, die sie als Spielerin einzunehmen hat, ihre Kinder töten wird, wissen auch wir, welche Erwartungen mit den Benennungen, die wir erfahren, einhergehen.
Die Arbeit des Zeitungsreporters besteht in der Abbildung von Ereignissen der physischen Welt in Schrift (Codierung). Der Zeitungsleser sucht in den Linien, Kurven, Winkeln und Punkten Bedeutung (Decodierung). Meine Arbeit besteht in der Aneignung und Modifikation des Zeitungstext. Die Zeitungslektüre ist ein fester Bestandteil meines Tagesablaufs. Doch was bedeuten Morde in Afghanistan, Erdrutsche auf den Philippinen, spanische Fussball- und weissrussische Wahlresultate für mich? Welche aus den Unmengen von Informationen, die täglich auf mich hereinprasseln, die ich auch aktiv auf mich prasseln lasse, sind von Relevanz für mich? Lese ich die Zeitung, um Positionen einnehmen zu können, mich mit etwas zu identifizieren, mich von anderem zu distanzieren? Um eigene Probleme in Anbetracht von Kriegen und Katastrophen zu relativieren? Um meine Identität zu konstruieren? Welche Verbindungen bestehen zwischen meinem Mikrokosmos und dem
medialen Makrokosmos? Um die Fülle von Informationen nicht nur zu konsumieren, sondern auch zu verarbeiten, benutze ich Zeitungstext und -Papier als Rohmaterial für eigene Arbeiten.
Die Arbeit des Zeitungsreporters besteht in der Abbildung von Ereignissen der physischen Welt in Schrift (Codierung). Der Zeitungsleser sucht in den Linien, Kurven, Winkeln und Punkten Bedeutung (Decodierung). Meine Arbeit besteht in der Aneignung und Modifikation des Zeitungstext. Die Zeitungslektüre ist ein fester Bestandteil meines Tagesablaufs. Doch was bedeuten Morde in Afghanistan, Erdrutsche auf den Philippinen, spanische Fussball- und weissrussische Wahlresultate für mich? Welche aus den Unmengen von Informationen, die täglich auf mich hereinprasseln, die ich auch aktiv auf mich prasseln lasse, sind von Relevanz für mich? Lese ich die Zeitung, um Positionen einnehmen zu können, mich mit etwas zu identifizieren, mich von anderem zu distanzieren? Um eigene Probleme in Anbetracht von Kriegen und Katastrophen zu relativieren? Um meine Identität zu konstruieren? Welche Verbindungen bestehen zwischen meinem Mikrokosmos und dem
medialen Makrokosmos? Um die Fülle von Informationen nicht nur zu konsumieren, sondern auch zu verarbeiten, benutze ich Zeitungstext und -Papier als Rohmaterial für eigene Arbeiten.