Hier sieht man, zum Teil zumindest, einen Modelltyp, der sich vorderhand von künstlerischen, wissenschaftlichen und architektonischen grundlegend unterscheidet. Das Modell B777-300 von Boeing dient nicht in erster Linie oder zumindest nicht offiziell der Planung, dem Test oder der Forschung, sondern ist aus einem anderen Grund ein Modell: Durch die Benennung eines solchen Objekts als Modell wird das Augenmerk vom individuellen Objekt weg und auf das Vorbild gelenkt. Jedes nach diesem gebaute Flugzeug wird als Modell B777-300 bezeichnet, womit der Eindruck erweckt wird, dass zwischen den verschiedenen Intanziierungen des Modells, also zwischen verschiedenen Flugzeugen, kein relevanter Unterschied bestehe. Es handelt sich hier um eine versteckte Idealisierung, da sich die verschiedenen Flugzeuge desselben Typs durchaus voneinander unterscheiden, und zwar nicht nur aufgrund unterschiedlicher Kundenwünsche, sondern auch in der Charakteristik ihrer Flugverhaltens und der Art und Weise, wie sie sich für den Plioten anfühlen. Modellbegriffe wie dieser sind interessant, weil sie sich nicht direkt mit herkömmlichen Vorstellungen vereinbaren lassen.
Das Foto bringt das Modell auf schöne Weise mit dem Thema der Skalierung zusammen. Das komplexe Innenleben der Maschine erscheint in den Apparaturen, die zu seiner Herstellung notwendig sind, geradezu nach aussen gestülpt, wo es den Blick auf die aerodynamisch und ästhetisch optimierte Hülle weitgehend versperrt. (rw)