Wie sprechen nicht-professionelle Akteur*innen über ihre Konzeption von Bühnenidentität -vor und nach einer besuchten Aufführung und in Bezug zur eigenen Stückentwicklung?
«Theater sehen und Theater spielen gehören zueinander wie ein paar Schuhe» –Christel Hoffmann
Gerne möchte ich mich diesem Satz von Christel Hoffmann anschliessen. In der aktuellen theaterpädagogischen Praxis beobachte ich allerdings eher ein Parallelangebot und eine Trennung zwischen Spielen und Sehen2: Theaterpädagogische Angebote sind meistens klar einer Seite zuzuordnen; es gibt Angebote, um Theater zu spielen (z.B. Spiel- oder Jugendclubs) oder Angebote, um Theater zu sehen (z.B. die «Voyeure»3, ein Angebot für junge Erwachsene, die sich in der regionalen Theaterlandschaft regelmässig Stücke ansehen und sich anschliessend darüber austauschen). In der Theatervermittlung, die sich an Zuschauer*innen richtet, nehme ich eine Entwicklung wahr, mehr Spiel in ihre Angebote miteinzubeziehen, etwa in vor- oder nachbereitenden Workshops für Stücke. Die reziproke Entwicklung, dass die Theatervermittlung in deren Zentrum das Spielen und Produzieren steht, sich aktiver der Seherfahrung widmet, entdecke ich weniger. Natürlich sehen sich die Teilnehmer*innen eines Spielclubs bei den Proben immer wieder gegenseitig zu und holen sich Materialien als Inspiration, meist passend zu den von ihnen bearbeiteten Themen. In meinem theaterpädagogischen Umfeld kenne ich jedoch keine Gruppe und habe bei meiner Recherche auch keine gefunden, bei denen ein Aufführungsbesuch zum festen Bestandteil ihres Probenprozesses gehört. Darin liegt für mich ein noch nicht ausgeschöpftes Potenzial für die praktische, produktionsorientierte Theaterpädagogik, über das ich gerne mehr herausfinden möchte. Wie könnte das Sehen und Spielen wieder näher zusammenwachsen und welche Bildungsmöglichkeiten ergeben sich dadurch?